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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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nicht. Ihr Mann wird wissen wollen, warum ich erbe, und ihre Schwester wird es kaum erwarten können, es ihm zu erzählen und ihn dazu zu bewegen, ihr behilflich zu sein, meine Ansprüche abzuwehren.«

    »Also weiß die Familie deiner Mama immer noch nichts von dir?«
    »Nicht wirklich«, sagte ich.
    Voller Besorgnis schüttelte er den Kopf.
    »Das wird ja eine Beerdigung werden, Rain, mit einer Familie, die dabei um ihre Rechte streitet. Bist du sicher, dass du alleine damit zurechtkommst?«
    »Mir bleibt doch keine andere Wahl, Roy. Wenn ich das nicht tue, lasse ich Großmutter Hudson im Stich und gebe denen«, ich nickte in Richtung Haus, »was sie wollen. Das hätten sie doch am liebsten, dass ich einfach verschwinde, so tue, als existierte ich gar nicht. Mein Großonkel ist ein Experte, wenn es darum geht, so zu tun als ob«, fügte ich wütend hinzu. Roy ging auf meine versteckten Andeutungen und seltsamen Anspielungen nicht ein.
    »Vielleicht solltest du einfach abreisen, Rain. Du kannst sie vergessen und mit mir nach Deutschland zurückkehren. Viele Jungs dort sind verheiratet. Ihnen geht es gut. Das ist kein schlechtes Leben, und zumindest bist du nicht mit einer Bande Heuchler zusammen«, sagte er.
    Ich schaute zu Boden, trat gegen einen weiteren Stein und schwieg.
    »Keine gute Idee, was?«, hakte er nach.
    »Ich glaube nicht, Roy. Ich muss noch ein paar Fragen über mich selbst beantworten.«
    »Ja«, sagte er und schaute weg.
    »Ich schreibe dir, sobald ich weiß, was passiert«, versprach ich ihm.

    »Kommst du hierher zurück?«
    »Nicht hierher«, sagte ich und zeigte auf das Haus.
    »Aber nach England, ja?«
    »Vielleicht. Ich weiß es noch nicht. Es ist, als fliegst du eine Weile auf einem fliegenden Teppich, und plötzlich zieht ihn jemand unter dir weg. Ich schwebe jetzt nach unten, aber wo ich lande, weiß ich noch nicht.«
    »Du bist wirklich tapfer, Rain. Ich habe gar nicht gewusst, wie tapfer du sein kannst. Jemand anders an deiner Stelle würde zusehen, dass er den besten Schnitt macht, und verschwinden«, sagte er.
    »Vielleicht mache ich das ja noch.«
    Er starrte mich einen Augenblick an und schüttelte dann den Kopf.
    »Das bezweifle ich«, sagte er und ich lächelte.
    »Ich werde dich vermissen, Roy.«
    »Wirst du das? Gut. Vermiss mich sehr«, sagte er. »Vermiss mich so sehr, dass es wehtut.«
    Ich lächelte noch breiter, dann umarmte er mich, küsste mich aufs Haar und auf die Wange und setzte seine Mütze auf.
    »Dann mache ich mich wohl früher auf den Heimweg«, sagte er. »Die Fahrt ist sowieso ein Glücksspiel.«
    »Was soll das heißen? Ich dachte, du hättest deine Reise fest vereinbart.«
    »Ich fahre per Anhalter«, sagte er. »Ich muss den Truppentransport erreichen.«
    »Was passiert, wenn du ihn nicht erreichst? Das
hört sich nicht so an, als hättest du es besonders gut geplant.«
    Ich schaute ihn an, aber er wandte den Blick zu schnell ab.
    »Aber du hattest Urlaub, nicht, Roy? Du bist nicht einfach nach England abgehauen, oder?«
    »Klar hatte ich Urlaub.«
    Ich grinste ihn anzüglich an, und er lächelte.
    »Vielleicht habe ich ihn ein bisschen ausgedehnt, aber das ist alles.«
    »Roy Arnold, das hast du nicht gewagt!«
    »Ich komme schon klar«, wiegelte er rasch ab. »Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Eines Tages werde ich aufhören damit, alle Leute, die Kontakt zu mir haben, in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Hör auf, dir an allem die Schuld zu geben, Rain. Ich bin ein großer Junge, und ich tue nichts, was ich nicht will.«
    »Das wusste ich schon immer, Roy Arnold. Versprich mir nur noch eines«, sagte ich.
    »Nämlich?«
    »Tritt nicht in Kens Fußstapfen. Ganz gleich was passiert, tu das nie.«
    »Das brauchst du mich nicht versprechen lassen, Rain. Lieber wäre ich tot«, sagte er.
    Keiner von uns hörte sich jedoch besonders hoffnungsvoll an. Es war, als ob eine dunkle, drohende Wolke, die unsere Familie von Anfang an verfolgt
hatte, sich auf uns herabgesenkt hätte, und sosehr wir uns auch anstrengten, wir konnten uns nicht wegbewegen. Sie würde immer da sein.
    Ich stürzte auf ihn zu, küsste ihn rasch auf die Lippen und kehrte dann zum Haus zurück. Er sah mir nach, bis ich eintrat und die Tür schloss. Ich holte tief Luft und wollte den Gang hinuntergehen. Großonkel Richard kam aus dem Salon, als ich vorbeiging.
    »Sie und Ihr Bruder müssen sich sehr nahe stehen, wirklich sehr nahe, um sich so

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