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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Partei, beschränkte sich ganz auf das Formale, Korrekte.
    »Ich dachte, wenn wir uns vernünftig unterhalten, könnten wir Unannehmlichkeiten für alle Beteiligten vermeiden«, begann er.
    »Zu spät«, erwiderte ich unerbittlich. »Ich habe hier nur Unannehmlichkeiten erlebt.«
    »Das ist genau der Punkt. Warum soll man das fortführen? Ich könnte Victoria überreden, einem generöseren Kompromiss zuzustimmen. Wie klingt einen halbe Million Dollar?«
    »Ekelhaft«, sagte ich und wandte mich ihm zu. »Was lässt Sie glauben, die Beziehung zu meiner Großmutter hätte ein Preisschild? Welches Recht haben Sie, Dinge über mich anzunehmen? Was wissen
Sie über meine Träume, mein Verantwortungsbewusstsein und meine Liebe zu der Frau, die mir so viel gegeben hat? Ich bin nicht irgendein Makel, den man einfach überschminkt und dann vergisst.«
    Er starrte mich an. Trotz seiner Absichten sah er aus, als empfände er Hochachtung für mich.
    »Ich versuche nur, die Dinge richtig zu stellen.«
    »Für wen?«
    »Alle«, beharrte er.
    »Großmutter Hudson hat das bereits getan«, erwiderte ich.
    Er nickte, sah ein, dass es zwecklos war weiterzumachen, zuckte die Achseln und ging.
    Großmutter Hudsons Anwalt, Roger Sanger, ein Mann Ende fünfzig, rief mich persönlich an, um mir mitzuteilen, dass die Testamentseröffnung am nächsten Tag stattfand. Ich erzählte ihm von Victorias Einwänden und dass sie vielleicht vor Gericht gehen wollte.
    »Das weiß ich alles«, sagte er. »Ich habe viel Zeit mit Mrs Hudson verbracht, und Victoria weiß, dass ich als Zeuge des Testamentes fungiert habe. Es gibt keinen Zweifel, dass Mrs Hudson bei vollem Verstand war und genau wusste, was sie wollte.Victoria hat einige Male mit mir darüber gesprochen. Ich glaube, sie wird das schließlich verstehen.«
    »Wir werden sehen«, sagte ich. Ich wusste, dass Victoria keine Person war, die man leicht durchschauen konnte und bei der man vorhersagen konnte, was sie tun würde. Für mich war sie nach dem,
was sie mit dem Brief an meinen Großonkel versucht hatte, eine falsche Schlange.
    Brody und Alison waren nicht in der Kanzlei des Notars, wie meine Mutter gesagt hatte. Sie und Grant hatten sie nach Hause geschickt. Es war eine sehr nüchterne offizielle Zusammenkunft. Jedes Mal, wenn mein Name erwähnt wurde, zog Victoria eine gequälte Grimasse.
    Am Ende waren mein Großonkel und meine Großtante am meisten geschockt. Ihnen waren noch nicht alle Einzelheiten mitgeteilt worden.Vielleicht hatte Grant gehofft, die Sache vorher noch zu klären. Abgesehen von ihrem Erstaunen wurde wenig geäußert, so dass ich das Gefühl hatte, auf einem weiteren Begräbnis zu sein. Hinterher verbrachte Mr Sanger noch einige Zeit mit mir, um einige von den Schriftstücken zu besprechen.
    Großonkel Richard und Großtante Leonora hatten für sich einen Rückflug sofort hinterher gebucht. Sie verabschiedeten sich von allen, und Jake brachte sie zum Flughafen. Großtante Leonora wirkte ganz benommen und verwirrt von all den Ereignissen, und jedes Mal, wenn sie mich anschaute, riss sie die Augen auf. Bevor sie gingen, kam sie zu mir und sagte: »Jetzt sind Sie fast reicher als wir.«
    »Das war ich immer«, entgegnete ich. Sie hatte keine Ahnung, was ich meinte. Großonkel Richard versuchte nicht einmal, mir auf Wiedersehen zu sagen.
    Meine Mutter kam noch einmal zu mir, bevor sie und Grant wieder nach Hause aufbrachen.

    »Ich weiß wirklich nicht, wie das alles noch einmal enden wird, Rain«, sagte sie. »Was wirst du jetzt tun?«
    »Ich werde eine Weile hier bleiben«, sagte ich. »Vermutlich werde ich zum nächsten Semester nach England zurückkehren und weiter meine Theaterkarriere verfolgen.«
    »Willst du alleine in diesem großen Haus bleiben?«
    »Das war doch auch einmal dein Zuhause, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte sie nickend. »Obwohl es mir wie in einem anderen Leben vorkommt. Ich rufe dich an«, versprach sie. Als sie versuchte, mich zu umarmen und zu küssen, stand ich unbeweglich wie ein Holzklotz da. Darauf drehte sie sich um und ging weg.
    Ich ging zur Haustür hinaus und sah zu, wie Jake sie wegbrachte. Der Himmel war mittlerweile bewölkt. Niedrige Wolken schoben sich vom Osten heran, und der Wind wurde immer stärker. Ich sah, wie er das Wasser auf dem See aufwirbelte. Mir war jedoch nicht kalt. Es roch alles frisch und ich fühlte mich gut. Ich freute mich sogar auf den Regenguss, den die Wolken versprachen. Ich erwartete, dass er die

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