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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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ich kann hier nicht stundenlang im Dreck knien und überlegen, während noch so viele Männer warten.«
    Segnend legte der Priester, ein grauhaariger Dominikaner, ihm die Hand auf den Kopf. »Es ist gut, mein Sohn. Ich kann kaum glauben, dass du in deinem kurzen Leben schon so viele schwere Sünden auf dein Haupt geladen haben sollst. «
    Gerade einem Dominikaner sah es nicht ähnlich, in dieser Frage Nachsicht zu üben, aber vermutlich war der arme Pater auch froh, wenn er seine Warteschlange abgearbeitet hatte. Er sprach die Absolution jedoch ohne Hast und mit so gütiger Stimme, dass John sich tatsächlich ein wenig getröstet fühlte.
    Er bedankte sich, stand auf und wartete unter einem Nussbaum auf Tudor. Das Laubdach war schon dünn und bot nicht den geringsten Schutz vor dem Regen.
    Tudors Beichte dauerte wesentlich länger, doch John stand der Sinn nicht nach Frotzeleien über lange Sündenkataloge, als sein Freund sich ihm wieder anschloss. Schweigend machten sie sich auf den Rückweg zu den Wagen, die Waffen, Zelte und sonstige Ausrüstung hierher transportiert hatten und die in einem schützenden Halbkreis aufgestellt worden waren. Dort sollten die Knappen den morgigen Tag zusammen mit den Geistlichen, die ja auch nicht ins Feld zogen, verbringen.
    »Hör sie dir an«, murmelte Tudor, blieb stehen und wies mit dem Daumen auf die französischen Wachfeuer hinüber.
    John lauschte einen Moment. Er hörte Lachen und Johlen, wie von Betrunkenen. »Sie feiern unseren Untergang, noch ehe die Schlacht geschlagen ist.« Plötzlich fröstelte ihn.
    »Ja. Und würfeln um den König und die Lords, die hohe Lösegelder einbringen.«
    »Woher weißt du das?«, fragte John verblüfft.
    »Mein Stiefvater war drüben und hat sie ausgekundschaftet. Er hat es mir vorhin erzählt.«
    »Oh, Jesus. Wenn sie ihn erwischt hätten …«
    In der Dunkelheit blitzten Tudors Zähne auf. »Das Risiko war gering. Er spricht sehr gut Französisch. Und selbst wenn sie gehört hätten, woher er kommt, wäre er vermutlich auch nicht der einzige Waliser in ihren Reihen. Ihr Hass auf die Engländer macht Franzosen und Waliser seit jeher zu Verbündeten, verstehst du.«
    John nickte abwesend und lauschte dem französischen Gelage noch einen Augenblick. »Vierzigtausend, Owen. Wohaben sie die auf einmal her? Es hat immer geheißen, die Franzosen verfügen über keine große Armee, weil der Krieg ihrer Adligen untereinander sie aufgerieben hat.«
    »Vermutlich war es das, was wir glauben sollten. Sie haben uns eine Falle gestellt, und wir sind hineingetappt.« Es klang bitter. Tudor fürchtete sich genauso wie John.
    Der strich sich das triefend nasse Haar aus der Stirn. »Gott, ich bin froh, dass Somerset nicht mit hergekommen ist.«
    »Ja«, räumte der junge Waliser vorbehaltlos ein. »Ich auch.«
    Und wie hatten sie es bedauert, den kranken Somerset in Southampton zurücklassen zu müssen. Aber inzwischen waren sie beide zu dem Schluss gelangt, dass Gott eine Absicht verfolgt haben musste, als er ihrem Freund den fürchterlichen Fieberanfall schickte. Denn Somerset war aus feinerem Holz. Zu schade dafür, im Dreck zu stecken und seine Gefährten elend verrecken zu sehen. Und zu jung für das Gemetzel, das ihnen morgen bevorstand. Somerset hatte noch eine Rolle zu spielen, glaubten sie, eine Rolle, die nichts mit diesem unglückseligen Feldzug zu tun hatte.
    Aber das Gefühl war zu unbestimmt, als dass einer von ihnen es in Worte hätte fassen können. Mit einem matten Wink wandte John sich ab. »Ich hab noch was zu erledigen.«
    Tudor klopfte ihm die Schulter – eine höchst untypische Geste für den sonst so raubeinigen Waliser. Sie trennten sich wortlos. Sprachlos, dachte John. Das ist es, was wir sind.
    Vorsichtig suchte er sich einen Weg durch die Dunkelheit ins Zentrum des Lagers, bemühte sich, nicht über die Schlafenden zu stolpern. Im Schein eines Wachfeuers erahnte er eine große Gestalt in einem langen Mantel, und er erkannte seinen König auch, ohne das Gesicht im Schatten der Kapuze zu sehen. Harry stand mit verschränkten Armen und geneigtem Kopf, lauschte den Worten der Wachsoldaten, legte einem schließlich kurz die Hand auf den Arm und ging weiter zur nächsten Gruppe. Als er sich bewegte, sah John im Feuerschein etwas unter seinem Mantel aufblitzen. Harry trug bereits volle Rüstung. Er wollte in dieser Nacht nicht schlafen …
    John ging weiter zum königlichen Zelt und trat zögernd ein. Hier war es ebenso kalt wie

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