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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Müdigkeit machten ihm zu schaffen, und manches Mal war er überzeugt, er sei am Ende, könne sich nur noch am Wegrandauf die nasse Erde legen und sterben. Aber das Beispiel, das der König gab, verlieh ihm Kraft. Harry fror und hungerte wie alle anderen und schlief genau wie sie im Morast, immer bis auf die Haut durchnässt. Doch er war seit seinem dreizehnten Lebensjahr Soldat – keiner dieser Schrecken war ihm neu. Er erduldete alles mit eiserner Gelassenheit und marschierte mit unveränderter Entschlossenheit weiter. Wenn ihm Zweifel an der Weisheit dieses Unterfangens gekommen waren, ließ er sie sich zumindest nicht anmerken. Er war geduldig mit den Kranken, fand aufmunternde Worte für die Verzagten – er hielt das traurige Häuflein, das seine Armee geworden war, zusammen.
    So erreichten sie am neunzehnten Oktober die Furt von Béthancourt. Die Kundschafter hatten gemeldet, sie sei unbewacht, und tatsächlich kamen sie unbehelligt ans nördliche Ufer der Somme. Doch die Flussüberquerung kostete sie den ganzen Tag, und kaum hatten sie ihr kümmerliches Nachtlager aufgeschlagen, erschien eine französische Abordnung.
    »Ach wirklich?«, fragte Harry spöttisch, als John ihm die Herolde meldete. »Und ich dachte schon, es hätte den Franzosen endgültig die Sprache verschlagen. Führ sie her.« John verneigte sich wortlos und wollte sich abwenden, doch der König hielt ihn noch einen Moment zurück. »Was macht der junge Fitzalan?«
    John senkte den Kopf. »Er stirbt, Sire.«
    Der König legte ihm für einen Augenblick die Hand auf die Schulter. »Ich schicke euch einen Priester.«
    John nickte dankbar.
    »Jetzt bring mir die Herolde.«
     
    Die französische Abordnung zählte ein Dutzend fein gekleideter Ritter. Ihr Anführer war ein großer, hagerer Mann mit grauen Schläfen und vornehmen Manieren. Er ließ den Blick über das Lager und das Gefolge des Königs schweifen. Sowohl den einfachen Männern als auch den Rittern war anzusehen, was sie hinter sich hatten und wie viele von ihnen krank waren.Allesamt waren sie unrasiert und dreckig, die Kleider waren zerrissen und hatten die Farbe des allgegenwärtigen Schlamms angenommen. Womöglich sah er aber auch, dass Waffen und Rüstungen in tadellosem Zustand gehalten wurden und selbst in den erschöpftesten Gesichtern keine Anzeichen von Meuterei zu lesen waren.
    Welche Schlüsse er auch immer ziehen mochte, seine Miene gab nicht preis, was er dachte.
    Er verneigte sich höflich. »Ich entbiete Euch Grüße, Sire«, verkündete er in beinah akzentfreiem Englisch.
    Harry verschränkte die Arme. »Von wem?«
    »Charles d’Albret, dem Konnetabel von Frankreich.«
    Der König nickte. Der Konnetabel war von ausreichend hohem Rang, dass Harry seinen Herold anhören konnte, ohne sich eine Blöße zu geben. »Fahrt fort.«
    »Der Konnetabel fordert Euch mit allem Nachdruck auf, Euren Marsch über französisches Territorium umgehend zu beenden, den er ebenso wie den Überfall auf Harfleur als kriegerischen Akt versteht.«
    »Ja, das versteht er ganz recht. Sagt ihm, die Normandie, das Ponthieu und das Vexin gehören von Rechts wegen mir, und darum kann ich hier gehen, wohin es mir beliebt, auch ohne die Einwilligung des Konnetabel.«
    »Weiter bin ich beauftragt, Euch zu sagen, dass der Konnetabel, der im Übrigen für seinen obersten Herrn, den König von Frankreich, spricht, gewillt ist, Euch ungehindert abziehen und auf Eure Insel heimkehren zu lassen, wenn Ihr gewisse Bedingungen erfüllt.«
    »Jetzt bin ich wirklich neugierig«, bekannte Harry mit einem Lächeln, das so flegelhaft und unbekümmert wirkte, dass es den Herold für einen Augenblick aus dem Konzept zu bringen schien.
    Er räusperte sich kurz, ehe er mit tragender Stimme fortfuhr: »Die Bedingungen sind die sofortige Rückgabe von Harfleur, der endgültige und rechtsverbindliche Verzicht auf französische Gebiete und natürlich auf die Krone, die Ihr Euchanmaßen wolltet, und ein Lösegeld für Eure Person, dessen Höhe Euren königlichen Rang ebenso berücksichtigen muss wie den von Euch angerichteten Schaden.«
    Die umstehenden Lords und Ritter tuschelten wütend.
    Der König brachte sie mit einem kurzen Blick zum Schweigen. »Richtet dem Konnetabel aus, er unterliegt einem Irrtum. Frankreich steht mir zu, ebenso wie seine Krone.«
    »Der Konnetabel hingegen sagt dies: Euch steht nicht einmal die englische Krone zu, geschweige denn die französische, denn Euer Vater war ein Usurpator.«
    Das war

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