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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Gepäckstück beim Tross zurückzubleiben. Jedes Schwert zählt.«
    »Nein!«, rief Raymond impulsiv. »Sire, seid so gut und erklärt diesem dummen Bengel, dass er sich das aus dem Kopf schlagen kann.«
    Der König zog sein Schwert. »Und warum, Raymond?«, fragte er.
    »Weil …« Raymond brach sogleich wieder ab. Weil wenigstens einer von uns beiden nach Hause zurückkehren muss , hatte ihm auf der Zunge gelegen. Aber er hätte sie eher abgebissen, als das zu sagen. Denn auch Raymond hatte längst erkannt, dass Harry Unterstützung brauchte. Er betrachtete seinen Bruder eingehend, sah ihn zum ersten Mal seit vielen Monaten länger als nur einen flüchtigen Augenblick an. Dann winkte er ab. »Ihr habt Recht, Mylord. Ich dachte, er sei vielleicht noch zu jung. Aber womöglich habe ich mich getäuscht.«
    Harry nickte, hob das Schwert und berührte John damit auf der linken Schulter. Dann steckte er die scharfe Klinge zurück in die Scheide und nahm den jungen Mann bei den Schultern. »Erhebt Euch, Sir John.«
    Langsam kam John auf die Füße und stand reglos wie ein Findling, als der König ihn in die Arme schloss. Wie anders er sich diesen Moment immer vorgestellt hatte. Nie hätte er gedacht, bei seinem Ritterschlag so zerlumpt und nass und hungrig zu sein. Doch es tat der Feierlichkeit merkwürdigerweisekeinen Abbruch. Ein wenig benommen verneigte er sich vor dem König, und als er sich wieder aufrichtete, lächelte er. Er verspürte ein berauschendes Glücksgefühl, obwohl er nicht vergessen hatte, was morgen geschehen würde.
    Der König betrachtete ihn seinerseits mit einem Lächeln, das ebenso zufrieden wie verschwörerisch wirkte. »Habt Ihr ein gutes Schwert?«
    »Oh ja, Sire. Ein Geschenk meines Vaters.«
    »Dann geht zu meinem Waffenmeister und seht, was sich in der Kürze der Zeit an Rüstung für Euch finden lässt.«
    John verbeugte sich nochmals und ging hinaus. Sein Schritt erschien ihm leichter als zuvor.
    »Gebt nur Acht, dass Ihr nicht davonschwebt, Sir John«, spöttelte eine vertraute Stimme hinter ihm.
    John blieb stehen und wandte sich langsam um. »Ist es etwa mein Bruder, der das Wort an mich richtet?«
    Nur ein schwacher Schimmer drang durch die Zeltwand, doch genug, um Raymonds Schulterzucken sichtbar zu machen. »Fast zwei Jahre lang habe ich auf deine Entschuldigung gewartet, habe nichts unversucht gelassen, um dir die Hölle heiß zu machen und dich zu zwingen, klein beizugeben. Aber du bist ein außergewöhnlich sturer Bastard, selbst für einen Waringham. Und jetzt, da du ein Ritter bist, habe ich keinerlei Hoffnung mehr, sie je zu hören.«
    John konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Dabei wollte ich es tun. Ich war nur hergekommen, um dich zu suchen.«
    »Warum?«, fragte Raymond verdutzt.
    »Weil ich dachte … heute sei vielleicht der richtige Tag, unseren Zwist zu beenden. Deswegen wollte ich dich um Verzeihung bitten für das, was ich zu dir gesagt habe. Und das tue ich hiermit.«
    Raymond winkte ab. »Spar dir die Mühe. Ich könnte doch nicht glauben, dass es dir ernst damit ist.«
    »Oh, großartig, Raymond. Ich lehne mich aus dem Fenster, und du schlägst mir den Kopf ab. Aber vermutlich wirst du mich wieder zwei Jahre lang mit Verachtung strafen, wennich jetzt deine Manieren als Gentleman in Zweifel ziehe, nicht wahr?«
    Raymond lachte, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf. »Hör dir doch nur mal an, wie du redest. Du hast dich nicht geändert, John.«
    Der jüngere Bruder seufzte verstohlen. »Ich bin nicht sicher, ob das stimmt. Ich komme mir jedenfalls verändert vor.«
    »Na ja, wer täte das nicht am Abend seines Ritterschlags.«
    »Nein, das meine ich nicht.« Was er meinte, war, dass er sich seines Urteils heute nicht mehr so sicher war wie früher. Aber das wollte er nicht eingestehen. »Wie dem auch sei. Ich hätte jetzt allmählich gern eine Antwort.«
    »Worauf?«
    Dieses Mal seufzte John unüberhörbar. »Ich habe dich um Verzeihung gebeten, Raymond.«
    »Oh, natürlich. Ich verzeihe dir. Vorläufig.«
    John verneigte sich übertrieben förmlich. Und dann standen sie da und betrachteten einander ratlos. Das eisige Schweigen war endlich gebrochen, und nun fanden sie nichts zu sagen.
    Schließlich zog Raymond unbehaglich die Schultern hoch und bemerkte: »Auf jeden Fall hast du ziemlichen Schneid bewiesen. Wieder mal. Ich könnte mir vorstellen, der Duke of Gloucester würde allerhand um ein einigermaßen sicheres Plätzchen bei den Knappen und Pfaffen

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