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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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geben. Du hast es einfach verschenkt. Respekt.«
    »Danke. Also dann. Gute Nacht.«
    »Soll ich nicht vielleicht mitkommen zum Waffenmeister? Er kann so ein Holzkopf sein und …«
    »Raymond!«
    Der Ältere hob begütigend beide Hände. »Entschuldige. Ich will versuchen, mir abzugewöhnen, dich zu bemuttern, du hast mein Wort.«
    »Dann tu es lieber bald.«
    »Du willst sagen, dass wir vermutlich nur noch bis morgen Gelegenheit haben, unsere guten Vorsätze in die Tat umzusetzen, ja?«
    John nickte. Er konnte es nicht aussprechen. Er war noch nicht bereit zu sterben, und er wusste nicht, wie er dem morgigen Tag ins Auge sehen sollte.
    »Nun, das genau ist mein Problem«, bekannte Raymond. »Ich habe Vater versprochen, auf dich Acht zu geben. Das habe ich ziemlich vermasselt, wie so vieles in meinem Leben …«
    »Er würde gutheißen, was ich heute Abend getan habe.«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber es wird ihn umbringen, wenn du nicht heimkommst.«
    John verzog schmerzlich das Gesicht. Das war nun wirklich das Letzte, was er hatte hören wollen.
    »Darum würde es mich erleichtern, wenn ich wenigstens dafür sorgen könnte, dass du eine vernünftige Rüstung bekommst.«
    John schüttelte den Kopf. »Das mach ich selbst. Gute Nacht, Raymond.«
    »Gute Nacht, John.« Und als sein Bruder in der Finsternis verschwunden war, raunte er ihm nach: »Gott beschütze dich, Bruderherz.«
     
    Kurz nachdem die Sonne aufgegangen war, hörte es auf zu regnen.
    »Das ist ein feiner Zug von Gott«, sagte Raymond seinen dreißig Bogenschützen, die sich wie alle Engländer bereitmachten, in Stellung zu gehen. »Denn nun habt ihr freie Sicht. Und an Zielen sollte es euch nicht mangeln.«
    Ein paar der abgerissenen Männer lachten grimmig, die übrigen sahen ihn an, stumm und starr vor Schreck.
    Raymond rang den heftigen Drang nieder, sie anzubrüllen und zu befehlen, sie sollten sich gefälligst zusammennehmen. Diese jungen Burschen waren Bauern, rief er sich ins Gedächtnis, die meisten hatten nie zuvor auf einem Schlachtfeld gestanden. »Ihr dürft nicht denken, die Lage sei hoffnungslos«, schärfte er ihnen geduldig ein. »Denn das ist sie nicht.«
    »Aber es sind so schrecklich viele, Mylord«, widersprach Liz’ Bruder Cal, einer der besten, aber auch der jüngsten seiner Bogenschützen.
    »Das wird ihnen in diesem Gelände nur nicht so furchtbar viel nützen.« Mit dem ausgestreckten linken Arm wies Raymond auf das Weizenfeld, wo die englische Armee bereits Aufstellung nahm. »Wie breit ist dieser Acker, Cal, was würdest du sagen?«
    Der Bauernsohn schätzte die Größe des Feldes mühelos auf einen Blick. »Zehn mal hundert Yards, Sir.«
    Raymond nickte. »Das bedeutet, höchstens zehn mal hundert Männer können nebeneinander marschieren, nicht mehr als fünf mal hundert Reiter. Versteht ihr? Nie mehr als tausend können uns gleichzeitig angreifen. Und dank der Wälder links und rechts können sie uns auch nicht von der Seite anfallen.«
    Die verhärmten Gesichter schienen sich ein wenig aufzuhellen. So betrachtet war es vielleicht wirklich nicht völlig hoffnungslos.
    »Aber sie haben Kanonen mitgebracht«, wandte der scharfäugige Cal ein.
    Raymond hatte gehofft, sie würden die Geschütze nicht bemerken. Er hob die Schultern. »Auch für Kanonen ist vorne kein Platz, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das Risiko eingehen, über die Köpfe ihrer eigenen Leute hinwegzufeuern. Schließlich weiß man nie, wie weit eine Kugel fliegt. Und was sie nicht haben, sind Bogenschützen. Man soll es nicht glauben, aber selbst nach achtzig Jahren Krieg haben sie das noch nicht gelernt.« Er grinste seine Männer verschwörerisch an, und dieses Mal lachten schon deutlich mehr.
    Er klopfte dem nächststehenden die Schulter. »Habt ihr eure angespitzten Pfähle, wie der König es befohlen hat?«
    Zur Antwort hielten sie die langen Äste und jungen Stämme hoch, allesamt über sechs Fuß lang und an beiden Enden angespitzt.
    Raymond nickte zufrieden. »Dann geht in Stellung. Da vorn in der Mitte ist euer Platz. Gott sei mit euch.«
    Sie murmelten ihre Segenswünsche und trotteten davon, dreißig hungrige Männer, mehrheitlich barfuß, die prall gefülltenKöcher auf dem Rücken, Äxte oder Schwerter am Gürtel, Bögen und die Furcht einflößenden Pfähle in Händen.
     
    Harry teilte die Ansicht seines Bruders Gloucester bezüglich Sinn und Unsinn einer Taktik nicht und hatte seine Strategie und die Schlachtaufstellung bis ins

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