Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
letzte Detail geplant. Jetzt erteilte er seine Befehle klar und besonnen, strahlte eine enorme Selbstsicherheit aus. So als sähe er die erdrückende feindliche Übermacht auf der anderen Seite gar nicht.
    John konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Über der spiegelblanken Rüstung trug Harry das königliche Surkot mit den drei englischen Löwen und den drei französischen Lilien. Auf seinem geschlossenen Helm – Bassinet genannt – prangte eine prachtvolle Krone. Er sah aus wie Artus selbst: ein königlicher Ritter in der Tat.
    Plötzlich sprach eine Stimme neben John aus, was er selbst dachte: »Vielleicht ist es doch nicht so furchtbar schwierig, einem solchen Anführer in den Tod zu folgen, he?«
    John wandte den Kopf. »Owen! Was tust du hier?«
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen. Hast du im Ernst geglaubt, ich würde mir das hier entgehen lassen? Interessante Rüstung übrigens.«
    John erwiderte das matte Hohnlächeln. »Das Beste, was sich auf die Schnelle finden ließ.« Über einem dicken, gesteppten Wams, das die Haut vor dem Stahl schützen sollte, trug er einen etwas altmodischen Plattenrock, dazu einen Rundhelm mit hochgeklapptem Visier, Armschienen, zwei verschiedene Plattenhandschuhe mit Lederstulpen, und nur rechts hatte er Beinschienen.
    »Warum ist dir dein rechtes Bein kostbarer als das linke?«, fragte Tudor.
    John hob unbehaglich die Schultern. »Es kam mir irgendwie wichtiger vor.«
    »Das musst du mir bei Gelegenheit unbedingt genauer erklären.«
    »Selbst diese Rüstung ist besser als gar keine«, entgegneteJohn mit einem vielsagenden Blick auf seinen Freund, der nur ein eisenbeschlagenes Lederwams trug, das so antiquiert wirkte, als stamme es aus den Kriegen der Briten gegen die Angelsachsen.
    »Das werden wir ja sehen«, konterte Tudor ungerührt. » Ich werde jedenfalls nicht ersticken.«
    Ehe sie ihre Debatte fortsetzen konnten, rief Davy Gam seinen Stiefsohn zu sich, und die beiden Freunde konnten sich nur noch hastig Glück wünschen, ehe sie sich trennten.
    Harry stellte seine Truppen in einer dreigeteilten Schlachtordnung auf, und er selbst befehligte die Hauptstreitmacht in der Mitte, wo der Ansturm der Gegner am heftigsten sein würde. Am Rand der Wälder links und rechts postierte er große Gruppen von Bogenschützen, kleinere Verbände sicherten in Keilformation die Flanken. Alles ging ruhig und diszipliniert vonstatten, ein jeder wusste genau, wo sein Platz war und was er zu tun hatte.
    Und dann warteten sie.
    Auf französischer Seite war viel Bewegung, auch wenn man keine Schlachtaufstellung erkennen konnte. »Die Franzosen stehen in drei riesigen Schlachtreihen, Sire«, hörte John einen Späher berichten, der sich im Schutz des Waldes auf die andere Seite des Feldes geschlichen hatte. »Die hintere ist beritten. Aber man kann nicht erkennen, wer die einzelnen Flügel befehligt. Es sieht so aus, als stünden all ihre Lords in der ersten Reihe.«
    »Hm.« Harry brummte verächtlich. »Sie sind alle auf fette Beute aus.«
    Vor allem auf dich, dachte John unbehaglich.
    Der Kundschafter wies auf die Reiterscharen, die die linke und rechte Flanke der französischen Armee zu bilden schienen. »Ich nehme an, sie sollen unsere Bogenschützen niederreiten. Mehr von ihrer Strategie ließ sich leider nicht ausmachen, Sire.«
    Der König nickte und schaute zur Sonne. Die dritte Stunde seit Sonnenaufgang war angebrochen. »Hätten wir das gewusst,hätten wir alle noch ein Stündchen länger schlafen können«, knurrte er verdrossen.
    »Sie lassen uns zappeln«, sagte Gloucester angewidert. »So wie die Katze mit der Maus spielt.«
    Aber Harry von England war keine Maus und Geduld nicht seine größte Tugend.
    »Das reicht«, erklärte er schließlich und schloss das Visier seines Helms. »Wir rücken vor.«
    Er kniete sich auf die nasse Erde, um zu beten. Alle Engländer folgten seinem Beispiel. Nachdem er das Kreuzzeichen gemacht hatte, stand Harry auf, zog das Schwert und reckte es in die Höhe. »Für Gott, für England und St. Georg!«, rief er mit tragender Stimme. Sein armseliges Häuflein jubelte mit erstaunlicher Stimmgewalt, Trommeln schlugen, Trompeten schmetterten, und so zogen sie in die Schlacht.
    In Schussweite der vorderen französischen Linien kam der Vormarsch zum Stillstand, und die englischen Bogenschützen ließen den ersten Pfeilhagel auf die Gegner niedergehen. Ihre in der ganzen Christenheit gefürchtete Treffsicherheit bewies sich auch dieses Mal, fast

Weitere Kostenlose Bücher