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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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hat mir einen gedungenen Mordbuben geschickt!«
    Edward der Löwe? Wer zum Henker soll das sein?, fragte sich John. Er verharrte auf einem Knie im Gras, aber wie er erwartet hatte, stürzte niemand herbei, um ihn zu überwältigen. »Ich versichere Euch, ich will Euch nichts Böses«, sagte er beschwichtigend. »Ich bin unbewaffnet, seht ihr?«
    Er wandte Charles die linke Seite zu, um ihm zu zeigen, dass dort kein Schwert hing.
    Charles warf die Hände in die Luft. »Wo hast du dein Schwert, Tölpel? Wie willst du mich beschützen, wenn du nicht einmal ein Schwert hast?«
    Süßer Jesus, dachte John wieder.
    Seufzend erhob er sich und trat einen Schritt näher, aber sogleich packte die Furcht den alten König wieder. Er kauerte sich zusammen und gab ein erbarmungswürdiges Wimmern von sich.
    »Wieso seid Ihr so ganz allein hier draußen?«, fragte John.
    Charles runzelte die Stirn und dachte offenbar angestrengt nach. Dann fiel es ihm wieder ein. »Ich wollte ausreiten. Odette hat es mir verboten. Aber ein König kann sich von seiner Mätresse keine Vorschriften machen lassen, oder?«
    »Auf keinen Fall«, pflichtete John ihm bei.
    »Ich konnte den Pferdestall nicht finden«, fuhr der König betrübt fort. »Alles hier hat sich so verändert. Ich finde mich im Louvre einfach nicht mehr zurecht.«
    Was zweifellos daran liegt, dass dies hier nicht der Louvre ist, fuhr es John durch den Kopf. Aber alles in allem war es gewiss gesünder für den alten König, dass er den Pferdestall nicht gefunden hatte.
    »Ehe Ihr kamt, ist mir der heilige Denis erschienen«, fuhr Charles im Plauderton fort. Alle Betrübnis war verflogen.
    »Tatsächlich?«
    »Hm. Das tut er oft. Und er hat mir versprochen, er werde ein Wunder wirken. Bald. Ein Hirtenmädchen wird Edward von England aus Frankreich jagen, hat er gesagt.«
    »Harry ist König von England«, verbesserte John behutsam.
    »Edward!« widersprach Charles. Es klang halb quengelig, halb entrüstet. »Ich werde wohl noch den Namen meines Todfeindes kennen, Ihr Flegel!«
    »Vergebt mir, Sire …«
    »Er lechzt nach meinem Blut«, vertraute Charles ihm flüsternd an, die Augen wieder furchtsam aufgerissen. »Meine ganze Ritterschaft hat er niedergemetzelt. Meinen Adel gefangen genommen. Er schändet meine Städte. Er wird keine Ruhe geben, ehe er mich vernichtet hat. Er will meine Krone.« Er fing an zu weinen, schluchzte hemmungslos wie ein Kind. »Meine Krone …«
    John fühlte sich hoffnungslos überfordert. Dieser flennende, schwachsinnige König widerte ihn an. Er wollte sich abwenden, aber Charles streckte erstaunlich schnell die Hand aus und packte den Saum seiner Schecke.
    »Lasst mich nicht allein«, bettelte er. »Ich fürcht mich so. Sie alle trachten mir nach dem Leben. Wollt Ihr mich nicht beschützen?«
    »Ich versichere Euch nochmals, Sire, Ihr seid vollkommen in Sicherheit«, entgegnete John mit einem Hauch von Ungeduld.
    Charles heulte lauter als zuvor. »Das war ich nie! Seit meiner Jugend war ich nie in Sicherheit. Mein eigener Bruder hat mirnach dem Leben getrachtet, Burgund paktiert mit der Dirne von Bayern, und England … immer wieder England, Gott verdamme seinen blutgierigen König …«
    John presste die Lippen zusammen und befreite sein Gewand mit einem Ruck aus der Faust des Königs. Sein erster Impuls war, sich abzuwenden und diesen jämmerlichen Narren, der Englands König verfluchte, seinem Selbstmitleid zu überlassen. Aber der alte Mann war vollkommen außer sich, sodass John befürchtete, er könne jeden Moment irgendeinen Anfall oder Ähnliches erleiden. Schweren Herzens musste er sich eingestehen, dass es verantwortungslos gewesen wäre, den König jetzt allein zu lassen.
    Er setzte sich neben ihn auf die Bank. »Ich bitte Euch, Sire, beruhigt Euch«, murmelte er unbeholfen. »Edward von England ist tot. Glaubt mir, es ist so. Er kann Euch nichts mehr tun.«
    Charles hob den Kopf und schaute ihn aus tränenfeuchten Augen hoffnungsvoll an. »Ist das wirklich wahr?«
    »Ich schwöre es Euch, wenn Ihr wollt.«
    Noch während der König das Angebot erwog, kam Prinzessin Katherine in Begleitung einer weiteren Frau zwischen den Obstbäumen hervor.
    Als Katherine John an der Seite ihres Vaters entdeckte, blieb sie wie angewurzelt stehen. »Was fällt Euch ein! Wagt es nicht, dem König zu nahe zu kommen!«, befahl sie scharf. John wollte nicht, aber er musste ihr bewundernd zugestehen, dass sie ihre plötzliche Angst gut unter Kontrolle hatte.
    »Oh,

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