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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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weiß nicht, ob es so ist.«
    John zog unbehaglich die Schultern hoch. Er wünschte, er hätte den Arzt nicht gefragt. Er wollte kein Mitgefühl für Charles von Frankreich empfinden. Er wollte für keinen Franzosen Mitgefühl empfinden. Er hatte gelernt, dass es sich nicht lohnte.
    Grimaud betrachtete ihn mit einem schwachen Lächeln. »Ich glaube kaum, dass Euch ein solches Schicksal ereilen könnte. Ihr habt die Konstitution eines Pferdes.«
    »Pferde sind ausgesprochen empfindliche Geschöpfe, Monseigneur«, entgegnete John. »Alles andere als robust.«
    »Ist das wahr?«, fragte der Medicus verwundert. »Nun, dann habt Ihr ihnen etwas voraus. Als ich Euch sah, hatte ich wenig Hoffnung, Euch retten zu können, wisst Ihr.«
    John lächelte verlegen. »Ihr habt Eure Künste unterschätzt, scheint mir.«
    »Wie dem auch sei. Wenn Ihr meinen Rat beherzigen wollt: Legt Euch schlafen. Ihr seid noch nicht genesen. Noch nicht in der Verfassung, es mit unserer Katherine aufzunehmen, wie Bischof Beaufort es wünscht.«
    »Ich bin keineswegs sicher, dass ich das je sein werde«, gestand John düster, ein wenig verblüfft über seine Offenheit. »Es ist ein Glück, dass unser König Harry so ein furchtloser Recke ist. Einen geringeren Mann würde sie gewiss in die Flucht schlagen.«
     
    Eher zufällig traf er Katherine am nächsten Vormittag wieder.
    Er hatte tief und traumlos geschlafen und war erfrischt aufgewacht. Der Tag war so strahlend schön wie der vorherige, und John hatte sich ein wenig Brot und verdünnten Wein kommen lassen und war dann wieder hinausgegangen, um den weitläufigen Garten weiter zu erkunden.
    Auf der Nordseite entdeckte er ein Sammelsurium kleiner Nebengebäude, darunter einen Pferdestall. Gleich daneben lageine Koppel, und John blieb fassungslos stehen, als er zwischen den hübschen Rössern der Königin sein eigenes entdeckte.
    Langsam trat er an den Zaun. Er sagte kein Wort, aber Achilles hob den Kopf, schaute zu ihm herüber und schnaubte leise.
    John öffnete das Gatter, trat hindurch und schloss es sorgsam wieder. Dann ging er auf sein Pferd zu, und auch Achilles setzte sich in Bewegung, kam ihm entgegen. Als sie sich trafen, legte John ihm den rechten Arm von unten um den Hals und fuhr ihm mit der Linken über die auffällige Stirnlocke.
    »Oh Gott, bin ich froh, dass du Chinon auch entronnen bist«, murmelte John. Er schloss einen Moment die Augen und hüllte sich in den vertrauten Pferdegeruch, der für ihn der tröstlichste auf der Welt war. Er verschlimmerte sein Heimweh, aber das spielte keine Rolle.
    Zu gern hätte er sich auf Achilles’ bloßen Rücken geschwungen und wäre ein paar Runden über die taufeuchte Weide geritten, nur zum Spaß. Aber seine Rechte taugte noch nicht wieder, um sich damit hochzustemmen. Also versuchte er einen alten Trick, den sein Vater ihn gelehrt hatte. Und siehe da – es funktionierte. Wie ein Reitkamel legte Achilles sich nieder, sodass John bequem auf seinen Rücken steigen konnte.
    Der junge Ritter schnalzte seinem treuen Gefährten leise zu, und Achilles erhob sich elegant.
    Vom Gatter erklang ein warmes, helles Lachen.
    Erschrocken wandte John den Kopf.
    Die Prinzessin hatte die Unterarme auf dem Zaun verschränkt und schaute zu ihm herüber. »So etwas habe ich noch nie erlebt. Fast wie das Wiedersehen eines lange getrennten Liebespaares.« Einige Schritte hinter ihr standen eine ältere und eine junge Dame, die offenbar ihre Begleitung waren.
    John lächelte verlegen und ritt zu ihnen hinüber. »Beinah so ist es auch.«
    Katherine betrachtete ihn einen Moment mit zur Seite geneigtem Kopf. »Man könnte beinah glauben, Ihr hättet menschliche Züge, Monseigneur.«
    John deutete ein Schulterzucken an. »Man ist gut beraten, sie zu verbergen, wenn man von Feinden umgeben ist.«
    Die Prinzessin senkte den Blick. Sie hatte herrlich lange, geschwungene Wimpern. »Dann sollte ich das schnellstmöglich lernen, nicht wahr? Denn wenn es dazu kommt, dass ich den König von England heiraten muss, werde ich bis an mein Lebensende nur noch unter Feinden sein.« Sie sagte es leichthin, so als sei es ihr gleich. Aber John hatte in den letzten Jahren so viel Furcht gesehen, dass er sie hinter jeder Maske erkennen konnte. Furcht gehörte zu den wenigen Dingen, mit denen er sich auskannte – nicht zuletzt aufgrund reichhaltiger persönlicher Erfahrung.
    Er glitt von Achilles’ Rücken. »Ich glaube, Ihr irrt, Madame.«
    »Ich weiß, was ich weiß«, entgegnete

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