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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Ihr es für England tut.« Im Hinausgehen fügte er noch an: »Und vergesst nicht, Ihr habt zwei Monate Zeit. Au revoir, mon ami .«
    Dann war er verschwunden.
    Wütend schleuderte John den Weinbecher gegen die geschlossene Tür. Er war nicht ganz sicher, aber er glaubte, ein vergnügtes Lachen zu hören, das sich langsam entfernte.
     
    Es war vielleicht eine Stunde vergangen, als John ein verhaltenes Klopfen vernahm. Trotz seines bockigen Schweigens öffnete sich die Tür, ein schmächtiger, vielleicht zwölfjähriger Page trat ein und verbeugte sich. »Seid so gut und folgt mir, Monseigneur.«
    Wortlos trat John hinter ihm aus seinem luxuriösen Quartier auf den Korridor hinaus. Keine Fackeln, sondern Öllichterbrannten in kunstvoll gearbeiteten, steinernen Wandhaltern. Hier schien man keine größeren Probleme mit Zugluft zu haben.
    Sie wandten sich nach links und kamen nach wenigen Schritten zu einer breiten Holztreppe. Der Junge führte John zwei Stockwerke hinab in eine freundliche, weiß getünchte Vorhalle. Die breite, prächtige Eingangstür aus reich geschnitzten Eichenbohlen stand offen und gewährte John einen Blick in den Garten, den er schon vom Fenster aus bewundert hatte. Dieser war von einer Mauer umgeben, die aber kaum höher als fünf Fuß war. Er befand sich auf keiner Burg, schloss er, eher in einem herrschaftlichen Landhaus.
    »Hier entlang, Monseigneur«, sagte der Page zaghaft, dem es vermutlich eigenartig vorkam, dass John so lange zur Tür hinausstarrte. Er konnte ja auch nicht ahnen, dass der englische Ritter den Drang niederkämpfen musste, aus der Tür zu laufen, über die Mauer zu klettern und sein Heil in der Flucht zu suchen. Aber John ahnte, dass Bischof Beaufort sich für ihn verbürgt hatte. Das war eine wirksamere Fessel als jede Kette, und das hatte Beaufort, dieser kühle Rechner, natürlich genau gewusst.
    Seufzend wandte John sich ab und folgte dem Knaben zu einer breiten Doppeltür, vor der zwei Wachen standen. Sie gaben den Weg frei, ohne Fragen zu stellen, der Page öffnete den linken Flügel, trat ein und verkündete mit vernehmlicher Stimme: »Jean de Waring’am, Madame.«
    Oh, wunderbar, dachte John und folgte ihm.
    Auf einem thronartigen Sessel zur Linken saß eine ziemlich füllige Frau mittleren Alters in den elegantesten Kleidern, die John je gesehen hatte. Die Hörnerhaube ebenso wie die Seidenkotte glitzerten von Edelsteinen, Gürtel und Schuhe waren golddurchwirkt. Aber weder die edle Garderobe noch die dick aufgetragene und – wie John fand – grelle Schminke konnten darüber hinwegtäuschen, dass selbst die Jugend einer Königin nicht ewig währte, so sehr diese sich auch bemühte, daran festzuhalten. Auf dem Schoß hielt sie ein Geschöpf, das Johnim ersten Moment für ein krankes, ausgemergeltes Kleinkind hielt. Dann erkannte er mit zunehmendem Abscheu, dass es ein Tier war, wie er es noch nie gesehen hatte, doch er kannte solche Kreaturen aus Büchern: Es war ein Affe. Dieser trug ein Gewand aus silbriggrauem Tuch mit Pelzbesatz und einem roten Kragen.
    Die Dame hielt ihn an einer seiner kleinen Pfoten, und er hockte brav auf ihrem Knie, während sie John mit undurchschaubarer Miene entgegensah.
    Seine Stiefel auf den schwarz-weißen Marmorfliesen kamen ihm unglaublich laut vor, und jeder der rund zwanzig Ritter und Damen in der Halle schien ihn anzustarren, als er sich dem Thronsessel näherte. Vor Königin Isabeau kniete er nieder. »Es ist mir … eine große Ehre, Majesté .« So unwillig war er, dieser aufgetakelten, lächerlichen Figur zu huldigen, dass er die Worte kaum herausbrachte. Seine Wangenmuskeln kamen ihm wie versteinert vor.
    »Ihr dürft Euch erheben, Monseigneur. Es ist mir eine Freude, Euch an meinem kleinen Hof im Exil zu begrüßen«, erwiderte sie mit dem gleichen Mangel an Wärme und Aufrichtigkeit.
    John wollte aufstehen, aber ehe er ganz auf die Füße gekommen war, fielen ihn zwei graubezottelte Unholde von links an und warfen ihn um. Instinktiv griff John nach dem Dolch, den er nicht trug, als er einen sehr nassen Kuss auf die Wange bekam, gefolgt von einer ebenso nassen Zunge, die sein Gesicht abschleckte. Hunde, sagte ihm sein Verstand, friedfertige Hunde obendrein. Mit einem unwilligen Knurren schob er ihre Schnauzen aus seinem Gesicht und sprang auf.
    Die Höflinge lachten, machten aus ihrer Schadenfreude über sein Missgeschick vor den Augen der Königin keinen Hehl. John gab vor, ihre Heiterkeit gar nicht wahrzunehmen,

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