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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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was redest du da, Isabeau!«, rief der König mit einem dröhnenden Lachen aus. All sein Kummer schien vergessen. »Dieser junge Edelmann und ich haben auf das Angenehmste geplaudert.«
    John war geneigt, seinen Ohren zu misstrauen.
    Die Prinzessin trat näher, kniete sich vor dem König ins Gras und nahm seine Linke in beide Hände. »Ich bin Katherine, Sire.«
    »Wirklich?«, fragte er verblüfft. »Aber Ihr seht genau aus wie Isabeau.«
    Wie Isabeau vor zwanzig Jahren vielleicht, ging John auf. Offenbar hatte der König nicht nur diese Zeitspanne vergessen, sondern auch seinen Groll gegen die untreue Gemahlin, die er eben noch so hasserfüllt eine Dirne genannt hatte. Ein Wort, das einem bei Katherines Anblick wohl einfach nicht in den Sinn kam. Sie wirkte wie die personifizierte Reinheit.
    Liebevoll küsste die Prinzessin die Hand ihres Vaters. »Es spielt keine Rolle, Sire. Nennt mich nur so, wie es Euch beliebt.«
    Der König lächelte milde. »Gutes Kind. Und Ihr seid …?«, fragte er die zweite Dame.
    Diese gab sich keine große Mühe, ein ungeduldiges Seufzen zu unterdrücken. »Odette, mein König.«
    Ah, die königliche Mätresse, schloss John. Vielleicht würde der alte Charles sie eher erkennen, wenn sie sich auszieht. Bedachte man allerdings seinen Zustand, war aus der Rolle der Mätresse wohl eher die einer Amme geworden. Diesen Verdacht bestätigte Odette umgehend, als sie dem König vorwurfsvoll erklärte: »Wir haben über eine halbe Stunde nach Euch gesucht, Sire. Ich hab mir Sorgen gemacht. Wieso lauft Ihr mir ständig davon?«
    Charles de Valois wiegte den Oberkörper vor und zurück, strich rhythmisch über Katherines Hand und brabbelte unverständlich vor sich hin. Seine Art, von seinem königlichen Privileg Gebrauch zu machen, eine unangenehme Frage nicht zu beantworten. Ein dünner Speichelfaden tropfte von seiner Unterlippe.
    John hatte genug. Er verneigte sich vor dem König. »Da ich Euch nun in so vortrefflicher Gesellschaft weiß, würde ich mich gern zurückziehen, Sire. Wenn Ihr erlaubt.«
    Charles nickte mit einer huldvollen Geste, die er immer noch perfekt beherrschte.
    John spürte Katherines argwöhnischen Blick. Vermutlich versuchte sie zu entscheiden, ob er sich über ihren verrückten Vater lustig machte oder nicht. Da er das selbst nicht so genau wusste, konnte er ihr bei der Beantwortung der Frage nichtbehilflich sein. Er nickte ihr so knapp zu, dass es beinah ein Affront war, dann wandte er sich ab.
     
    Das Abendessen fand bei Einbruch der Dämmerung in Isabeaus Halle statt, wo Diener eine lange Tafel errichtet hatten. Weder der König noch die Prinzessin nahmen an der Mahlzeit teil, dafür sah John einige der Gelehrten, von denen Beaufort gesprochen hatte. Er erkannte sie an ihren dunklen Talaren. Die grell gekleideten Höflinge wirkten neben ihnen wie Papageien. Auch Justin de Grimaud, Isabeaus Leibarzt, fand sich ein. Als einer der besonders bunten Ritter nach dem Essen zur Laute griff und der Gesellschaft eine schlüpfrige Ballade von einer untreuen Müllersfrau vorsang, gesellte der Arzt sich zu John und befragte ihn leise nach seinem Befinden.
    John merkte wohl, dass der berühmte Medicus ihn eher als interessantes Studienobjekt denn als Patienten betrachtete, aber er war dem Mann dankbar und gab ihm bereitwillig Auskunft. Als dessen Neugier schließlich gestillt war, erwähnte John seine Begegnung mit dem König am Nachmittag.
    Justin de Grimaud seufzte tief und schüttelte den Kopf. »Jenseits meiner Kunst oder der irgendeines anderen Arztes, fürchte ich. Es hat schon vor über zwanzig Jahren begonnen. Und es wird immer schlimmer. So wie Ihr ihn schildert, habt Ihr einen der guten Momente erwischt.«
    »Grundgütiger«, entfuhr es John. »Wie sind die schlechten?«
    »Manchmal weint er von früh bis spät, ohne ein Wort zu sprechen. Er ist todunglücklich, und niemand kann ergründen, warum genau. Früher war er gewalttätig und tobsüchtig, wenn die Anfälle über ihn kamen. Jetzt im Alter hat die Schwermut ihn erfasst.«
    »Wie … kommt es zu so etwas?«
    Grimaud hob vielsagend die Schultern. »Im Grunde wissen wir auch das nicht. Wir können nur Vermutungen anstellen. Als junger Prinz lebte er in ständiger Angst vor seinem Bruder und Eurem damaligen König. Vielleicht war dieser anhaltende Druck zu groß. Sein Geist ist einfach daran zerbrochen.«
    »Ihr wollt sagen, er hat aus Angst den Verstand verloren?«
    »Ich sage, dass ich das glaube, Monseigneur. Ich

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