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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sondern strich den beiden Hunden einen Moment über die Köpfe. Ihre gewaltigen Ruten wedelten so heftig, dass er den Luftzug spürte.
    »Aus, ihr beiden«, schalt die Königin liebevoll. »Was ist denn in euch gefahren?«
    John hob den Kopf. »Mit einem so stürmischen Empfang hatte ich kaum gerechnet, Madame.« Er lächelte wider Willen und hörte schleunigst wieder damit auf.
    Isabeau hob die beringte Linke zu einer unbestimmten Geste. Ihre Finger waren fett wie Schweinswürstchen. »Ich hoffe, Ihr seht es ihnen nach. Es sind freundliche Kreaturen, die nichts von Krieg, Diplomatie und Etikette wissen.«
    »Wie glücklich sie doch sind, Madame. Da sie von Krieg, Diplomatie und Etikette nichts wissen, können sie immer offen zeigen, was sie empfinden. Ohne je heucheln zu müssen.«
    Ein entrüstetes Raunen erhob sich hier und da unter den umstehenden Höflingen, die alle verstohlen gelauscht hatten.
    Doch Königin Isabeau schien eher amüsiert. »Ah ja. Henri hat mir schon angedeutet, dass Ihr eine spitze Zunge habt.«
    Es dauerte einen Moment, ehe er begriff, dass es Bischof Beaufort war, den sie »Henri« zu nennen beliebte. Es erschien ihm fast anstößig, dass sie den ehrwürdigen Bischof und Onkel des Königs so vertraut beim Vornamen nannte. Für einen Augenblick beschlich John ein grässlicher, ungeheuerlicher Verdacht, den er sogleich wieder verwarf. Niemals. Die Königin von Frankreich mochte eine Frau ohne alle Moral sein, aber Bischof Beaufort war alles andere als ein Mann ohne Geschmack. John hatte allerdings gehört, Isabeau von Bayern sei in ihrer Jugend eine große Schönheit gewesen. Er schob den Gedanken hastig beiseite.
    »Ich würde mir nie die Respektlosigkeit einer spitzen Bemerkung in Eurer Gegenwart erlauben, Madame«, antwortete er lahm.
    Isabeau lächelte flüchtig. »Natürlich nicht. Und Ihr habt ja völlig Recht. Das ist der Grund, warum ich mich mit Tieren umgebe, Monseigneur: Sie sind treu, ergeben und arglos. Ah, und da ist meine Tochter. Dies ist Waringham, mein Kind, den mein guter Freund, Bischof Beaufort, dir geschickt hat.«
    John fuhr auf dem Absatz herum, und im ersten Moment war ihm, als wäre er mit der Stirn vor einen soliden Holzbalken gelaufen.
    Katherine de Valois war ohne Zweifel die schönste Frau, die er je im Leben gesehen hatte. Sie war groß, reichte ihm mindestens bis ans Kinn. Honigfarbene, glänzende Locken fielen ihr bis auf die schmalen Hüften. Ihr Gesicht war perfekt, die Augen groß und blau, die Nase schmal, der Mund wohl geformt und rot. Selbst für eine Dame von solch edler Geburt war ihre Haut bemerkenswert rein und milchweiß. Im Gegensatz zu ihrer Mutter schien sie schlichte Kleider zu bevorzugen, trug eines aus taubenblauem, seidig schimmerndem Tuch, das nur am Ausschnitt mit einer dezenten Reihe kleiner Lapislazuli bestickt war und ihre perfekte Figur in unauffälliger Weise umschmeichelte. Ein schmaler goldener Stirnreif hielt ihr das Haar aus dem Gesicht. Auf jeden weiteren Schmuck hatte sie verzichtet.
    John fragte sich, wie lange er wohl schon hier stand und sie begaffte, und er spürte sein Gesicht heiß werden. Hastig verneigte er sich, die Hand auf der Brust. » Enchanté, Madame .«
    Sie betrachtete ihn unbewegt. Ihr Ausdruck war abweisend, der Blick kühl. »Das ist mehr, als ich von mir behaupten könnte«, entgegnete sie schließlich.
    Er nahm an, dass sie eine angenehme, warme Stimme hatte, wenn diese nicht gerade so von Hass und Geringschätzung troff wie jetzt.
    »Katherine, Katherine«, mahnte die Königin mit einem Seufzen. »Du hast mir ein Versprechen gegeben, mein geliebtes Kind.«
    »Mag sein«, gab die Prinzessin frostig zurück. »Aber ich habe nicht die Absicht, morgen eine Stunde lang höfliche Lügen beichten zu müssen, nur wegen dieses … Engländers .«
    John hatte instinktiv die Muskeln angespannt, während sie nach einer ausreichend abscheulichen Beschimpfung für ihn suchte. Und so, wie sie das Wort ›Engländer‹ ausspie, war es wohl die schlimmste, die sie im Repertoire hatte.
    »Sprecht nur ganz offen, Madame«, forderte er sie auf. »Ich habe mehr als zwei Jahre im Feld gegen Eure Ritterschaft überlebt. Ich bin zuversichtlich, dass ich auch Eure Beleidigungenüberstehen werde. Auf keinen Fall will ich der Anlass zu einer unnötig langen Beichte sein und Euer Seelenheil in Gefahr bringen.«
    Sie rümpfte die Nase. Es sah hinreißend aus. »Tatsächlich nicht? Nach meiner Erfahrung gibt es kein Gut, das

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