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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sie ungehalten.
    »Aber womöglich gibt es auch ein paar Dinge, die Ihr nicht wisst. Über England und seinen König.«
    »Der jede Hure Londons beglückt hat, wie man hört.«
    John war nicht wenig schockiert, sie etwas so Anstößiges sagen zu hören, doch er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Der seinen Lebenswandel vollkommen geändert hat, seit er den Thron bestiegen hat, und sich für die französische Prinzessin aufspart, auf die er seit sechs Jahren wartet.«
    Katherine starrte ihn ungläubig an, die wundervollen Lippen ein wenig geöffnet. »Ihr … macht Euch über mich lustig.« Eine feine Röte überzog ihre Wangen.
    »Nein. Ich will Euch nicht weismachen, ich sei glücklich über die Rolle, in die Bischof Beaufort mich hier gedrängt hat, Madame. Das bin ich nicht. Denn was Ihr für England empfindet, empfinde ich für Frankreich. Ich glaube, nichts wird diese Kluft je überbrücken können. Aber ich werde Euch weder anlügen, noch will ich mich über Euch lustig machen, denn mir ist daran gelegen, dass die Braut meines Königs versöhnt zu ihm kommt. Ohne Ressentiments.«
    Katherine hob eine der schmalen, lilienweißen Hände und strich sich die Locken von der Wange. »Warum?«
    »Um seinetwillen. Weil ich weiß, dass die Vorstellung, Ihr könntet ihn hassen, ihm Unbehagen bereitet.«
    Sie schnaubte. »Ich bin sicher, ihm ist völlig egal, was ich denke.«
    »Das sollte es eigentlich sein. Aber so ist er nun einmal nicht. Er ist … ein wirklich guter Mann, wisst Ihr.«
    »Ein guter Mann ? Der die Normandie geknechtet hat, ihre Städte überrennt, ihre Einwohner abschlachtet, ihre Bauern verhungern lässt?«
    John schüttelte den Kopf. »Er erkämpft sich das, was ihm zusteht …«
    »Tut es nicht!«
    »… und mit Verlaub, Madame, es sind Euer Bruder und dessen Männer, die wehrlose Bauern in der Normandie abschlachten, nicht wir. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    »Oh Gott, mein Bruder«, murmelte sie angewidert. Einen Moment schwieg sie, dann schüttelte sie den Kopf. »Er ist das schlimmste Übel, welches Frankreich je heimgesucht hat. Wann immer ich an ihn denke, wird mir ganz elend vor Scham.«
    Dieses unerwartet offene Eingeständnis machte John für einen Moment sprachlos.
    Achilles stupste ihn an die Schulter, und der junge Ritter legte ihm die Hand auf die Nüstern, ohne die Prinzessin aus den Augen zu lassen.
    Als hätte er seiner Verwunderung Ausdruck verliehen, sagte sie unvermittelt: »Ihr wart sehr freundlich zu meinem Vater, Monseigneur. Das … hätte ich niemals gedacht. Und es gibt nicht vieles, womit man mich leichter einnehmen kann.« Sie lächelte traurig, und John spürte seine Knie wieder schwach werden von ihrer Schönheit. Es war eine Reaktion, die nichts mit dem Verstand zu tun hatte. Er biss sich auf die Lippen, weil alles, was ihm in den Sinn kam, unverzeihlich tölpelhaft geklungen hätte.
    Schließlich fragte er matt: »Ihr reitet nicht zufällig gern?«
    »Doch.«
    »Wollt Ihr … würdet Ihr mir gestatten, Euch und Eure Damen auf einen Ausritt zu begleiten?«
    Katherine hob die sorgfältig gezupften Brauen. »Ihr scheint zu vergessen, dass Ihr ein Gefangener seid, Monseigneur. Innerhalb dieser Anlage dürft Ihr Euch frei bewegen, aber Ihr dürft sie nicht verlassen.«
    Ganz plötzlich war der Hochmut zurückgekehrt, und John spürte seinen Zorn wieder aufwallen. Er wünschte, er hätte sich von ihrer Furcht nicht rühren lassen und ihr nicht gesagt, Harry sei ein guter Mann. Es geschah ihr nur recht, wenn ihr die Angst vor der Hochzeitsnacht mit dem Feind den kalten Schweiß auf die makellose Stirn trieb. Für einen Moment hatte John ein äußerst lebhaftes Bild vor Augen: Er sah sie nackt auf einem breiten Bett mit kostbaren Seidenlaken liegen, im Schein einer Kerze, und sie wand und sträubte sich gegen die riesige, schattenhafte Gestalt, die sich über sie beugte, ihre Handgelenke umklammerte, mit einem Knie ihre Beine spreizte, während ihre Augen sich weiteten und ihr wundervoller Mund sich zu einem Schrei öffnete.
    Nichts rührte sich in seinem Gesicht, während er sie anschaute und sich diese Dinge vorstellte. Niemand hätte ahnen können, dass er mit einem Mal erschüttert war. Über die Macht dieser Bilder, die Häme und die Erregung, die er dabei empfand. Über die Erkenntnis, wie tief er gesunken war. Was sein eigener Hass aus ihm gemacht hatte.
    Zögernd wandte er den Blick von ihr ab und betrachtete stattdessen Achilles’ muskulösen Hals.

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