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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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mir also weismachen, Euer König ’arry sei ein Schöngeist. Aber Französisch – die einzig wahre Sprache der Dichtkunst – beherrscht er nicht, nein?«
    »Wie könnt Ihr behaupten, Eure Sprache sei der unseren überlegen, die Ihr doch nicht einmal kennt? Harry hatte nicht viel Zeit in seiner Jugend, um Bücher zu studieren.« Und nicht viel Lust, gestand John sich selbst. »Es waren unruhige Jahre. Trotzdem bemüht er sich, wenigstens ein wenig Französisch zu erlernen. Aus Höflichkeit Euch gegenüber. Vielleicht überlegt Ihr einmal, ob Ihr ihm nicht die gleiche Höflichkeit erweisen solltet.«
    »Ihr seid ein Flegel, Monseigneur, und mir scheint, Ihr vergesst, mit wem Ihr sprecht!«
    »Und vielleicht überlegt Ihr auch, ob Ihr nicht wenigstens versuchen wollt, seinen Namen richtig auszusprechen. Anders als bei Euch, hat der Buchstabe ›H‹ in unserem Alphabet nämlich einen Sinn, wisst Ihr. Der König heißt Harry, nicht Arry.«
    »Ich höre keinen Unterschied«, behauptete sie.
    »Dann versuchen wir’s hiermit: Mein Name ist Waring-Ham.«
    »Das weiß ich«, gab sie trotzig zurück. »Waring’am.«
    Süßer Jesus … »Schön. Vielleicht sollten wir mit etwas anfangen, das leichter zu meistern ist.«
    »Ich habe nicht das geringste Interesse daran, Eure abscheuliche Krächzsprache zu erlernen. Und auch nicht die Absicht.«
    John stieß hörbar die Luft aus. Du bist eine verzogene, launische Göre, dachte er angewidert. Aber er beherrschte seinen Ärger und fragte ausgesucht höflich: »War es aber nicht der Wunsch Eurer Mutter, dass ich an ihren Hof komme, umEuch England, seine Sprache und seinen König ein wenig näher zu bringen? Wie soll das gehen, wenn Ihr Euch so unwillig zeigt?«
    Die Prinzessin hob die schmale Linke zu einer abwehrenden Geste. »Die Wünsche meiner Mutter sind für mich nicht von Belang. Und ich gedenke nicht, mit Euch über diese Dame zu sprechen.«
    Schau an, dachte John überrascht. Offenbar war es auch der wohl behüteten Prinzessin nicht verborgen geblieben, was Isabeau hinter dem Rücken des schwachsinnigen Charles so alles trieb. »Und was ist mit Eurem Vater, Madame?«, fragte er und tat behutsam. »Denkt Ihr nicht, dass eine Vermählung zwischen Euch und König Harry, die womöglich zum Frieden führen könnte, die Qualen seiner Seele lindern würde?«
    Sie wandte den Blick nach vorn und antwortete nicht. John beobachtete sie aus dem Augenwinkel und sah einen Muskel über ihrem vollkommen geschwungenen Jochbein rhythmisch pochen. Zufrieden stellte er fest, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Und er sah auch, wie ihre Gedanken sie quälten. Vermutlich erschien ihr das Opfer monströs, welches man ihr zum Wohle des alten Königs und der französischen Nation abverlangte. Doch John wollte nicht noch einmal riskieren, Mitgefühl für sie zu empfinden. Das war ihm zu heikel. Außerdem war sie eine Prinzessin; es war ihre Pflicht – ihr Schicksal –, zum Wohle ihres Landes zu heiraten. Dafür war ihr ein Leben in Luxus und Überfluss garantiert; im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen musste sie weder Hunger noch Kälte fürchten, und alle Welt begegnete ihr ehrerbietig. Sie hatte wahrhaftig kein Recht, sich zu beklagen, fand er. Und abgesehen davon bekam sie mit Harry einen viel besseren Mann, als sie verdiente, selbst wenn sie sich so störrisch weigerte, das zu glauben.
    Obwohl er nur ihr Profil sah, konnte er beobachten, wie sie sich zusammennahm, womöglich zu den gleichen Schlüssen kam wie er. Als sie ihn wieder anschaute, zeigte ihre Miene Gleichmut. »Alsdann, Monseigneur. Lehrt mich das Pater Noster in Eurer Sprache. Ich werde es mir leichter merken können, wenn ich weiß, was die Worte bedeuten.«
    Sie machte ihre Sache hervorragend. Ihre Aussprache war hoffnungslos, aber äußerst charmant, und sie hatte eine gute Merkfähigkeit, stellte John erleichtert fest. Sie waren schon bei ›wie im Himmel, also auch auf Erden‹ angekommen, als ein balzender Fasan flatternd aus dem Dickicht zu ihrer Rechten hervorbrach und Katherines Pferd um ein Haar unter die Hufe geriet. Der Schimmel erschreckte sich und tat, was Pferde in solchen Lagen meistens taten: Er suchte sein Heil in der Flucht. Mit angelegten Ohren, nur noch das Weiße seiner Augen sichtbar, ging er durch.
    John stieß Achilles die Fersen in die Seiten, um die Verfolgung aufzunehmen, aber sogleich stürzten zwei Soldaten der Eskorte sich auf ihn und wollten ihn zurückhalten. John beförderte den

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