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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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»Madame, ich versichere Euch, selbst ohne Sattel und Zaumzeug könnte ich mit diesem Pferd Euer lächerliches Mäuerchen dort drüben überspringen und heute Nachmittag in Mantes sein. Bei meinen Freunden, meinen Brüdern und meinem König.« Und wie sehnte er sich nach ihnen allen. Nach der Welt, die ihm vertraut war, und nach englischen Stimmen.
    »Ah ja?«, fragte sie spöttisch. »Worauf wartet Ihr also?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Das Wort des Bischofs bindet mich.«
    »Steht Ihr in seinem Dienst?«, fragte sie neugierig.
    »Nein. Es ist weitaus schlimmer als das. Aber ich glaubekaum, dass ich Euch erklären könnte, was mich mit ihm verbindet, mein Haus mit dem seinen. Weil es so etwas in Frankreich nicht gibt.«
    »Was wisst Ihr schon über Frankreich«, gab sie abfällig zurück.
    Er hob ungeduldig die Schultern. »Nun, ich weiß dies: In England gibt es etwa einhundert Männer, die der König persönlich zum Parlament lädt. Also hundert, die, wie Ihr sagen würdet, den Hochadel ausmachen. Wie viele sind es in Frankreich? Weit über tausend, nicht wahr?«
    Sie nickte, wider Willen beeindruckt von seinen Kenntnissen. »Wenn Ihr sie nicht gerade wieder einmal alle abgeschlachtet habt, ja, ungefähr dreizehnhundert.«
    »Seht Ihr? Bei uns ist der Kreis viel überschaubarer, darum sind die Bindungen enger. Das ist nur natürlich. Während Euer Adel sich gegenseitig bekriegt und sich nicht darum schert, was der König wünscht.«
    Katherine betrachtete ihn eine Weile versonnen. Dann wandte sie sich an die jüngere ihrer Begleiterinnen. »Schickt einen Diener in den Stall, Comtesse, seid so gut. Man soll für uns und eine Eskorte und Waring’am satteln lassen.«
     
    Es war eine regelrechte kleine Kolonne, die das vornehme Gutshaus durch das breite Tor in der Mauer verließ: John, Katherine, ihre beiden Damen und ein halbes Dutzend Ritter, die bis an die Zähne bewaffnet waren. John war bereits aufgefallen, dass die Anlage schwer bewacht wurde.
    »Fürchtet der Herzog von Burgund, Euer Bruder könne Euch und Euren Vater entführen?«, fragte John die Prinzessin, als sie sage und schreibe acht Torwachen passiert hatten.
    Katherine hob die schmalen Schultern. »Derzeit gibt es leider ständig Anlass, um die Sicherheit des Königs zu fürchten. Doch er ist gar nicht mehr hier. Heute früh haben Burgunds Männer ihn zurück nach Paris begleitet. Der Kronrat kann nicht länger auf ihn verzichten.«
    Das muss ein verdammt verzweifelter Kronrat sein, dachteJohn, aber er biss die Zähne zusammen, ehe es heraus war. Seine Aufgabe – Gott helfe ihm – bestand darin, diese Prinzessin England und Harry gegenüber milde zu stimmen. Und er hatte so eine Ahnung, dass der Weg über ihren Vater am ehesten zum Ziel führen würde.
    Sie ritt einen hübschen, temperamentvollen Grauschimmel, und sie hatte einen tadellosen Sitz. John wusste, es würde Harry gefallen, eine Königin zu haben, die so hervorragend ritt. Ihre beiden Damen folgten ihnen auf braven Zeltern, die Wachen bildeten die Nachhut. Sie ritten durch kleine Wälder und über weitläufige, hügelige Wiesen.
    »Ich muss gestehen, dass Euer Frankreich ein wirklich schönes Land ist, Madame«, bemerkte John schließlich.
    »Jedenfalls dort, wo ihr es noch nicht gänzlich verwüstet habt«, gab sie zurück, besann sich aber sogleich. »Wie ist England?«, fragte sie, als habe sie beschlossen, seinen guten Willen ihrerseits mit ein bisschen Entgegenkommen zu belohnen.
    »Oh, natürlich noch viel schöner.« John lächelte flüchtig. »Nein, nicht so anders. Tatsächlich erinnern diese Hügel mit ihren vielen schmalen Bächen mich an meine Heimat. Bei uns gibt es nur mehr Schafe. Und weniger Wein.« Er wies auf die hügeligen Felder im Westen, wo Rebstöcke in Reih und Glied standen wie Harrys Bogenschützen, bloß zahlreicher. »Für englischen Wein kann nicht einmal ich lobende Worte finden, Madame.«
    »Dies hier ist die Champagne, Monseigneur«, erklärte die Prinzessin mit unverhohlenem Stolz. »Ihre Weine sind schwer, doch sie zählen zu den besten in Frankreich. Troyes war einmal die Hauptstadt einer blühenden, reichen Grafschaft.«
    »Und ich nehme an, wir sind schuld, dass sein Glanz verblasst ist?«, kam John ihren Vorwürfen zuvor.
    Doch Katherine schüttelte unerwartet den Kopf. »Sein Niedergang hat schon vorher begonnen. Doch der berühmteste Sohn dieser Stadt ist ein Dichter, dessen Werk unvergänglich ist. Ihr werdet ihn natürlich kaum kennen«,

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