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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Engländer Euch zu nahe getreten, Madame?«, fragte ihr Sergeant mit einer Verbeugung.
    Hoch aufgerichtet saß sie im Sattel und schaute auf ihn hinab. »Zu nahe getreten?«, wiederholte sie ungläubig. »Er hat mir das Leben gerettet, ihr Tölpel! Und wo wart ihr?«
    Er senkte den Kopf und murmelte eine Entschuldigung.
    Angewidert wandte sie sich ab und ritt an.
    Die junge Comtesse und die andere Begleiterin erkundigten sich besorgt nach dem Befinden der Prinzessin, flankierten sie links und rechts und ritten mit ihr den Weg zurück.
    Der Sergeant vergewisserte sich mit einem raschen Blick,dass alle drei Damen ihnen den Rücken kehrten, ehe er John die behandschuhte Faust in den Magen rammte. »Du hast sie begrapscht, du englisches Schwein«, knurrte er hasserfüllt.
    Und da liegst du wieder vor deinen Feinden auf den Knien, Waringham, dachte John wütend. Sieh dich nur vor, dass keine Gewohnheit daraus wird.
    Er packte Achilles’ Steigbügel, zog sich daran hoch, stellte den linken Fuß hinein und saß auf. Aus sicherer Höhe lächelte er auf den Sergeanten hinab. »Das würde ich mir nie anmaßen. Ich wildere nicht im Garten meines Königs. Bei uns ist das nämlich unüblich, weißt du.«
    Er ritt an, um den Damen zu folgen.
    »Irgendwann erwisch ich dich allein«, zischte der Sergeant ihm nach.
    »Du und wie viele weitere von Isabeaus Lustknaben?«, gab John über die Schulter zurück. Dann trabte er an und schloss zu Katherine auf, die ihr Pferd angehalten hatte, um auf ihn zu warten.

Meulan, Mai 1419
    R aymond, wie seh ich aus?« »Prächtig, Sire.« Raymond hob grinsend die Schultern. »Wie immer, um genau zu sein.«
    Der König befingerte nervös die kurze, goldene Kette, die seinen hellblauen Mantel unter dem Kinn zusammenhielt. »Gott … Ich werde einen Narren aus mir machen.«
    Raymond betrachtete ihn mit einem mitfühlenden Kopfschütteln. »Harry, setz dich hin, ja?« Er war allein mit dem König in dessen Zelt nahe am Ufer der Seine, und Raymond hatte so eine Ahnung, dass sie in dieser Lage eher weiterkamen, wenn er auf Förmlichkeiten verzichtete. »Es ist schon eigenartig mit dir. Als dein Vater im Exil war und Richard dich als Geisel an seinen Hof nahm, warst du vollkommen kaltblütig.Dabei hast du genau gewusst, dass dein Leben am seidenen Faden hing, auch wenn du gerade mal zehn Jahre alt warst.«
    »Ich war elf«, gab der König verdrossen zurück.
    Raymond winkte ab. »Wie auch immer. Du warst jung und allein und in Lebensgefahr, und du hast nicht mit der Wimper gezuckt. Heute bist du erwachsen und siegreich und machst dir fast ins Hemd, weil du deine Braut treffen sollst, die dich so oder so heiraten muss, ganz gleich, welchen Eindruck sie von dir gewinnt. Wirst du mir vergeben, wenn ich sage, dass es mir an Verständnis mangelt?« Er drückte ihm einen randvollen Becher in die Hand. »Da, trink das.«
    Harry trank folgsam einen ordentlichen Schluck, stellte den Becher dann aber wieder ab und nahm seinen ruhelosen Marsch durch das Zelt wieder auf. »Ich kann nicht einmal mit ihr reden«, sagte er kläglich.
    »Mit Frauen zu reden führt nur zu unnötigen Komplikationen, wie du sehr wohl weißt.«
    »Verflucht noch mal, Raymond, sie ist kein Londoner Hafenmädchen, sondern eine französische Prinzessin!«
    »Ich wette, der Unterschied ist nicht so gravierend, wie du glaubst. Und ich fange an zu wünschen, du wärest in Bezug auf die schönen Londoner Hafenmädchen nicht so zurückhaltend gewesen in letzter Zeit. Du bist einfach aus der Übung, mein König. Aber das ist wie mit dem Reiten, weißt du: Einmal gelernt, vergisst man es nie.«
    »Raymond …« Harry sah ihn finster an, die dunklen Augen funkelten.
    Raymond erkannte die warnenden Anzeichen – hatte er doch schon so viele Lancaster-Zornesausbrüche kommen sehen. Begütigend hob er die Linke. »Schön, das war kein sehr glücklicher Vergleich. Was ich sagen wollte, war eigentlich nur dies: Es gibt nicht einen einzigen vernünftigen Grund, warum du nervös sein solltest.«
    »Ja, aber wenn sie nun …« Harry brach ab, als seine Brüder Gloucester und Clarence eintraten.
    »Es ist so weit, Sire«, verkündete Gloucester. Er bemühtesich um eine feierliche Miene, aber auch er konnte ein anzügliches Grinsen nicht ganz unterdrücken.
    Harry stieß einen kurzen Laut der Ungeduld aus, wandte den Blick gen Himmel und stürmte dann mit langen Schritten hinaus, so wie er es tat, ehe er in die Schlacht ritt.
     
    Die Wiese am Flussufer

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