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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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gegenüber der Isle Belle war dank ihrer Größe und Schönheit einem königlichen Rendezvous durchaus angemessen. An beiden Enden waren wahre Zeltstädte errichtet worden, wo die Könige von England und Frankreich mit ihrem jeweils eintausendfünfhundert Mann starken Gefolge lagerten. Die Mitte war frei geblieben bis auf ein großes, prachtvolles Zelt, in welchem sich die Unterhändler, angeführt vom Herzog von Burgund auf französischer und Bischof Beaufort auf englischer Seite, in den vergangenen zwei Tagen mehrfach getroffen hatten.
    Dorthin wandte sich nun auch Harry, eskortiert von seinen Brüdern, seinen Onkeln Exeter und Beaufort, dem Erzbischof von Canterbury, den Earls of Warwick und Waringham. Als sie das Zelt durch den ihnen zugewandten Eingang betraten, fanden sie es leer.
    Hilfesuchend schaute Harry zu seinem bischöflichen Onkel, aber noch ehe der ein paar erklärende Worte sagen konnte, wurde der Eingang gegenüber zurückgeschlagen, und die französische Partei trat ein: Eine fettleibige, aufgetakelte Matrone Arm in Arm mit einem x-beinigen Greis, der bange Blicke in alle Richtungen warf und vor sich hin brabbelte. Harry hatte keine Mühe, zu erraten, wer sie waren. Ihnen folgten Burgund und ein paar Adlige, die er nicht kannte.
    Und dann kam Katherine.
    Sie brachte ihren eigenen Kometenschweif von Damen und Rittern mit, aber Harry nahm keinen von ihnen wahr. Unverwandt schaute er seine Braut an, die seinen Blick ebenso unverwandt, mit hoch erhobenem Haupt und ernster Miene erwiderte.
    Bischof Beaufort seinerseits ließ König Harry nicht aus denAugen. Und was er sah, erfüllte ihn mit Zufriedenheit. Die Verhandlungen standen nicht zum Besten. Das Gefeilsche um Katherines Mitgift wollte zu keinem Ergebnis kommen, und immer noch berichteten seine Spione, dass Burgund in aller Heimlichkeit mit dem Dauphin verhandelte, immer noch stand zu befürchten, dass der mächtige Herzog ein doppeltes Spiel trieb. Aber all das war auf einmal ohne Belang. Denn Harry würde nicht rasten, würde alles tun, was erforderlich war, um diese Frau zu bekommen.
    Als John Katherine zum ersten Mal gesehen hatte, war es ihm vorgekommen, als sei er vor einen Holzpfosten gelaufen. Harry hingegen kam es eher so vor, als sei ihm das ganze Deckengebälk von Westminster Hall auf den Kopf gefallen. Dennoch gelang es ihm, sich auf seine Königswürde und die Regeln der Höflichkeit zu besinnen.
    Er trat zu Isabeau und Charles. Behutsam legte er dem alten König die Hände auf die Schultern und küsste ihn auf den Mund. Die gleiche Prozedur wiederholte er mit der Königin. »Geliebter Onkel Charles, geliebte Tante Isabeau. Wie ich mich freue, Euch endlich kennen zu lernen«, sagte er mit einem strahlenden Lächeln und in beinah akzentfreiem Französisch. Nur diejenigen, die ihn wirklich gut kannten, sahen, dass jeder Muskel in seinem Körper angespannt war und es ihn Mühe kostete, ein Schaudern zu unterdrücken.
    Charles’ ängstlichen Schrei ob der plötzlichen Berührung und die bange Frage: »Wer ist dieser Goliath?«, ignorierte er ebenso geflissentlich wie Isabeaus eisiges Schweigen. Er ging die vier oder fünf Schritte, die ihn von der Prinzessin trennten, und wiederholte das Begrüßungsritual, wobei man meinen konnte, dass der höfliche Kuss dieses Mal einen Lidschlag länger währte.
    »Katherine, liebste aller Cousinen.« Er sah ihr lächelnd in die Augen. Den Rest seines französischen Vokabulars hatte er vergessen. Aber das machte nichts. Raymond hatte Recht gehabt, erkannte der König. Es gab Dinge, die man nicht verlernte, und alles, was nötig war, konnte er der Prinzessin auch ohne Worte sagen.
    Sie verstand die Botschaft ohne Mühe, erwiderte sein Lächeln für einen kurzen Moment und senkte dann sittsam den Blick. »Cousin Arry, ich bin geehrt«, sagte sie auf Englisch. »Ich bin erfreut. Und: Ich bin beglückt.«
    Diese drei Varianten hatte sie sich von John vorbeten lassen, bis sie sie beherrschte, und hatte vorgehabt, eine davon zu wählen, wenn sie ihrem Bräutigam vorgestellt wurde, je nachdem, welche ihr angemessen schien. Doch nun, da es so weit war, hatte sie das Bedürfnis, ihm so viel wie möglich zu sagen, diesen Moment in die Länge zu ziehen, und so gab sie ihr gesamtes Repertoire an Begrüßungsformeln zum Besten.
    Er ergriff ihre eiskalte Linke und führte sie kurz an die Lippen, während er ihr wieder tief in die Augen schaute. »Das trifft sich gut, Kate …«
     
    Somerset und Tudor warteten

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