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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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zwischen einem halben Dutzend Rotschöpfen eine blonde, blauäugige Tochter hat?«
    »Ich verstehe deinen Groll, Matthew, aber jetzt verleumdest du eine anständige Frau«, protestierte Vater Egmund.
    »Ich weiß, was ich weiß«, erwiderte Matthew düster.
    Einen Moment herrschte beklommenes Schweigen.
    »Wie dem auch sei«, sagte Jack Wheeler schließlich seufzend. »Wir können so oder so nichts tun.«
    »Doch, ihr könnt etwas tun«, widersprach der Priester. »Ihr könntet Maud mit ein wenig mehr christlicher Nächstenliebe begegnen. Ihr behandelt sie wie eine Aussätzige, dabei wisst ihr alle, dass es nicht ihre Schuld war.«
    Er bekam keine Antwort. Die drei Männer hätten ihm erklären können, dass es nicht Mauds Bastarde waren, die sie zu einer Ausgestoßenen machten, sondern die Tatsache, dass sie sich wie eine Lady aufgespielt hatte, solange sie die Geliebte des Earl gewesen war. Sie hatte sich von ihm in feine Seidenkleider hüllen lassen wie eine waschechte Hure und hochnäsig auf ihre einstigen Nachbarn und Freunde herabgeblickt. Das nahmen sie ihr übel. Doch da Jack der Bruder und Matthew der Mann von Mauds Vorgängerin war, waren sie alle zu verlegen, um diese Dinge auszusprechen.
    Vater Egmund verstand auch das. »Ich bitte euch lediglich zu bedenken, dass sie verzweifelt und gedemütigt ist. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um es ihr heimzuzahlen und …« Er brach plötzlich ab, als er Schritte im Gras näher kommen hörte. »Gott zum Gruße, Sir Tristan«, sagte er dann lächelnd. »Euch sehen wir selten bei einem Dorffest.«
    Tristan Fitzalan, der seit über dreißig Jahren im Dienste des Hauses Waringham stand, war bei den einfachen Leuten ausgesprochen beliebt, nicht trotz, sondern wegen seiner großen Vornehmheit. Er war das, was sie sich unter einem wahren Ritter vorstellten: stattlich anzusehen, immer bewaffnet, zu jedermann freundlich und vollkommen unnahbar. Und heute Abend, so schien es Conrad, tief bekümmert.
    »Guten Abend, Vater Egmund. Conrad, Jack, Matthew. Ihr wisst nicht zufällig, wo Lord Waringham steckt?«
    Priester, Bauer und Schmied schüttelten die Köpfe.
    Mit einem knappen Nicken wandte Fitzalan sich ab, und Conrad folgte ihm aus dem Feuerschein in den dunklen Schatten der Bäume. »Tristan …«
    Der Ritter blieb stehen.
    »Was ist passiert?«
    »Weißt du, wo Raymond ist?«, fragte Fitzalan, ohne die Frage zu beantworten.
    »Ich denke schon.«
    »Wo?«
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich ihn hole.«
    »Sag ihm, er soll auf die Burg kommen, sei so gut.« Und ehe Conrad ihn noch einmal fragen konnte, was geschehen war, ging er davon.
     
    Als Conrad in sein Gestüt kam, stellte er fest, dass er sich nicht getäuscht hatte: Das Tor der Futterscheune stand einen Spalt offen. Er schlüpfte leise hindurch und sah flackerndes Licht vom Heuboden herunterscheinen. Wütend kniff der Stallmeister einen Moment die Augen zu. Keiner seiner Stallburschen wäre im Traum darauf gekommen, mit einer offenen Flammein die Futterscheune zu gehen. Nicht nur, weil sie wussten, dass ein solch sträflicher Leichtsinn einer der wenigen Anlässe wäre, für die man von Conrad Prügel kassierte, sondern weil sie dafür einfach zu vernünftig waren. Halbwüchsige Knaben mochten sie sein, den Kopf voller Unsinn und zu viel überschüssige Kraft in den Gliedern, aber an Übermut und Unvernunft konnte es keiner von ihnen mit dem Earl of Waringham aufnehmen …
    Lautlos erklomm Conrad die Leiter zum Heuboden, bis er einen kurzen Blick durch die Luke werfen konnte. Judith, die blutjunge Schäferstochter, kniete im Stroh. Sie hatte den Kopf an Raymonds Schulter gelehnt, und er fütterte sie mit irgendwelchem Naschwerk. Beide lachten leise, verschwörerisch. Er hatte die Träger ihres Hemdes über die Schultern gestreift, und es war bis zum Bauchnabel herabgerutscht. Die wundervollen, üppigen Brüste schimmerten im Licht der kleinen Öllampe zur Linken, und das Mädchen schaute Raymond treuherzig an, mit großen, unschuldigen Augen. Doch ganz so unschuldig war sie offenbar nicht mehr. Als Raymond eine Hand zwischen ihre Knie schob, ließ sie sich zurück ins Heu sinken und öffnete einladend die Schenkel.
    Conrad biss sich auf die Unterlippe und wandte den Kopf ab. Es war ein zu erregender Anblick. Er missbilligte, was Raymond mit den jungen Mädchen tat, verabscheute ihn manchmal dafür. Aber zumindest sich selbst gegenüber war er ehrlich genug, um einzugestehen, dass er ihn auch beneidete. Wie

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