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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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zum Henker bringt er sie nur immer dazu, sich in ihn zu verlieben? Wie macht er das?
    »Raymond …«
    Judith stieß einen kleinen Schreckensschrei aus.
    »Schsch«, hörte Conrad Raymond beruhigend murmeln. Dann lauter: »Du kommst reichlich ungelegen, Cousin.«
    »Darauf wette ich. Fitzalan sucht nach dir. Irgendetwas ist passiert, er wollte mir nicht sagen, was.«
    Raymond fluchte leise. «Na schön. Ich komme gleich.« Und weil er keine Antwort bekam, fügte er hinzu: »Es ist nicht nötig,dass du auf mich wartest. Ich schätze, ich finde auch allein nach Hause.«
    Conrad stieg die Leiter hinab, ließ die Sprossen absichtlich knarren, um zu beweisen, dass er auch wirklich ging und ihnen nicht weiter nachspionierte. »Wenn du die Futterscheune abfackelst, Raymond …«
    »Ja, ja«, kam es atemlos von oben. »Jetzt hab ein Herz und verschwinde.«
    Kopfschüttelnd ging Conrad hinaus.
     
    Eine gute halbe Stunde später kam Raymond auf seine Burg. Er erwiderte den Gruß der Torwachen aufgeräumt und ging ohne Eile zum Bergfried hinüber. Tristan Fitzalan, so wusste er, regte sich gern über Nichtigkeiten auf – meist lohnte es sich nicht, sich um seiner Neuigkeiten willen zu beeilen.
    Die große Halle lag verlassen und dunkel da. Es war spät geworden, die Ritter, ihre Familien und die Knappen des Haushalts waren entweder schlafen gegangen oder beim Erntefest.
    Raymond stieg pfeifend die nächste Treppe hinauf und betrat sein Wohngemach. John, Joanna und Ed Fitzroy saßen mit ernsten Mienen am Tisch mit einem fremden Edelmann, und irgendetwas an ihren Gesichtern und der Stimmung im Raum riet Raymond, sich auf eine wirklich schlechte Nachricht gefasst zu machen.
    Einen Moment sah er noch in die Runde, dann schloss er die Tür und trat näher. »Also? Was gibt es?«
    Der fremde Ritter erhob sich eilig und verneigte sich formvollendet. »Mylord of Waringham?«
    Raymond nickte. »Der bin ich.«
    »Mein Name ist Thomas Finley, Mylord.«
    Raymond lächelte unsicher. »Dann sind wir Vettern oder so etwas.«
    »Ganz recht, Sir. Ich bin Steward in Burton. Es tut mir sehr Leid, Mylord. Euer Bruder, Edward of Burton, ist tot.«
    Raymond starrte ihn einen Augenblick blinzelnd an. Dannwandte er sich ab und taumelte ans Fenster. Er spürte seine Füße nicht, und stolpernd sank er auf den gepolsterten Fenstersitz nieder. Dort vergrub er das Gesicht in den großen Händen und weinte.
    Niemand sagte oder tat irgendetwas. Es war sehr still im Raum. Raymond vergoss seine Tränen stumm, nur gelegentlich quälte sich ein matter Laut des Jammers aus seiner Kehle. Es klang fürchterlich.
    Schließlich konnte Joanna es nicht länger aushalten. Sie stand vom Tisch auf, trat zu ihrem Bruder und legte ihm die Hände auf die Schultern.
    Er fuhr zu ihr herum, schlang die Arme um ihre Taille und schluchzte. John fragte sich, ob Raymond überhaupt wusste, wer sie war. Vermutlich nicht. Vermutlich war ihm jeder verdammte Frauenbauch recht, um Trost in dessen Weichheit zu suchen. Plötzlich kam John die Frage in den Sinn, ob sein Bruder so süchtig nach Frauen war, weil er mutterlos aufgewachsen war. Er fand die Vorstellung gleichermaßen unsinnig und einleuchtend.
    Joanna strich Raymond über den Kopf. »Schsch«, machte sie dann und wann, während ihre Tränen auf seinen blonden Schopf fielen. Ebenso wie John trauerte sie um den gut aussehenden, sanftmütigen Ritter, der ihr beinah unbekannter Bruder gewesen war.
    John saß reglos mit verschränkten Armen am Tisch, das Kinn auf die Brust gedrückt. Raymonds Jammer machte ihm zu schaffen, ging ihm näher als der eigentliche Verlust. Er wünschte, sein Bruder würde sich zusammenreißen.
    Das tat Raymond zu guter Letzt auch. Er ließ Joanna los und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Was ist passiert?«, fragte er, das Gesicht dem offenen Fenster zugewandt.
    Thomas Finley antwortete: »Ein Wundfieber. Er ist letzten Monat auf der Jagd gestürzt und hat sich am Bein verletzt. Die Wunde wollte nicht richtig heilen, und dann kam das Fieber. Es ging schnell. Er … er hat sich überhaupt nicht gewehrt.«
    Raymond nickte und zog die Nase hoch. »Er wollte schonlange nicht mehr. Seit König Henry tot ist. Ich hab’s die ganze Zeit gemerkt.«
    »Ihr habt Recht, Mylord. Er hat den Tod des Königs nie verwunden«, stimmte Finley zu. Auch er schluckte mühsam.
    »Wann ist er gestorben?«
    »Vor drei Tagen kurz vor Sonnenaufgang.«
    »Dann müsst Ihr geritten sein wie der Teufel.«
    Finley

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