Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
völlig belanglos. Er würde sich von John distanzieren, sei versichert. Und John würde eingehen.«
    »John ist zäher, als du glaubst, und Gott sei Dank dafür«, gab Tudor grimmig zurück. »Hast du seine Daumen nicht gesehen?«
    »Doch, die Nägel sind ganz schwarz unterlaufen.«
    Tudor nickte.
    »Und?«, fragte Somerset. »Was hat das zu bedeuten? Ist es eine Krankheit?«
    Owen Tudor gab ein Schnauben von sich, halb ungläubig, halb amüsiert. »Das weißt du nicht? Du bist doch wahrhaftig privilegiert aufgewachsen, Bübchen …«
     
    Der König lud John und seine beiden Freunde für den Abend zum Essen. In Harrys geräumigem Zelt war eine lange Tafel aufgebaut worden, die kaum weniger prunkvoll gedeckt war als daheim in Westminster.
    Noch war der König nicht erschienen, und die Adligen und Ritter standen oder saßen in kleinen Gruppen beisammen und redeten. Die ersten, denen John in die Arme lief, waren seine drei Brüder, die ihn nacheinander in die Arme schlossen.
    »Willkommen in der Freiheit, John«, sagte Edward mit einem Lächeln, das eigentümlich ernst war. »Wir waren sehr erleichtert, als wir hörten, dass du hier ausgetauscht wirst.«
    Wie ein Sack Wolle gegen ein Mastschwein, dachte John unwillkürlich und rieb sich mit einem verlegenen Grinsen die Stirn. »Das war ich auch, glaub mir.«
    Raymonds Augen strahlten seltsam, und er schien in einem fort blinzeln zu müssen. »Gott verflucht, John …«, war offenbar das Einzige, was zu sagen ihm einfiel, »Gott verflucht …«
    John sah stirnrunzelnd zu Mortimer. »Hat seine jüngsteAngebetete ihm einen Korb gegeben, oder was erschüttert ihn so?«
    Mortimer warf einen kurzen Blick auf Raymond. Dann antwortete er John: »Du kannst dir die Mühe sparen, uns etwas vorzumachen. Es war Raymond, der den Kontakt zwischen Beaufort und dessen Spion bei den Dauphinisten gehalten hat. Wir wissen ganz genau, was sich in Jargeau abgespielt hat.«
    John atmete hörbar aus. ›Ganz genau‹ wussten das wohl nur Victor de Chinon und er selbst. Trotzdem war er wütend auf Raymond. »Und du wärst nie im Leben auf die Idee gekommen, es für dich zu behalten, oder?«
    Der Gescholtene hob vielsagend die Schultern und schniefte.
    »Wir sind deine Brüder, John, du hast keinen Grund, beschämt zu sein«, sagte Mortimer beschwichtigend.
    Ihr seid meine Brüder, dachte John, aber ihr seid Fremde.
    Raymond fand die Sprache wieder. »Ich bin fast krepiert vor Sorge, Junge, ich musste es irgendwem erzählen. Wir haben niemandem sonst etwas davon gesagt, Ehrenwort. Aber jeder, der dich kennt, kann sehen, dass dein Riecher gebrochen war. Der Rest ist nicht so furchtbar schwer zu erraten.«
    John fasste sich an die Nase. »Ist das wahr? Man kann es sehen?«
    »Du bist trotzdem immer noch der Hübscheste von uns, keine Bange«, gab Raymond bissig zurück, der Johns Schrecken missverstand.
    »Und du siehst Vater mit einem Mal viel ähnlicher als vorher«, fügte Edward lächelnd hinzu.
    John winkte seufzend ab. »Nun, es ist lange her und vergessen«, log er. »Nichts ist geblieben.« Zum Beweis hob er die Rechte und bewegte die Finger, versteckte allerdings den Daumennagel dabei.
    »Erzähl uns von der Prinzessin, John«, forderte Mortimer ihn auf. »Alle platzen vor Neugierde.«
    »Ich fürchte, Ihr werdet Euch noch ein wenig gedulden müssen, Gentlemen«, sagte Bischof Beaufort, der unbemerkt hinzugetreten war. Lächelnd legte er John die beringte Hand auf dieSchulter, und sein Lächeln war eine Mischung aus Schalk, Zerknirschung und beinah väterlichem Stolz. »Der König möchte John heute an der Tafel an seiner Seite haben, um ihm all die Fragen zu stellen, die Euch auch quälen. Seid so gut und folgt mir, John.«
    Sie wandten sich um und stellten fest, dass Harry den großzügigen Hauptraum seines Zeltes betreten und sich an seinen Platz begeben hatte. Hastig nickte John seinen Brüdern zu und folgte dem Bischof zur Mitte der langen Tafel.
    Vor dem König verneigte er sich. »Sire.«
    »John!« Harry schloss ihn lachend in die Arme. »Ihr habt mir gefehlt, mein Freund.«
    John spürte, wie eine wohlige Wärme sich in seinem Innern ausbreitete. Du mir auch, mein König, dachte er. Er senkte den Blick und lächelte scheu. »Danke, Sire.«
    »Setzt Euch, setzt Euch!«, forderte Harry ihn mit einer wedelnden Geste auf. Er lachte schon wieder, und seine Augen sprühten förmlich. Er wirkte noch lebendiger, noch präsenter als sonst. »Erzählt mir alles, was Ihr über sie wisst.

Weitere Kostenlose Bücher