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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Dorfpfarrer, vor. »Der halbe Schilling, den du mir letztes Jahr versprochen hast, ist irgendwie immer noch nicht bei mir angekommen.«
    Jack wurde unbehaglich. »Nun, Vater Egmund, du weißt ja, wie es geht …«
    »Hm«, brummte der Priester missfällig.
    Jack änderte die Taktik. »Ich schätze, wenn du seine Lordschaft um eine Spende für das Dach bätest, würde er sie dir nicht verweigern.«
    »Ich hingegen schätze, ich hätte bessere Chancen, wenn ich Gott bäte, die neuen Schindeln für das Dach vom Himmel regnen zu lassen«, entgegnete der Priester bissig.
    Er ist gar zu pfiffig, erkannte Conrad beunruhigt.
    »Warum widmen wir nicht einfach einen der nächsten Sonntage dem Dach unserer Kirche?«, schlug Lilian vor. »Wenn alle mit Hand anlegen, ist das Dach in einem halben Tag gedeckt, und niemand muss Geld dafür aufbringen. Nur ein bisschen Stroh. Und daran besteht kein Mangel, nicht wahr?«
    Jack Wheeler nickte versonnen. »Das ist eine hervorragende Idee«, bekundete er. »Während wir Männer uns um das Dach kümmern, könnt ihr Frauen uns etwas Gutes kochen und backen. Und brauen, natürlich …«
    Der Dorfpfarrer hob ungläubig die Brauen. »Jack, denkst du, es gibt irgendeinen Anlass, aus dem du kein Volksfest machen würdest?«
    Jacks gutmütiges Bauerngesicht verzog sich zu einem schelmischen Lächeln. »Ich will nur sicherstellen, dass auch alle kommen, Vater Egmund.«
    »Oder du könntest den Erzbischof um einen Ablassbrief bitten«, schlug Conrad dem Priester vor. »Für jede angebrachte Strohschindel bekommen wir ein Jahr im Fegefeuer geschenkt. Wie wär’s?«
    Sein höhnischer Tonfall entging dem Geistlichen nicht. »Ein Tropfen auf den heißen Stein in deinem Fall, das ist gewiss«, gab der schlagfertig zurück.
    Alle lachten, aber Egmund warf Conrad einen warnendenBlick zu. Der Priester hielt selbst nicht viel auf Ablassbriefe. Er war vor gut zehn Jahren von der Universität in Oxford verjagt worden, weil er die ketzerischen Lehren der Lollarden dort nicht mit genügend Nachdruck verdammt hatte. Er war nie einer der ihren gewesen, aber wie viele fortschrittlich denkende Männer der Kirche war er der Ansicht, dass einige wohl überlegte Reformen ein Segen wären. Conrad hingegen, wusste Vater Egmund, war der Sohn einer äußerst rebellischen Mutter, und manchmal war der Geistliche in Sorge um ihn.
    Matthew der Schmied trat zu ihnen, ebenfalls einen beachtlichen Bierkrug in Händen.
    Jack stieß mit dem seinen dagegen und fragte: »Wo hast du deine Frau gelassen, Schwager?«
    Matthew presste kurz die Lippen zusammen. »Sie ist bei Maud. Das kleine Luder heult sich die Augen aus, und Liz fürchtet, sie wird sich in den Tain stürzen, wenn keiner auf sie aufpasst.«
    Alle nickten. Natürlich wusste das ganze Dorf, dass der Earl sich eine neue Liebschaft zugelegt hatte. Es war eine Schäferstochter aus Hetfield, und die Leute von Waringham waren erleichtert, dass der Kelch dieses Mal an ihrem Dorf vorübergegangen war.
    »Erst macht er ihnen zwei, drei Bälger, und wenn ihre Titten ihm nicht mehr straff genug sind, dann wirft er sie weg«, grollte der Schmied. »Ich hoffe, ihr vergebt mir meine Unverblümtheit«, fügte er an Lilian und Vater Egmund gewandt hinzu.
    Beide nickten wortlos, aber Lilian behagte das Thema nicht. Sie löste sich von ihrem Mann. »Ich denke, es wird Zeit, Conrad. Ich bringe die Kinder ins Bett.«
    Er küsste sie auf die Schläfe. »Viel Erfolg …«
    »Hat sie Angst vor einem offenen Wort?«, fragte Matthew streitlustig, als sie in der Dunkelheit verschwunden war.
    Conrad hob kurz die Schultern. »Sie denkt, dass es einem kleinen Mann nicht ansteht, die Taten eines Adligen zu verurteilen. So ist sie nun mal erzogen. Nimm’s ihr nicht übel, Matt.«
    »Nein. Sie ist schon richtig, deine feine Lady Lilian«, räumte der Schmied versöhnlicher ein. »Dir hingegen scheint es keinen Kummer zu machen, was die Leute über seine Lordschaft reden, obwohl er dein Vetter ist.«
    »Er ist mein Vetter, und er ist mir teuer«, stellte Conrad klar. »Aber das macht mich nicht blind für seine Fehler.«
    »Er wird immer schamloser«, schimpfte der Schmied gedämpft. Sie hörten seine Stimme vor unterdrückter Heftigkeit beben. »Keine Frau in Waringham ist mehr vor ihm sicher.«
    »Jedenfalls kein junges Mädchen«, stimmte sein Schwager grimmig zu.
    »Nicht nur die jungen Mädchen«, entgegnete Matthew. »Habt ihr euch nie gefragt, wie es zum Beispiel kommt, dass Martha Reeve

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