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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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lassen«, protestierte Fitzroy schwach. »Ein neuer Steward muss für Waringham gefunden werden, und ich muss ihn einweisen. Die Dinge hier sind ein wenig …« Desolat wäre wohl der passende Ausdruck gewesen, aber er wollte Raymond vor dem Ritter aus Burton nicht bloßstellen. »Kompliziert.«
    »Oh, keine Bange, Ed«, entgegnete Raymond. »Waringham bekommt einen Steward, der sich mit den Verhältnissen hier bestens auskennt.« Er richtete den Blick auf seinen jüngsten Bruder. »Nicht wahr, John?«
    John fuhr fast unmerklich zusammen. »Was soll das heißen?«
    Raymond lächelte schwach. Er war ungewöhnlich blass. Man konnte ihm ansehen, dass Edwards Tod ihn wirklich hart traf. »Es heißt, dass ich dich zu meinem Steward ernenne. Was läge näher?«
    John erhob sich ohne Eile. »So ziemlich alles andere läge näher. Du scheinst zu vergessen, dass ich Soldat bin, Raymond, und der Krieg ist noch nicht vorüber.« Zum Glück.
    »Na und? Das muss dich doch nicht hindern.«
    »Das sehe ich anders. Und ich lasse mich von dir nicht in Waringham an die Kette legen, um hier die Arbeit für dich zu machen, während du frei wie der Wind bist und an der Seite des Königs große Taten vollbringen kannst. So hattest du dir das doch vorgestellt, oder?«
    »John …« Raymond klang ebenso ungläubig wie gekränkt. »Es … es ist eine ziemlich hohe Ehre, die ich dir erweise, Bruder. Eigentlich bist du viel zu jung für ein so verantwortungsvolles Amt …«
    »Na bitte.«
    »… aber trotzdem vertraue ich es dir an. Du kannst nicht ablehnen.«
    »Nein? Dann pass jetzt genau auf.« John legte die Linke auf die Brust und verneigte sich tief vor seinem Bruder. »Ich danke Euch für die hohe Ehre, Mylord. Aber ich will nicht. Such dir einen anderen Schwachkopf, der deine Schulden verwaltet. Ich werde es nicht tun. Gute Nacht.« Und damit ging er hinaus.
     
    John nahm Daniel mit ins Gestüt, und beide stürzten sich dort hingebungsvoll auf die Arbeit.
    Die Stallburschen neckten Daniel mit seinen feinen Kleidern und der komischen Art zu reden, die er sich angewöhnt hatte, doch sie gewährten ihm willig Einlass in ihre verschworene Gemeinschaft, zu der er einmal gehört hatte, und bestürmten ihn, von Frankreich und dem König zu erzählen.
    John machte es sich zur Gewohnheit, schon vor dem Frühstück im Gestüt zu erscheinen und das Training der Zweijährigen mitzureiten. Sie waren in dem Jahr zur Welt gekommen, als er zum zweiten Mal in den Krieg gezogen war, und genau wie die Jährlinge waren sie ihm beinah völlig fremd. Das bedauerte er, und er widmete ihnen einen Großteil seiner Tage, um sie kennen zu lernen. Er half auch beim Anreiten der Jährlinge, und wenn er vom vielen Herunterpurzeln gar zu kreuzlahm und zerschunden war, ging er auf die Südweide, wo die Stutenmit ihrem diesjährigen Nachwuchs standen. Er ergötzte sich an den Fohlen. Sie schienen die einzigen Geschöpfe unter der Sonne zu sein, die ihm derzeit ein Lächeln entlocken konnten, und dafür war er ihnen dankbar.
    Conrad fand ihn dort kurz vor Einbruch der Dämmerung unter einem der knorrigen Apfelbäume, die hier und da auf der Weide wuchsen. Es war ein warmer, goldener Septembertag gewesen, aber jetzt, da die Sonne schon tief stand, konnte man den ersten Hauch von Herbstkühle in der klaren Abendluft spüren.
    John kniete im Gras, und ein zierliches Fuchsfohlen mit struppiger, heller Mähne lag neben ihm und hatte den Kopf vertrauensvoll in seinen Schoß gelegt. Die Stute stand dabei und schaute gleichmütig zu.
    »Welch ein Bild des Friedens«, bemerkte Conrad mit einem Lächeln und setzte sich auf einen der niedrigen Äste des Apfelbaums.
    John tastete mit konzentriert gerunzelter Stirn den Hals des Fohlens ab. Er schaute nicht auf. »Und wie es mit Bildern des Friedens so oft ist, trügt der Schein auch dieses Mal«, sagte er. »Er hat eine Zecke, der arme kleine Kerl. Aber gleich hab ich sie.«
    »Pass bloß auf, dass der Kopf nicht stecken bleibt«, warnte Conrad.
    John warf ihm einen kurzen Blick zu, der zu sagen schien: Hältst du mich für einen Anfänger?
    Conrad grinste flüchtig auf ihn hinab. »Wie du wieder ausschaust, John of Waringham. Staubige Kleider, Stroh im Haar, Trauerränder unter den Nägeln. Wie der wildeste Geselle unter unseren Stallburschen.«
    John nickte. Mit sicheren Fingern drehte er die Zecke heraus, betrachtete einen Moment ihren von Fohlenblut geschwollenen Leib und schnipste sie angewidert von sich. »Ich wünsche mir

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