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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Und die Wahrheit, wenn ich bitten darf, Sir.« Er hielt sich nicht mit Floskeln auf und sah auch keine Notwendigkeit, einen Hehl aus der Tatsache zu machen, dass er sich Hals über Kopf in die Prinzessin verliebt hatte. Harry war ungekünstelt, war sich seiner selbst sicher genug, um sich nicht verstellen zu müssen.
    John schilderte ihm seine Eindrücke ebenso offen wie zuvor Tudor und Somerset, nur ein wenig ausführlicher. Er sprach mit gesenkter Stimme, und auch wenn die Brüder des Königs, die in unmittelbarer Nähe saßen, ungeniert zu horchen versuchten, hörten sie doch nichts als ein paar Wortfetzen. Harry lauschte John andächtig, den Kopf leicht zur Seite geneigt, um die leisen Worte besser hören zu können. Er schien kaum wahrzunehmen, was er aß.
    Schließlich legte er das silberne Speisemesser neben dem Teller ab und lehnte sich mit einem tiefen Seufzer zurück. »Ich sag Euch ehrlich, John, ich würde sie lieber heute als morgen heiraten. Sie ist nicht die Eisprinzessin, für die Ihr sie haltet.«
    »Das habe ich mit keinem Wort gesagt«, protestierte John erschrocken.
    »Aber gedacht.«
    Der junge Ritter hob unbehaglich die Schultern. »Wenn es so ist, verwundert es mich jedenfalls nicht, dass sie in Eurer Gegenwart auftaut.«
    Harry lachte. »Ihr seid auf dem besten Wege, ein so skrupelloser Schmeichler zu werden wie der gewiefteste meiner Höflinge, scheint mir.«
    John schüttelte den Kopf, ohne sich zu verteidigen. Zu dir kann ich nie etwas anderes als vollkommen aufrichtig sein, dachte er, und das weißt du ganz genau. Darum war es auch nicht nötig, es zu sagen.
    Harry wurde wieder ernst, stützte einen Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hand. »Tja, John. Jetzt müssen wir nur noch den verfluchten Dauphin dazu bewegen, an einer Fischgräte zu ersticken oder sonst irgendeine unverzeihliche Dummheit zu begehen, mit der er sich selbst erledigt. Andernfalls fürchte ich, die Eisprinzessin wird eine alte Jungfer, ehe ich sie heiraten kann.«

Waringham, August 1419
    A uf dem Dorfanger, unweit der hölzernen Brücke über den Tain, prasselte ein Feuer, um welches die Bauern und kleinen Handwerker von Waringham in Gruppen beisammenstanden und lachten und plauderten. Das frisch gebraute Bier schäumte in den Krügen, und die Stimmung war ausgelassen. Es war eine gute Ernte gewesen, die Scheunen waren prall gefüllt.
    »Der Winter kann uns dieses Jahr nichts anhaben, Conrad«, behauptete Jack Wheeler, Liz’ ältester Bruder, der die drei Acre große Scholle ihres Vater geerbt hatte. »Und niemand ist dieses Jahr gekommen, um unseren Cal und die anderen jungenBurschen in den Krieg zu schicken. Wir können uns glücklich schätzen.« Er biss von dem Früchtebrot ab, das er in der Linken hielt, ehe er mit der Rechten den Bierkrug an die Lippen führte.
    Der wortkarge Stallmeister nickte nur. Die bange Frage ›Aber wie lange noch?‹ behielt er für sich. Niemand außer ihm und Ed Fitzroy wusste, wie Raymond seine Baronie ausbeutete, wie schlecht es um sie stand. Und wenn es nach Conrad ging, sollte das möglichst lange so bleiben. Ihm stand nicht der Sinn danach, den Bauern von Waringham die Freude an ihrem Erntefest zu verderben. Hatten sie doch selten genug Anlass zu Freude und Zuversicht.
    Stattdessen mahnte er seinen Sohn: »Stevie, nicht so nah ans Feuer.«
    Der Sechsjährige rief über die Schulter: »Ich pass schon auf, Vater!«, während er weiter mit seinen Freunden rund um das Feuer Haschen spielte, ohne den Abstand zu den Flammen merklich zu vergrößern.
    Conrad tauschte ein Lächeln mit Lilian und legte ihr einen Arm um die Schultern.
    »Bei euch war’s auch ein fruchtbares Jahr, wie?«, scherzte Jack und wies auf Lilians runden Bauch.
    Conrad spürte, wie seine Frau sich versteifte – nach all den Jahren hatte sie sich immer noch nicht an den Umgang mit den einfachen Leuten von Waringham gewöhnt, empfand ihre ungezwungene Art zu reden als ungehobelt und derb.
    Ehe sie seinem Freund über den Mund fahren konnte, antwortete Conrad trocken: »Wieder einmal.« Lilian bekam beinah jedes Jahr ein Kind.
    Jack lachte vergnügt. »Tja, Junge, warum auch nicht. Warum auch nicht. Wo Gott es so gut mit uns meint und uns so reichlich segnet, dass jeder Mann in Waringham ein Dutzend Kinder füttern könnte.«
    »Wenn du nicht mehr weißt, wohin mit deinen Reichtümern, Jack Wheeler, dann erinnere dich gelegentlich daran, dass die Kirche ein neues Dach braucht«, schlug Vater Egmund,der

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