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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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mir die besagte Gunst gewährt, werdet Ihr verstehen, warum ich es auch unter diesen schmählichen Umständen versuchen musste.«
    »Was wollt Ihr?«, fragte sie brüsk.
    »Ich möchte Euch eine Geschichte erzählen. Es dauert nicht lange«, fügte er hastig hinzu, als er ihr Stirnrunzeln sah.
    Sie schien einen Moment mit sich zu ringen. Dann nickte sie seufzend. »Nun, die Nacht ist ohnehin fast zu Ende, und wir werden gewiss keinen Schlaf mehr finden. Was habt Ihr eigentlich mit den armen Wachen gemacht, Sir?«
    Er winkte ab. »Denen fehlt nichts. Tatsächlich rechne ich jeden Moment damit, dass sie aufwachen. Darum liegt es auch in meinem Interesse, dass ich mich kurz fasse.«
    »Das macht mir Hoffnung. Also?«
    Mutter und Tochter schauten ihn an, Erstere eher unwillig als neugierig, Letztere verständnislos.
    »Ein großer Knappe und ein kleiner Knappe ritten mit ihren Herren nach London«, begann John zu erzählen. »Der ältere Knappe hatte sich zuvor vor den Lords zum Narren gemacht und war übler Laune. Am Ziel angekommen, wurde dem jüngeren befohlen, die Pferde zu hüten, während die Gentlemen ihren … Geschäften nachgingen. Der große Knappe bemächtigte sich des kleineren Gefährten, schaffte ihn in eine Spelunke, fesselte ihn und zwang einen Becher Branntwein seine Kehle hinab. Dann ließ er ihn dort liegen, bis die Stadttore schlossen. Als er den kleinen Knappen schließlich zu den Rittern zurückbrachte, behauptete er, der Junge habe die Pferdeunbewacht und unversorgt zurückgelassen, um sich zu betrinken. Ihr … könnt Euch sicher vorstellen, wie es dem Jungen daraufhin erging.«
    »Das ist eine wirklich abscheuliche Geschichte, Sir«, bekundete Julianas Mutter. »Ich hatte mit irgendeiner erbaulichen Allegorie gerechnet. Und ich fürchte, ich verstehe nicht, was Ihr uns damit sagen wollt.«
    »Aber ich weiß es«, flüsterte Juliana. »Mein Bräutigam war der größere der Knappen. Ist es nicht so, John?«
    Er sah sie überrascht an. »So ist es«, bestätigte er. »Woher wusstest du’s?«
    »Ich war ein paar Augenblicke allein mit ihm, als er uns gestern besuchte. Auf einmal war er ganz anders als in Mutters Gegenwart. Ich …« Sie hob die Hand und fuhr sich in einer ungeduldigen Geste über die Augen. »Ich habe nicht so richtig verstanden, warum er mir plötzlich Angst machte. Aber er hat etwas Verschlagenes, glaube ich. Deine Geschichte … passt zu ihm.«
    »Und der jüngere Knappe, dem so übel mitgespielt wurde, wart Ihr, Sir John?«, erkundigte sich Lady Adela.
    John nickte mit gesenktem Blick. Er hatte diese Geschichte noch niemals irgendwem erzählt, und sie beschämte ihn heute noch.
    »Und seither wartet Ihr auf eine Gelegenheit, es ihm heimzuzahlen?«
    Er sah sie an und schüttelte langsam den Kopf. »Es ist lange her. Ich … Ziemlich verworrene Umstände führten dazu, dass ich derjenige war, der seinen Bruder an den Henker lieferte …«
    »Großer Gott!«, entfuhr es Lady Adela. »Das wusste ich nicht.« Das schien darauf hinzudeuten, dass sie sonst immer alles wusste. John fragte sich neugierig, ob Beaufort sich in politischen Fragen mit ihr beriet und ihr seine Geheimnisse anvertraute.
    »Seither betrachte ich meine Rechnung mit Arthur Scrope als beglichen«, fuhr er fort. »Wir sind keine Freunde. Aber ichwill Juliana nicht heiraten, um ihm eins auszuwischen, falls Ihr das denkt.«
    »Sondern warum?«
    »Liegt das nicht auf der Hand?«
    »Dann sagt es mir.«
    »Ich liebe sie.« Er spürte sein Gesicht heiß werden und war dankbar für das dämmrige Licht des Öllämpchens.
    »Ah«, machte Lady Adela. »Wisst Ihr überhaupt, was das Wort bedeutet?«
    »Wisst Ihr es, Madam?«, konterte er.
    Sie lächelte und wiegte den Kopf hin und her. »Nun, ich denke schon. Aber die Frage …« Sie brach ab, weil einer der gefällten Wächter sich stöhnend zu regen begann. Lady Adela atmete tief durch. »Ich glaube, wir sind noch nicht ganz fertig, Sir John. Also besser, Ihr tut irgendetwas.«
    Er nickte, wandte sich um und schickte den bedauernswerten Oswin mit einem gezielten Fausthieb zurück ins Land der Träume. Dann nahm er beiden Männern die Börsen ab, zog die Lederschnüre heraus und fesselte ihnen damit die Hände, stopfte ihnen die kleinen Lederbeutel in die Münder und zurrte sie mit ihren Gürteln dort fest. All das tat er mit größter Selbstverständlichkeit und einigem Geschick. In kürzester Zeit war er fertig.
    Juliana und ihre Mutter tauschten einen fassungslosen

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