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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Blick.
    John schleifte die verschnürten Wachmänner hinaus in die dunkle Vorhalle, woher sie gekommen waren, und legte sie ordentlich links und rechts der Tür ab. Als er zurück in die Halle kam, strich er die Hände gegeneinander, als seien sie staubig. »Noch etwa eine Stunde bis Sonnenaufgang«, bemerkte er.
    »Spätestens dann werden die Mägde sich rühren«, warnte Lady Adela. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Es wäre das Beste, Ihr ließet uns sofort gehen.«
    »Wie kommt Ihr auf die Idee, ich könnte Euch gehen lassen, Sir?«
    »Weil ich glaube, dass Ihr Juliana nicht vorenthalten werdet,was Ihr Euch selbst genommen habt. Ich meine das Recht auf eine eigene Entscheidung. Ohne große Rücksicht auf Konventionen und die Erwartungen Eures Vaters.«
    »Herrgott, was für ein unverschämter Flegel Ihr doch seid«, zischte sie. »Ich fange an zu begreifen, warum der Bischof Euch so liebt. Ihr seid verwandte Seelen.«
    John zwinkerte Juliana verstohlen zu und ergriff wieder ihre Hand, sagte dann aber zu ihrer Mutter: »Ich muss Euch der Ehrlichkeit halber darauf hinweisen, dass er mich im Augenblick nicht besonders innig liebt. Wir haben uns nicht im Frieden getrennt.«
    »War es Juliana, über die Ihr gestritten habt?«
    Er nickte. »Juliana, Scrope, ein paar andere Dinge.«
    »Oh Gott«, murmelte Juliana furchtsam. »Er würde dir nie verzeihen, John. Und mir erst recht nicht.«
    Er legte einen Arm um ihre Schultern und tauschte einen Blick mit ihrer Mutter. Sie wussten beide, dass Julianas Befürchtung durchaus berechtigt sein konnte.
    »Habt Ihr Euch das wirklich reiflich überlegt, Sir?«, fragte Lady Adela skeptisch. »Wisst Ihr denn eigentlich, was Ihr tut?«
    »Ja und ja.«
    »Und wovon wollt Ihr sie ernähren? Habt Ihr einmal einen Gedanken daran verschwendet? Ich hoffe, nicht von dem Sold, den Harry niemals zahlt.«
    »Ich bin meines Bruders Steward und habe eine kleine Beteiligung am Gestüt, Madam.« Das klang besser, als es war, aber er fand, diese Schummelei musste ihm zustehen. Seine Lage war verzweifelt genug, um fragwürdige Maßnahmen zu rechtfertigen.
    Adela Beauchamp betrachtete den jungen Ritter mit unfreiwilligem Wohlwollen. Er sah so unverschämt gut aus, wirkte verwegen und selbstsicherer, als er vermutlich war, und diese unglaublich blauen Augen schienen alles zu verheißen, was ein junges Mädchen sich erträumen konnte. Sie verstand sehr wohl, was Juliana in ihm sah, warum sie bereit war, ein solches Opfer zu bringen, um ihn zu bekommen. Doch im Gegensatz zu ihrerjungen, gänzlich unerfahrenen Tochter wusste Adela, was dieses Opfer tatsächlich kostete. Wie der Kummer, das schlechte Gewissen und die Zurückweisung sich anfühlten.
    »Mein armes Kind«, sagte sie, und es klang ein wenig belegt. »Es ist, wie ich immer befürchtet habe: Du kommst auf deine Mutter …«
    Sie streckte die Arme aus, und Juliana löste sich von John. Innig umarmte sie ihre Mutter, ließ sich von ihr wiegen und hüllte sich in ihren vertrauten, tröstlichen Duft. Aber sie weinte nicht. John konnte sehen, wie sie sich auf die Lippen biss, um es zu verhindern, und er war stolz auf sie.
    Adela Beauchamp gelang es im Gegensatz zu ihrer Tochter nicht ganz, die Tränen zurückzuhalten. Zwei stahlen sich unter ihren geschlossenen Lidern hervor, als sie Juliana auf die Stirn küsste. »Geh mit Gott, mein Kind.«
    Mit dem weiten Ärmel ihres Kleides tupfte sie sich die Augen, ehe sie Juliana losließ. Als das Mädchen aufschaute, sah sie ein Lächeln auf dem Gesicht ihrer Mutter, das sie voller Erleichterung erwiderte.
    Lady Adela legte ihr die Hand auf den Arm und schob sie zu John hinüber. »Wo bringt Ihr sie hin?«, fragte sie ihn.
    »In Winchester wartet ein Priester auf uns.« Winchester war voller Priester und Mönche. Es war nicht schwierig gewesen, einen zu finden, der für eine kleine Spende gewillt war, eine heimliche Trauung zu vollziehen und keine neugierigen Fragen zu stellen. John hatte noch genügend Geld vom Verkaufserlös seiner beiden Dreijährigen übrig, um die dreizehn Pence, die eine Trauung kostete, und das Schweigegeld in gleicher Höhe aufzubringen. »Anschließend reiten wir nach Waringham.«
    Adela reichte ihm die Hand. »Und was wollt Ihr tun, wenn der Bischof nach England zurückkehrt, Sir John?«
    Er nahm ihre zierliche Rechte und führte sie kurz an die Lippen. »Die Brücke einziehen und das Fallgitter schließen?«, schlug er vor. »Ich weiß noch nicht, Madam. Gott segne Euch für

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