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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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es so weit ist.«
    »Und der Bischof wird dir die Mitgift verweigern, wenn wir hinter seinem Rücken heiraten.«
    »Das macht nichts. Ich habe nicht viel, aber wir werden nicht verhungern. All das ist ohne Belang, Juliana, glaub mir. Das Leben ist so flüchtig, so leicht verloren, so schnell verspielt. Das habe ich im Krieg und in der Gefangenschaft gelernt. Ansehen und Reichtümer und Macht sind völlig egal. Heirate mich, und ich werde dich so glücklich machen, wie ich kann, du hast mein Wort. Und zum Teufel mit der Welt.«
    Julianas ohnehin halbherziger Widerstand brach zusammen. Sie hatte gelernt, dass Aufrichtigkeit ein hohes Gut war, und sich verpflichtet gefühlt, ihn vor ihrer Gefährlichkeit zu warnen. Aber die Vorstellung, dass er ihrem Furcht einflößenden Vater um ihretwillen trotzen wollte, machte sie im Handumdrehen schwach. Das Rot ihrer Wangen vertiefte sich noch ein wenig, und sie legte beide Hände auf seine Brust. »Dann … dann wirst du mich wohl entführen müssen, John of Waringham.« Ihre dunklen Augen leuchteten.
    Er nickte. »Lass uns bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang warten. Dann schlafen eure Wachen. Wir schleichen die Treppe hinab und aus dem Haus. In Winchester wartet ein Priester, der uns trauen wird.«
    Sie riss die Augen weit auf. »In Winchester ? Dem Bischofssitz meines Vaters?«
    John grinste. »Er hat seinen Prälaten nichts von seinen Töchtern erzählt, weißt du.«
     
    Bis zur Halle ging alles gut. Juliana wusste, welche der Stufen knarrten, und führte John behutsam an der Hand. In der anderen hielt sie ein kleines Öllicht, das ihnen den Weg erhellte. Gespenstische Schatten huschten über den Tisch der kleinen Halle, an dem Arthur Scrope früher am Abend gesessen hatte, die reich geschnitzte Truhe an der Wand, den Stickrahmen am Fenster. Als Juliana diesen sah, blieb sie abrupt stehen.
    »Meine Mutter, John«, wisperte sie tonlos. In ihrer Aufregung über dieses romantische Abenteuer hatte sie dessen Folgen nicht wirklich durchdacht. »Sie wird sich schreckliche Sorgen machen, wenn ich auf einmal spurlos verschwinde. Und … sie wird furchtbar enttäuscht von mir sein …« Mit einem Mal geriet sie ins Wanken.
    John zog einen zusammengefalteten, versiegelten Papierbogen hervor und zeigte ihn ihr. Er war an Lady Adela Beauchamp adressiert. »Ich habe es ihr erklärt. Sie wird es verstehen, glaub mir. Jetzt komm.«
    Er legte den Brief auf den Tisch, nahm Juliana wieder beider Hand und wollte sie in die Vorhalle führen, als ihn plötzlich zwei schattenhafte Gestalten ansprangen. Julianas Finger entglitten ihm. John wich einen Schritt nach hinten und legte die Rechte an das Heft seines Schwertes, aber die Schatten waren zu schnell. Sie packten ihn an den Armen, ehe er seine Waffe gezogen hatte.
    »Und was haben wir hier?«, fragte eine leise Stimme, die trotz des gemütlichen Hampshire-Akzents gefährlich klang. »Eine Entführung?«
    »Oh, bitte, Sir Oswin, Sir Jeff, lasst ihn los«, flehte Juliana leise. »Ihr versteht nicht …«
    »Wir verstehen schon ganz recht, junge Lady«, unterbrach der Wachsoldat, der John unter dem Balkon um ein Haar erwischt hätte. »Es ist wohl besser, Ihr geht zurück in Eure Kammer. Wir kümmern uns um Euren … Kavalier.«
    Ah ja?, dachte John wütend und rührte sich nicht. Sie hatten ihm die Arme auf den Rücken gedreht und drückten seine Hände roh nach oben. John hasste dieses Gefühl. Vielleicht war es nur Einbildung, aber er glaubte, seine Schultern seien nicht mehr so fest in ihren Gelenken verankert wie vor Victor de Chinons Bemühungen, und die Vorstellung, sie könnten wieder herausspringen, erfüllte ihn mit Grauen. Es kostete ihn Mühe, nicht in Panik zu geraten. Als einer der Wachsoldaten ihn beim Schopf packte, trat John ihm auf den Fuß, bohrte seinen Absatz in den Spann, so hart er konnte. Der Mann stöhnte auf, und sein Griff um Johns Arm lockerte sich ein wenig. Mehr war nicht nötig. John befreite seinen Arm mit einem Ruck und stieß dem Soldaten, dessen Fuß er immer noch unter dem Absatz gefangen hielt, mit aller Macht den Ellbogen in die Brust. Er hatte Glück und traf gut. Mit einem kehligen Laut brach der Mann bewusstlos zusammen. Noch ehe er am Boden lag, hatte John dem zweiten die freie Hand an die Gurgel gelegt und ein Knie in die Weichteile gestoßen. Nicht die ganz feine Art, aber wirksam. Der Soldat jaulte erstickt, ließ John los, und der würgte ihn nun mit beiden Händen, bis der wackere Wächter die Augen

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