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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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verdrehte und ebenfalls besinnungslos wurde. Eilig ließ John von ihm ab.
    Alles war erstaunlich leise vonstatten gegangen, aber John spürte ein warnendes Kribbeln im Nacken. Er nahm Juliana beim Ellbogen. »Komm. Wir sollten uns beeilen.«
    Sie nickte und stieg vorsichtig über den reglosen Oswin hinweg. »Das hast du großartig gemacht, John«, wisperte sie stolz.
    Er grinste verlegen, doch ehe er etwas erwidern konnte, sagte eine Stimme von der Treppe: »Ich muss meiner Tochter Recht geben, Sir. Eine wirklich beeindruckende Vorstellung.«
    John und Juliana tauschten einen entsetzten Blick und wandten sich um.
    Adela Beauchamp stand auf der Mitte der Treppe. Sie war vollständig und tadellos gekleidet, das schimmernd blonde Haar, welches sie Juliana vererbt hatte, lugte in säuberlichen Flechten unter ihrer modischen kleinen Haube hervor. Und ihr Blick, der so schwer zu deuten war wie ihre Miene, ruhte auf John.
    »Mutter …«, begann Juliana und brach gleich wieder ab. John sah sie kurz an und erkannte ihre Nöte. Ein schlechtes Gewissen, widerstreitende Loyalitäten – John kannte sie alle.
    Er trat einen Schritt vor, als wolle er Juliana Schutz hinter seinem Rücken bieten, und verneigte sich vor Lady Adela. »Madam, mein Name ist …«
    »John of Waringham. Ich weiß. Ich bin Euch zwar noch nie begegnet, aber ich habe ja schon so viel von Euch gehört, Sir John. Von Eurem Anstand und all den anderen schönen Rittertugenden, die Ihr in Euch vereint.« Es klang so schneidend, dass John einen Augenblick brauchte, um sich davon zu erholen.
    »Und nun schleiche ich wie ein Dieb in Euer Haus, um die Arglosigkeit eines jungen Mädchens auszunutzen und es zu verführen, gegen die Wünsche seiner Eltern zu verstoßen, nicht wahr?«, erwiderte er schließlich. »Es kann nicht so weit her sein mit den besagten Rittertugenden.«
    Lady Adela deutete ein Nicken an. »Ihr habt ja so Recht, Sir.«
    »Oh, bitte, Mutter, du tust John unrecht«, versuchte Juliana zu erklären. »Er hat den ehrwürdigen Bischof um meine Handgebeten, aber der hat ihn abgewiesen. Was blieb ihm denn da übrig?«
    »Das, was dir so unmöglich zu erlernen scheint, Juliana: Gehorsam. Verzicht. Und Demut. Jetzt geh hinauf in deine Kammer. Und Ihr verlasst auf der Stelle dieses Haus, Sir John. Um Julianas willen würde ich ihrem Vater gerne verschweigen, was hier heute Nacht vorgefallen ist, aber da die Wachen Euch gesehen haben, wird das nicht möglich sein. Und ich möchte wahrhaftig nicht in Eurer Haut stecken, wenn er Euch zur Rede stellt.«
    Die unverhohlene Schadenfreude, die sie bei der Vorstellung offensichtlich empfand, war der erste Zug von Menschlichkeit, den John an ihr entdecken konnte, und das machte ihm Hoffnung. Er hatte geahnt, dass sie eher eine warmherzige, leidenschaftliche Frau war, weil sie sonst einfach nicht zu Beaufort gepasst hätte. Gehorsam, Verzicht und Demut sind wohl auch nicht deine größten Stärken, wenn man bedenkt, wie du deine Familie brüskiert hast, um den Mann zu bekommen, den du wolltest, dachte er. Aber er sagte es lieber nicht. Er wollte sie nicht provozieren, die übrigen Wachen zu rufen und ihn hinauswerfen zu lassen. Jedenfalls noch nicht jetzt gleich.
    »Nein, Madam, ich glaube auch nicht, dass meine Lage dann besonders rosig sein wird«, bekannte er mit einer kleinen Grimasse, die Lady Adela um ein Haar zum Lachen gebracht hätte. »Vielleicht lässt er Euch zuschauen, wenn Ihr ihn bittet.«
    Sie presste die Lippen zusammen. »Jetzt ist es genug. Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Sir.« Sie sah ihn abwartend an.
    Juliana begann leise zu weinen. Sie sagte nichts mehr, denn sie wusste, es würde nichts nützen, stand einfach mit mutlos gesenktem Kopf hinter John und ergab sich ihrem Kummer.
    John fand es unmöglich, das einfach tatenlos mit anzusehen. Er ergriff ihre kalte Hand mit seinen beiden und führte sie an die Lippen.
    Adela Beauchamp kam die restlichen Stufen herab. »Ihr solltet meine Geduld nicht überstrapazieren«, warnte sie.
    John ließ Julianas Hand los. »Da habt Ihr gewiss Recht, Madam. Ich werde gehen, Ihr habt mein Wort. Ich bitte Euch nur um eine winzig kleine Gunst.«
    Julianas Mutter runzelte die Stirn. »Ich wüsste wahrlich nicht, warum ich Anlass hätte, Euch eine Gunst zu gewähren. Wir wollen doch nicht vergessen, dass Ihr in mein Haus eingebrochen seid und die Ehre meiner Tochter zunichte machen wolltet.«
    »Ich will Eure Tochter heiraten«, stellte John klar. »Und wenn Ihr

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