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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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dem treuen Fitzalan nach, aber dann verschwendete er keine Zeit mehr. Er holte einen Bogen Papier, Feder und Tinte aus seiner Truhe und setzte sich damit an den Tisch.
    »Was tust du da?«, fragte Juliana beklommen.
    Ich regele meine Angelegenheiten, dachte er ohne viel Humor. »Ich muss eine Kleinigkeit erledigen.«
    Er tauchte die Feder ein und schrieb schnell und mühelos.
    Liebste Jo, ich habe zwei Dinge getan, die du wolltest: Ich bin erstens Raymonds Steward geworden und habe zweitens das Mädchen geheiratet, von dem ich dir erzählt habe. Du hattest vollkommen Recht. Es wurde Zeit, dass ich mir einmal erkämpfte, was ich wirklich will – es hat mein Leben unendlich bereichert und mich mit vielen Dingen, die in der Vergangenheit geschehen sind, versöhnt. Leider hat es auch zur Folge, dass ich den Vater meiner Braut, der kein anderer ist alsder Bischof von Winchester, ziemlich verstimmt habe. Sobald ich diesen Brief beendet habe, reite ich zu ihm. Sollte meine Rückkehr sich auf unabsehbare Zeit verzögern, ersuche ich dich darum, dich meiner Frau anzunehmen. Ich weiß, ich habe eigentlich kein Recht, dich um einen Gefallen zu bitten, nach all den scheußlichen Dingen, die ich bei unserem Abschied zu dir gesagt habe. Aber es gibt einfach niemanden, den ich sonst bitten könnte.
    Was immer jetzt auch geschehen mag, dein Rat war gut. In Liebe und Dankbarkeit, dein reumütiger Bruder, John of Waringham.
    Er faltete den Bogen, hielt einen Riegel Wachs in die Kerzenflamme und ließ einen Tropfen davon auf den Brief fallen, ehe er seinen Siegelring hineindrückte, den er mitsamt dem Amt von Ed Fitzroy geerbt hatte. Der Abdruck sollte das Waringham-Einhorn darstellen, doch er sah eher aus wie eine tänzelnde, einhörnige Ziege. Der Ring war ein billiges, schlampig gearbeitetes Duplikat des alten Waringham-Ringes, brachte nie einen sauberen Abdruck zustande, und obendrein blieb immer ein wenig Siegelwachs in der Prägung hängen. Aber trotz der Unzulänglichkeiten trug John ihn mit Stolz.
    »Was machst du da?«, fragte Juliana wieder, stand von der Bettkante auf und trat zu ihm.
    John tippte kurz auf den Brief. »Falls es Schwierigkeiten gibt, wird Fitzalan dich zu meiner Schwester nach Burton bringen, bis die Wogen sich geglättet haben.«
    Ihre Augen waren groß und voller Furcht. »Du glaubst, der ehrwürdige Bischof wird dich einsperren?«
    Ihre Sorge wollte ihn verleiten, sie anzulügen, aber das hatte er bisher nie getan, und er wollte nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen. »Es könnte sein, Juliana. Aber hab keine Angst. Er wird mir schon nicht den Kopf abreißen. Du kennst ihn doch.«
    Sie schlang die Arme um seinen Nacken und presste sich an ihn. »Nein. Ich kenne ihn überhaupt nicht, glaube ich.«
    »Dann vertrau einfach auf das, was ich sage.«
    »Oh, John. Geh nicht. Bitte. Lass mich nicht allein.« Sie weinte und klammerte sich an ihn.
    »Schsch.« Behutsam löste er sich von ihr. »Ich muss gehen. Das weißt du doch.«
    »Dann komme ich mit«, verkündete sie.
    Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein.«
    »Nein? Na, das wirst du ja sehen …« Ganz plötzlich war ihr Kummer in Zorn umgeschlagen. »Du kannst mich nicht hindern! Er ist mein Vater, auch wenn ich ihn niemals so nennen durfte, und ich gehe zu ihm, wann immer es mir passt!«
    »Sei doch vernünftig …«
    »Ich bin vernünftig. Ich lasse dich nicht allein gehen. Willst du vielleicht nur die schönen Dinge mit mir teilen? Ist es das, was du dir unter einer Ehe vorstellst?«
    »Wir sind erst seit drei Wochen verheiratet, Juliana, du ziehst voreilige Schlüsse.«
    Sie stieß ihn hart mit beiden Händen vor die Brust. »Untersteh dich, dich über mich lustig zu machen! Und du wirst mich nicht umstimmen. Ich komme mit nach Leeds. Meine Harfe ist dort.«
    »Ich bringe sie dir, sobald ich kann.«
    »Ich hole sie selbst!«
    Zum ersten Mal erlebte er das trotzige, ungebärdige Kind, vor dem Beaufort ihn gewarnt hatte.
    »Ich darf dich daran erinnern, Juliana, dass du mir versprechen wolltest, immer zu tun, was ich will.«
    »Ich muss verrückt gewesen sein. Und zum Glück habe ich es ja nicht getan, richtig?«
    Ihre braunen Augen funkelten wütend, die Wangen hatten sich ein wenig gerötet. Die blonden Locken hatten sich unter der Haube hervorgestohlen und befanden sich in Auflösung.
    John war vollkommen hingerissen. Und er war versucht, die Hände um ihre winzige Taille zu legen, sie auf den Tisch zu setzen, ihre Röcke hochzuschieben und sie

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