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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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weißen Leder und war mit geschliffenen Edelsteinen besetzt. John hatte dieses Buch schon viele Male gesehen. Es war Beauforts Bibel.
    Der Bischof erhob sich ohne Eile. Er trug seine vollkommen undurchschaubare Diplomatenmiene zur Schau, selbst die sonst so lebhaften Augen waren ohne jeden Ausdruck und unverwandt auf John gerichtet, während er langsam auf ihn zuging. Er hinkte wieder ein wenig. In der kalten Jahreszeit machte sein Ischiasleiden ihm immer besonders zu schaffen, und das stimmte ihn nicht gerade milder, wusste John.
    »Ihr seid ein mutiger Mann, Waringham«, sagte der Bischof schließlich und blieb vor ihm stehen.
    John schluckte. Er fühlte sich in diesem Moment alles andere als mutig. Unauffällig behielt er die großen Hände seines Gegenübers im Auge und biss vorsorglich die Zähne zusammen.
    »Denkt Ihr, es war klug, Euch hierher zu wagen?«, fragte Beaufort mit distanziertem Interesse.
    John räusperte sich nervös. »Was sonst hätte ich tun sollen, Mylord? Nach Schottland fliehen?«
    »Oder zu den Dauphinisten?«, schlug der Bischof vor.
    John stieß hörbar die Luft aus und wandte angewidert den Kopf ab.
    »Ach, das beleidigt Euch, ja?«, erkundigte Beaufort sich schneidend.
    »Und wenn schon. Nur keine Hemmungen, Mylord. Was immer Ihr sagt, was immer Ihr tut, muss ich hinnehmen, nicht wahr?«
    »Was für eine erbärmliche Antwort!«
    John schaute ihn wieder an. »Na schön. Ja, es beleidigt mich. Ich mag gegen Eure Wünsche verstoßen haben, aber das macht mich nicht zum Verräter.«
    »Nein? Nun, da Ihr wusstet, dass meine Wünsche auch die des Königs waren, könnte man über diese Frage durchaus disputieren. Mir ist indessen natürlich bewusst, dass es kaum einen Engländer gibt, der die Dauphinisten leidenschaftlicher hasst als Ihr. Ihr hättet in der Zeit, die nun kommt, ausgesprochen nützlich für Harry sein können. Es ist wirklich ein Jammer.«
    »Nützlich …«, wiederholte John, als sei das Wort ihm nicht geläufig.
    Der Bischof hob eine Braue. »War es nicht das, was Ihr immer sein wolltet, John? Harrys Werkzeug?«
    »Wieso habe ich das Gefühl, dass es irgendein Spiel ist, das Ihr hier mit mir treibt?«
    »Habt die Güte und beantwortet meine Frage, Sir!«
    »Ja. Ich war und bin des Königs Werkzeug, denn ich stehe in seinem Dienst. Also bin ich sein Soldat, sein Bote, auch sein Stiefelknecht, wenn gerade kein anderer zur Stelle ist. Und es ist weiß Gott nicht schwierig, ihm ergeben zu sein. Aber abgesehen davon bin ich immer noch John of Waringham. Oder genauer gesagt, das bin ich wieder. Dank meiner Frau. Meine Ehe mit Juliana mag des Königs Missfallen erregen, aber sie schadet ihm nicht. Und ich bin kein Kronvasall. Darum …« Der Mut drohte ihn zu verlassen, und er geriet ins Stocken.
    »Darum?«, hakte Beaufort nach.
    »Darum geht es ihn nichts an, wen ich heirate. Solange sein Krieg es nicht fordert, gehört mein Leben mir .«
    Es war eine Weile still. Nur das anheimelnde Knistern der Scheite im Kamin war zu hören. Reglos standen die beidenMänner sich gegenüber, und John wartete. Er wusste nicht genau, worauf, aber er fürchtete sich nicht mehr.
    Plötzlich lächelte Beaufort. Es war ein Lächeln von solcher Wärme, wie John es selten gesehen hatte, vermischt mit einem Hauch von Melancholie. »Gott segne Euch, mein Junge.« Er schloss ihn kurz in die Arme.
    John war so erschrocken, dass er um ein Haar zurückgezuckt wäre.
    »Mylord?« Es klang erschüttert.
    Beaufort ließ ihn los. Seine Miene war wieder ernst, aber nicht feindselig. »Und wie steht es mit meiner Meinung zu dieser unerhörten Geschichte? Seid Ihr der Ansicht, auch mich ginge sie nichts an?«
    »Nein«, räumte John kleinlaut ein.
    »Und wie gedenkt Ihr, Euch zu rechtfertigen?«
    »Ich habe das komische Gefühl, dass ich das gar nicht muss. Ihr seid nicht mehr zornig.«
    Der bischöfliche Brautvater wirkte ein wenig ratlos, was John ausgesprochen untypisch, geradezu verdächtig vorkam.
    Beaufort legte ihm die Hand auf die Schulter und führte ihn zum Tisch. »Nein, ich bin nicht mehr zornig«, gestand er. »Natürlich hat es mich aufgebracht, dass Ihr gegen meinen ausdrücklichen Befehl gehandelt habt. Aber dergleichen habe ich auch gelegentlich getan. Und moralische Entrüstung ist etwas, das ich mir nur bedingt leisten kann.«
    John schenkte den Wein ein, während der Bischof Platz nahm, und setzte sich ihm dann gegenüber. Er sagte nichts. Die Erleichterung darüber, dass ihm ein bitteres,

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