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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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stand ihr Urteil fest:
    »Bei der Wahl Eurer Braut habt Ihr mehr Klugheit bewiesen, als ich Euch zugetraut hätte, Sir John.«
    »Oh, heißen Dank auch, Alice.«
    »Es wurde Zeit, dass dieser Haushalt wieder eine Lady bekommt, die sich in solchen Dingen auskennt. Vor allem, wenn wir so eisern sparen müssen, wie Ihr sagt.«
    Er nahm ihren Kater auf den Arm, der in unschwer durchschaubarer Absicht um die Anrichte mit den gerupften Hühnern herumschlich, und kraulte ihm den Hals. »Du bist der Ansicht, ich halte uns zu knapp? Du wünschst, Raymond käme zurück und ließe dir wieder freie Hand?«
    »Ihr täuscht Euch, mein Junge.« Sie steckte ihm ein Stückchen gebratene Hühnerleber in den Mund, so als wäre er fünf Jahre alt, und weil er den Kater im Arm hielt, konnte er sich nicht wehren. »Ich weiß, wie schlecht es um uns steht. Und ich bin froh, dass hier wieder ein Waringham mit ein bisschen Vernunft das Heft in der Hand hält. Die Lady Juliana wird Euch eine größere Stütze sein, als Ihr ahnt, glaubt mir. Es ist ein Glück, dass unser Raymond kein Mann fürs Heiraten ist. Der brächte uns gewiss einen Schmetterling ins Haus.«
    John gab dazu keinen Kommentar ab, denn er gedachte nicht, mit der Köchin über das heikle Thema ›Raymond und die Frauen‹ zu debattieren. Dennoch fragte er: »Was ist eigentlich aus der kleinen Maud geworden?«
    Alice warf ihm einen beredten Blick zu. »Die ›kleine‹Maud hat es faustdick hinter den Ohren. Ich … konnte sie in meiner Küche nicht mehr gebrauchen.«
    John erinnerte sich an etwas, das er früher einmal gehört hatte. »Sie hat uns bestohlen?«
    Alice nickte. »Nachdem sie nicht mehr unter dem … besonderen Schutz seiner Lordschaft stand, hab ich sie rausgeworfen. Sie arbeitet jetzt als Wäscherin für Euch.«
    »Aber das kann vorne und hinten nicht reichen für sie und ihre drei Kinder.«
    »Euer Bruder gibt ihr Geld für die Kinder. Man kann über ihn sagen, was man will, aber er lässt seine Bälger nicht verhungern. Außerdem … weiß Maud sich zu helfen. In Waringhamwimmelt es ja von Stallknechten und anderen bedürftigen jungen Burschen.«
    Der Kater fing an, sich zu sträuben, und John ließ ihn auf den Boden springen. »Ich bin verwundert, dass Vater Egmund das zulässt.«
    Die Köchin hob die rot gearbeiteten Hände. »Er weiß eben, wie die Menschen sind.«
    Trotzdem beschloss John, das Thema bei nächster Gelegenheit mit dem Dorfpfarrer zu erörtern.
    Seine Pflichten als Steward von Waringham waren vielfältig. So war er nicht nur für die fachgerechte Bewirtschaftung des Gutsbetriebs und die Einnahme und Verwaltung der Pacht und anderen Abgaben zuständig, sondern er musste in Abwesenheit seines Bruders auch den monatlichen Gerichtstag abhalten. Unzucht und Hurerei fielen zwar nicht in seine Zuständigkeit, weil sie Sache der kirchlichen Gerichte waren, doch streng genommen wäre es seine Pflicht gewesen, solche Vorkommnisse dem Diakon des Erzbischofs zu melden. Nur wusste er nicht, ob er das tun sollte. Raymond täte es gewiss nicht, so viel stand fest. Und Alice hätte ihm wohl auch nicht so unverblümt die Wahrheit gesagt, wenn sie angenommen hätte, dass er Maud anzeigen würde. Er war einfach unsicher, was richtig war, und deshalb wollte er sich mit Vater Egmund beraten, der seit der Flucht des wackeren Vater David auch die Seelsorge der Burgbewohner übernommen und den John sehr schätzen gelernt hatte.
     
    »Euer ganzer Haushalt hat nicht einen einzigen Geistlichen?«, fragte Juliana ungläubig.
    In den Häusern und Palästen des Bischofs, wo sie gelebt hatte, wimmelte es natürlich von Kirchenmännern, und selbst in das abgelegene Haus ihrer Mutter in Mayfield kam täglich ein Dominikanerpater, um in der kleinen Kapelle die Messe zu lesen und die Beichte zu hören. »Keinen Kaplan oder Mönch, gar nichts?«
    »Nein.« John grinste ein wenig beschämt. »Es … hat sicheinfach so ergeben. Ich fürchte, die Wahrheit ist, mein Bruder Raymond fühlt sich wohler, wenn er nicht unter ständiger kirchlicher Aufsicht steht.«
    Sie zog erschrocken die Luft ein. »Ist dein Bruder etwa ein Ketzer?«
    John schüttelte den Kopf. »Nur ein Sünder. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Vater Egmund dir gefällt. Lass uns am kommenden Sonntag zusammen in die Kirche im Dorf gehen. Dann kannst du ein paar Leute dort kennen lernen und ihn ebenfalls.«
    Juliana nickte zögernd. »Alles hier ist so ganz anders, als ich es bislang kannte, John. Der Bischof

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