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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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würde niemals in eine Dorfkirche gehen. Ich wette, die einfachen Leute von Mayfield haben ihn noch nie gesehen, obschon er oft dort ist.«
    »Der Bischof ist ein Lancaster, Juliana«, erklärte John geduldig. »Bruder des letzten und Onkel des jetzigen Königs. Wir sind nur Waringhams, und wir leben hier weit ab vom Hof und seiner Etikette. Es mag dir seltsam vorkommen, aber du wirst dich bestimmt daran gewöhnen.«
    »Oh, das bereitet mir keine Mühe, glaub mir. Alle hier sind freundlich und ungezwungen. Die Leute haben keine Furcht voreinander und versuchen nicht, sich gegenseitig an Vornehmheit zu übertreffen. In Leeds oder in Wolvesey hatten die feinen Ladys und Gentlemen immer einen Knoten in der Zunge, wenn sie mich nur sahen, so verlegen waren sie über meine schiere Existenz.« Sie sagte es spöttisch, aber er sah den Kummer und die Einsamkeit ihrer Kindheit in ihren Augen.
    Seine Brust zog sich zusammen bei diesem Anblick, und er legte beide Arme um seine Frau, obwohl sie mitten im Burghof standen. »Das ist nun vorbei«, flüsterte er. »Hier bist du sicher. Und willkommen.«
    »Ich weiß.« Sie schmiegte sich an ihn und drückte die kalte Nase an seinen Hals.
    John küsste sie auf die Schläfe. »Komm, lass uns ins Gestüt gehen.«Die weitläufigen Stallungen waren Juliana der liebste Ort in Waringham. Sie war hingerissen von den herrlichen Pferden, vor allem natürlich von den Fohlen, und als John ihr die hübsche Stute Daphne zeigte, die für Juliana bestimmt war – selbst wenn deren Vater sie nun vermutlich nicht mehr bezahlen würde –, war ihre Seligkeit vollkommen.
    Juliana begegnete allen Dingen und Menschen, die sie in Waringham kennen lernte, mit Eifer, geradezu mit Euphorie. Alles interessierte sie, und sie war eine hervorragende Reiterin. Das sicherte ihr auch im Gestüt einen gelungenen Einstand. Die Stallburschen wurden rot und neigten plötzlich zu stammelnder Sprechweise, sobald sie sich dort blicken ließ, und auch Conrad hatte John beiseite genommen, ihm die Schulter geklopft und gesagt, nun verstehe er, warum sein junger Cousin Himmel und Hölle bewegt habe, um ausgerechnet diese Frau zu bekommen.
    John beobachtete seine Kindfrau mit wachsender Faszination. Das Leben mit Juliana war wie ein Tag im April, bot so viel Abwechslung, dass es ihn manchmal ganz atemlos machte. Sie vergoss Tränen wie ein kleines Mädchen, als sie Jack Wheeler mit einem hübschen Kalb an der linken und dem Schlachterbeil in der rechten Hand aus seinem Stall kommen sah, doch im nächsten Moment rechnete sie John vor, wie viel Pökelfleisch, Mehl und Kerzenwachs sie über den Winter für den Haushalt der Burg brauchen würden, und jonglierte so schnell mit so vielen Zahlen, dass ihm der Kopf rauchte. Sie erregte nachsichtiges Kopfschütteln bei den Rittern, weil sie manches Mal mit deren Töchtern zusammenstand und kicherte wie ein Backfisch, doch an der Tafel beeindruckte sie alle mit ihrer Belesenheit und den wunderbaren Gedichten und Balladen, die sie vortragen konnte. In kindlicher Frömmigkeit kniete sie abends auf dem Fußboden in ihrer Kammer nieder, um ihre Gebete zu sprechen, und kam dann voll schamloser Lüsternheit in sein Bett.
    John wusste, es konnte nicht ewig währen, aber an diesen kalten, sonnigen Novembertagen hielt er sich für den glücklichsten Mann der Welt. Bis ihn am ersten Advent die Nachrichterreichte, Bischof Beaufort sei wohlbehalten aus Frankreich zurückgekehrt und wünsche John in Leeds Castle zu sprechen.
    »An einem so hohen Feiertag?«, fragte Tristan Fitzalan missbilligend, der den Boten zu John geführt hatte.
    »Und zwar umgehend«, erwiderte Andrew Talbot, der aus einem der vornehmsten Adelsgeschlechter des Nordens stammte und schon lange im Dienst des Bischofs stand. »Ich sag’s nicht gern, Waringham, aber ich fürchte, Ihr seid in Schwierigkeiten.«
    John nickte – scheinbar ungerührt. »Sir Tristan, würdet Ihr Daniel Bescheid geben? Er soll für mich und für sich satteln und sich im Hof bereithalten«, bat er Fitzalan. Und an den Boten gewandt fuhr er fort: »Seid so gut und geduldet Euch ein wenig, Talbot. Ich verspreche Euch, es dauert nicht lange.«
    »Aber …«
    Fitzalan nahm den jungen Mann entschlossen beim Arm und führte ihn zur Tür. »Kommt mit in die Halle, mein Junge, und trinkt einen Schluck. Sagt, wie geht es Eurer Mutter? Sie ist meine Cousine, wusstet Ihr das? Ihre Mutter war die Schwester meines …«
    Mehr hörte John nicht. Dankbar lächelte er

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