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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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zu unterwerfen. Ihr klar zu machen, wer hier das Sagen hatte. Die Vorstellung erregte ihn, und er wusste, es wäre nicht einmal schwieriggewesen. Ein Teil von Juliana sehnte sich danach, unterworfen zu werden, um endlich sicher zu sein. Aber sein Instinkt warnte ihn, dass das nicht der richtige Weg war. Es hätte ihr Verhältnis verändert. Und er wollte seine Frau so behalten, wie sie war.
    Also nahm er ihre Hände, um zu verhindern, dass sie ihm die Augen auskratzte, und küsste sie nacheinander. »Ich muss jetzt aufbrechen. Und ich gehe allein, sei versichert.«
    »Warum? Wieso willst du mir das antun? Ich halte das nicht aus, hier zu sitzen und zu warten und nicht zu wissen, was geschieht.«
    Weil er mir mehr als alles andere verübeln würde, dich seinem Zorn auszusetzen, dachte John. Er ließ ihre Hände los und nahm sie stattdessen bei den Schultern. »Doch, du musst es aushalten. Wir haben beide gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Du darfst jetzt nicht kneifen, Juliana.«
    Sie dachte einen Moment darüber nach und nickte schließlich. Ihr Zorn hatte sich so schnell gelegt, wie er gekommen war, aber die Furcht in ihren Augen war geblieben. Sie wirkte sehr jung und verletzlich. Gott, es ist kein Wunder, dass sie sich wie ein Kind benimmt, dachte John. Denn das ist sie. Er zog sie kurz an sich und küsste sie, ließ sie aber los, ehe sie sich wieder an ihn klammern konnte. Dann nahm er seinen Brief vom Tisch und ging hinaus.
    Unten in der Halle sprach er ein paar leise Worte mit Tristan Fitzalan und steckte ihm den Brief zu. Der Ritter klopfte ihm wortlos die Schulter.
    »Können wir jetzt?«, fragte der junge Talbot nervös.
    John warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. »Hat er gesagt, es werde Euch teuer zu stehen kommen, wenn Ihr mich nicht bis Einbruch der Dunkelheit herbeischafft?«
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Talbot erstaunt.
    John schnaubte und antwortete nicht.
     
    Die Nacht vor dem ersten Advent hatte den ersten Schnee dieses Winters gebracht, und der Innenhof von Waringham Castlelag unter einer weißen Decke, die kreuz und quer von vielen Fußspuren durchzogen war.
    Als John mit dem Boten des Bischofs ins Freie trat, wies er einen Wachsoldaten an: »Al, fegt die Treppe zum Turm und die Zugbrücke. Sonst bricht sich noch jemand den Hals.«
    »Ja, Sir.«
    »Muss ich mich denn hier um alles selber kümmern?«
    »Tut mir Leid, Sir.«
    Kopfschüttelnd wandte John sich nach links zum Stall, wo Daniel mit den Pferden wartete. Der Junge grüßte höflich und hielt ihm den Steigbügel. John nickte ihm zu, saß auf und ritt zum Tor. Daniel und Talbot folgten ihm, Letzterer so dicht, dass Achilles nervös wurde und Anstalten machte, auszuschlagen. John grinste humorlos. Sicher hätte der bedauernswerte Talbot allerhand zu erklären, wenn ihm der arme Sünder auf dem Weg nach Leeds abhanden käme …
    Doch John unternahm keinen Fluchtversuch, und mit dem letzten trüben Licht des kurzen Wintertages kamen sie auf die schöne Burg, die sich aus den Wassern des Len erhob.
    Talbot bemühte sich ohne großen Erfolg, seine Erleichterung zu verbergen.
    John saß ab und reichte Daniel die Zügel. »Warte hier zwei Stunden. Wenn ich nicht zurückkomme, bittest du die Torwache um ein Quartier für die Nacht. Und wenn ich morgen früh nicht wieder auftauche, reitest du nach Hause. Vergiss Achilles nicht.«
    »Ja, Sir.« Daniels Miene verriet seine Beunruhigung, aber er stellte keine Fragen.
     
    Vor der Tür zu Beauforts privaten Räumen blieb John stehen und schaute Talbot kurz an. »Ich glaube, von hier an finde ich den Weg allein, Sir.«
    Der junge Ritter nickte. »Verstehe. Nehmt’s mir nicht übel, Waringham, ich hab nur getan, was er befohlen hat.«
    »Was man von mir leider nicht behaupten kann«, erwiderte John. Er hätte es gern mit einem unbekümmerten Grinsengesagt, aber er brachte keines zustande. Das Herz schlug ihm bis in die Kehle.
    »Dann möge Gott Euch beistehen«, murmelte Talbot unbehaglich.
    John hob die Rechte, die ihm schwer wie Blei erschien, und klopfte.
    »Ja?«, rief die vertraute Stimme barsch.
    John tauschte einen letzten Blick mit Talbot. »Wünscht mir Glück.« Dann trat er ein und zog die Tür hastig hinter sich zu.
    Bischof Beaufort saß in einem bequemen Sessel am Feuer, ein aufgeschlagenes Buch auf den Knien. Als John vier oder fünf Schritte von ihm entfernt stehen blieb und sich verneigte, klappte er es zu und legte es auf der Kaminbank ab. Der Einband bestand aus kostbarem

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