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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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mir für Euch mitgegeben.« John streckte die Hand aus, aber Beaufort zog den Bogen noch einmal zurück. »Ich muss Euch warnen. Es wird … ein Schock für Euch sein.«
    John hielt seine Hand weiterhin ausgestreckt, und als der Bischof das Schreiben hineinlegte, faltete er es ohne Hast auseinander und überflog die wenigen Zeilen. »Ein Schuldschein der Krone?«, fragte er ungläubig. »Über meinen ausstehenden Sold?«
    Beaufort nickte.
    John schaute ihn verständnislos an, und dann begriff er. Für einen Moment fühlte es sich an, als habe ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. »Er … er entlässt mich aus seinen Diensten?«
    »John …«
    »Ohne ein Wort? Mit einem verdammten Schuldschein ?«
    »John, hört mir zu.«
    John erhob sich abrupt. Mit einem Mal waren seine Kniebutterweich, und er wankte beinah, als er ans Fenster trat. Er stützte die Hände auf die eiskalte Steinbank und starrte blicklos auf die schneeverkrusteten Butzenscheiben. Er wusste nicht, wie er all der Bilder und Erinnerungen Herr werden sollte, die plötzlich auf ihn einstürzten: Die Ketzerverbrennung in Smithfield. Kennington und heldenhafte Tennispartien. Hugh Fitzalan, der in seinen Armen gestorben war, und Agincourt. Der Sturm auf Caen, die Belagerung von Rouen, Somerset und Tudor. Fast sieben Jahre seines Lebens. Drei davon im Krieg.
    »Aus und vorbei, einfach so …«
    »Ich weiß, es ist bitter«, sagte die samtweiche Stimme hinter ihm. »Aber es ist alles andere als aus und vorbei.«
    »Mylord, bitte … lasst mich gehen.«
    »Wozu? Wollt Ihr Euch im Len ertränken? Er führt nicht genug Wasser dafür. Nein, mein Sohn, Ihr werdet Euch jetzt hinsetzen und mir zuhören.«
    John fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen und kehrte an seinen Platz zurück. Er merkte kaum, was er tat. Er war außer sich.
    »Vor allem müsst Ihr verstehen, dass es hier nur um Politik geht«, erklärte Beaufort. »Ihr seid tief gekränkt, und das kann ich verstehen, aber Harrys Entscheidung, Euch aus seinen Diensten zu entlassen, ist eine politische. Der König ist durch und durch ein Staatsmann, weit mehr als diejenigen ahnen, die immer nur den Feldherrn in ihm sehen. Er ist der stärkste und klügste König, den England seit hundert Jahren hatte. Und der skrupelloseste.«
    »Mylord, ich glaube nicht …«, begann John entrüstet und machte Anstalten, wieder aufzustehen, aber der Bischof nahm seine Hand und schob ihn zurück auf seinen Platz.
    »Kein Grund, die Flucht zu ergreifen. Seid beruhigt. Es liegt mir fern, etwas Schlechtes gegen Euer Idol zu sagen. Wie könnte ich auch, vergöttere ich ihn doch ebenso, wie Ihr es tut. Aber es wird Zeit, dass Ihr und ich offen miteinander sind, John. Ich bin, wenn man so will, Euer Schwiegervater. Ihr habt,wenn man so will, eine Lancaster geheiratet. Das ändert viele Dinge.«
    John schaute verwundert auf. Er hatte sich in den letzten Monaten weiß Gott oft den Kopf über Juliana of Wolvesey zerbrochen, aber er hatte tatsächlich keinen Gedanken daran verschwendet, dass sie ebenso nah mit dem König verwandt war wie Somerset. Seine Cousine, obendrein ersten Grades. König Harrys Vater war schließlich ein Bruder des Bischofs gewesen. »Ist es das, was er mir so übel nimmt?«
    »Nein. Was er übel nimmt, ist die Tatsache, dass es Juliana überhaupt gibt. Harry zürnt mir viel mehr als Euch. Nicht aus moralischer Überheblichkeit. Aber er fürchtet, der Papst oder die anderen Herrscher der Christenheit könnten von Juliana und ihrer Schwester erfahren, und das würde seinem Ansehen und somit seiner Position schaden. Mein Verhältnis zum König ist außerordentlich kompliziert, John. Wir stehen einander nahe. Wenn Vertrauen bedeutet, dass man dem anderen glaubt, was er sagt, vertrauen wir einander absolut. Aber er schuldet mir mehr Geld, als er je zurückzahlen kann. Das missfällt ihm. Ihm missfällt, dass der Papst mich zum Kardinal ernennen will und ich die Macht Roms in England verkörpern könnte. Er braucht mich. Er traut mir. Ich nehme an, er liebt mich sogar. Weiß Gott, Harry hat ein großes Herz. Aber ich bin ihm unbequem.«
    John lauschte fasziniert. Er hatte sich nie gefragt, wie der König, dessen Brüder, Onkel und Cousins wirklich zueinander standen. Sie hatten in seiner Vorstellung immer eine unverbrüchliche Einheit gebildet. Und vermutlich waren sie das auch. Aber nichts war je so einfach, wie es oberflächlich betrachtet schien. »Warum … erzählt Ihr mir all das, Mylord?«
    »Weil

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