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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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meiner Frau …«
    »Ja. Sir?«
    »Richte Ihr aus, es bestehe kein Anlass zur Sorge. Voraussichtlich komme ich morgen zurück.«
    Daniel nickte und erhob sich bereitwillig. »Dann sei Gott gepriesen. Und sein Bischof.«
    »Hier.« John zückte seinen Dolch und reichte ihn dem Jungen mit dem Heft zuerst. »Man weiß nie, was einem nachts auf der Straße begegnet.«
    Doch der Knappe schüttelte den Kopf und zog seinen eigenen Dolch unter dem Mantel hervor.
    »Woher hast du den?«, fragte John verwundert. Es war eine schlichte, aber solide gearbeitete Waffe.
    »Vom Schmied, meinem Stiefvater«, antwortete Daniel stolz.
    John hatte gehofft, Raymond hätte sie dem Jungen geschenkt. »Also dann. Mach dich auf den Weg. Gott behüte dich.«
    »Und Euch ebenfalls, Sir.« Mit einem Nicken und einem Lausejungengrinsen eilte Daniel aus der Wachstube – gänzlich furchtlos vor seinem einsamen Ritt durch das nächtliche Kent.
     
    »Ich hatte vor, Euch viel länger schmoren zu lassen«, bekannte Beaufort unvermittelt, als John zurückkam. »Ich wollte Euch schwitzen sehen. Als Rache dafür, dass Ihr meine Tochter gestohlen habt.«
    »Ich hoffe, Ihr seid auf Eure Kosten gekommen, Mylord.«
    »Nicht annähernd. Eure Stirn ist völlig trocken geblieben.«
    Aber auch nur die, dachte John mit einer verstohlenen Grimasse.
    »Es war Euer Plädoyer für ein Recht auf Selbstbestimmung, das mich gezwungen hat, vorzeitig einzulenken.«
    »Ich hätte nie geglaubt, dass gerade Ihr einen solchen Gedanken billigen könntet.«
    »Ihr habt Recht. Das sollte ich eigentlich auch nicht. Es ist ein gefährlicher, unerhörter Anspruch.« Unter halb geschlossenen Lidern hervor betrachtete er John. »Aber ein Gedanke, der mich seit einiger Zeit zunehmend beschäftigt.«
    »Tatsächlich?«
    »Die Welt ändert sich, John.« Beaufort lehnte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Überall an den Universitäten in Italien, Böhmen und Frankreich werden Werke vergessener Dichter und Denker aus alter Zeit übersetzt und diskutiert. Vergessene Ideen werden wieder entdeckt, vergessene, gefährliche Gedanken wieder gedacht. Und sie rütteln an den Grundfesten all dessen, was wir lange Zeit für unumstößlich gehalten haben. Selbst hier im abgelegenen England bleiben wir von neuen Gedanken nicht verschont, die die Ordnung der Welt in Frage stellen, nicht wahr?«
    »Ihr meint die Lollarden?«
    Der Bischof nickte. »Wir können sie und ihre Schriften verbrennen. Wir können das Kreuz gegen die Hussiten in Böhmen nehmen, wozu der Papst mich seit Monaten drängt. Aber gegen so viele neue Gedanken, von denen nicht wenige gut und richtig sind, werden wir letztlich nichts ausrichten.«
    »Gut und richtig?«, fragte John verwundert. »Aber Ihr verabscheut die Lollarden!«
    »Wie könnte ich?«, Beaufort lächelte geisterhaft und trank einen Schluck. »Mein eigener Bruder ist einer der ihren.«
    »Euer Bruder?«, stammelte John verständnislos. » Exeter ?«
    Der wackere Herzog mit dem Rauschebart und der unerschütterlichen Frömmigkeit und Königstreue war so weit von dem entfernt, was John sich unter einem Ketzer vorstellte, dass er es kaum glauben konnte. Und noch während er diese Enthüllung und die Tatsache, dass der Bischof ihm plötzlich Familiengeheimnisse anvertraute, zu verkraften versuchte, fuhr sein Gegenüber in aller Seelenruhe fort:
    »Er hätte natürlich niemals gemeinsame Sache mit Oldcastlegemacht, aber er glaubt, was Oldcastle glaubte. Gott vergib mir, ich habe selbst lange Jahre mit diesen Lehren geliebäugelt. Aber die Lollarden kennen keine Vernunft und kein Maß, darum muss ihnen Einhalt geboten werden.« Beaufort schüttelte den Kopf. »Was ich fürchte, John, ist ein Machtverlust der Kirche. Ich fürchte, dass sie eines Tages an diesen Gedanken zerbricht, wenn sie sich ihnen nicht beugt. Was die Christenheit nun vor allem braucht, sind starke Herrscher und stabile Verhältnisse. Krieg und Not sind ein hervorragender Nährboden für aufrührerisches Gedankengut. Wir müssen tun, was wir können, um ihnen ein Ende zu bereiten. Damit die Menschen wieder zu Gott finden können und die Kirche sich von innen heraus erneuern kann.«
    John ging ein Licht auf. »Womit wir bei Harry und Katherine wären.«
    Der Bischof lächelte flüchtig. »Ich habe etwas für Euch.« Er stand auf, trat an einen zweiten Tisch gleich unter dem Fenster, der voller Papiere und Pergamentbogen war, und brachte John ein unversiegeltes Schreiben. »Harry hat es

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