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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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weiß sogar die kleine Maud. »Vielleicht. Ich bin nicht ganz sicher«, gestand er offen. Dann nahm er die Unterlippe zwischen die Zähne und schaute sie an. Anschauen traf es vielleicht nicht ganz. Er verschlang sie förmlich mit seinem Blick. »Oh, Maud«, flüsterte er. »Tu’s für mich, he? Morgen muss ich fort, und ich werde mich jede wache Minute nach dir verzehren. So grausam kannst du nicht sein, oder? Komm mit mir. Ich schwöre dir, du wirst es nicht bereuen.«
    Maud war vierzehn Jahre alt und wusste so gut wie nichts über Männer. Doch sie hatte so eine Ahnung, dass sie es in der Tat bitter bereuen würde, wenn sie nachgab. Das Problem war nur, dass sie seinem Blick und seinen honigsüßen Schmeicheleien nichts entgegenzusetzen hatte. Sie war so rettungslos verliebt.
    Er merkte genau, dass sie schwach wurde, zog sie behutsam an sich und küsste sie. Es war ein sanfter, verspielter Kuss, den er im taktisch klügsten Moment beendete, als sie gerade anfing, ihn mit Gier zu erwidern.
    Es war nicht der erste. Da Raymond von vornherein gewusst hatte, dass ihm nicht viel Zeit blieb, hatte er sein bewährtes Programm ein wenig raffen müssen, aber er war seinem Erfolgsrezept treu geblieben: Schmeicheleien wechselten mit Unverfrorenheiten, feurige Beteuerungen mit gespielter Gleichgültigkeit. Dann ein heimliches Stelldichein mit dem ersten, scheuen Kuss. Und nichts weiter. Mit brennenden Lippen und hungrigem Blick hatte er sie stehen lassen. Schließlich eine zweite, scheinbar zufällige Begegnung an einem entlegenen Plätzchen hinter dem Backhaus. Das war gestern gewesen. Und als der richtige Moment gekommen war, hatte er die Hand unter ihren Rock geschoben und sie … aufgeweckt. Es funktionierte immer, hatte er gelernt. Es war ein natürliches Verlangen, das in jedem schlummerte, egal ob Mann oder Frau. Man musste es nur wachrufen. Das hatte er getan, und dann hatteer sie wieder stehen lassen, hatte vorgegeben, sich plötzlich auf seine Ritterehre zu besinnen, und war mit tragischer Miene und zerknirschtem Blick davongeeilt.
    Jetzt war sie reif.
    »Lass uns verschwinden, Maud. Ich weiß ein wunderbares stilles Plätzchen.«
    Sie wollte. Er sah in ihren Augen, dass sie wollte. Und gleichzeitig stand ein Flehen in ihrem Blick, sie zu verschonen.
    Mit einem beinah bedauernden Kopfschütteln nahm er sie bei der Hand und führte sie zurück ins Nachmittagslicht auf dem Burghof. Niemand war zu sehen – alle waren entweder in der Kapelle oder in der Kirche im Dorf. Raymond zog Maud zum Pferdestall, sattelte einen hübschen grauen Zelter, den seine Schwester vorzugsweise ritt, hob Maud vor sich aufs Pferd und ritt mit ihr über die Zugbrücke.
    Er brachte sie in den Wald auf die Lichtung am Tain, die so mancher Waringham für seine heimlichen Rendezvous ausgewählt hatte, weil ein jeder glaubte, er allein wisse von der Existenz dieses verwunschenen Ortes.
    Er band das Pferd an eine Weide am Fluss und hob Maud aus dem Sattel. Doch statt sie auf die Füße zu stellen, bettete er sie ins federnde, hellgrüne Frühlingsgras.
     
    John war ins Gestüt gegangen. Der Weg kam ihm sehr weit vor, und er erkannte, dass sein Vater Recht gehabt hatte: Er war noch nicht wieder richtig auf der Höhe. Er kehrte trotzdem nicht um. Das Gestüt war seit jeher der Ort, wohin er sich begab, wenn ihn etwas bekümmerte oder beschäftigte. So wie für andere Menschen die Kirche, dachte er ein wenig schuldbewusst, denn er versäumte die Abendmesse.
    Doch er war nicht der Einzige. Conrad stand an Circes Stalltür und spähte hinein.
    John trat neben ihn, und als er das Fohlen sah, das dicht an seine Mutter gedrängt im Stroh lag und döste, lächelte er unwillkürlich. »Eine Stute?«, fragte er ohne Gruß.
    Der Stallmeister nickte.
    »Wie lange hat es noch gedauert, bis sie kam?«
    »Zwei Stunden vielleicht.«
    »Sie ist wunderbar.«
    »Ja.« Endlich wandte Conrad den Kopf und schaute ihn an. In den ersten Tagen, als sie so um John gebangt hatten, war er täglich auf die Burg hinaufgegangen und hatte nach seinem Cousin gesehen »Liz hat mir erzählt, dass du auf dem Wege der Besserung bist. Aber denkst du wirklich, du solltest schon hier sein?«
    »Oh, jetzt fang du nicht auch noch an. Ich musste raus aus diesem furchtbaren alten Kasten. Frische Luft schnappen.«
    »Sag nicht, du bist nicht entzückt über Raymonds Gesellschaft …«
    John erwiderte sein Grinsen kurz, schüttelte dann aber den Kopf. »Es ist mein Vater, auf den ich wütend

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