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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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bin.«
    »Tatsächlich? Das hingegen verwundert mich. Was hat er denn verbrochen?«
    John winkte ab. »Sag mir lieber, wie es hier steht.«
    Conrad drängte ihn nicht. Er wusste, John würde ihm erzählen, was ihn bekümmerte, wenn er so weit war. »Tja, alles geht ein bisschen drunter und drüber«, berichtete er. »Wir müssen so schnell wie möglich neu bauen. Vor allem eine Futterscheune.«
    »Und woher kriegen wir neuen Hafer?«
    »Dein Vater will ihn im Norden kaufen. Dort sind die Preise immer niedriger als hier im Süden, sagt er. Er will einen Boten nach Burton schicken und Edward bitten, einen Agenten für uns zu beauftragen.« Eine Sorgenfalte hatte sich über seiner Nasenwurzel gebildet. »Teuer wird es allemal. Vom Verlust der drei Pferde ganz zu schweigen.«
    Die Pferde, die auf dem Gestüt von Waringham gezüchtet wurden, waren Schlachtrösser. Sie waren ungeheuer kostbar, die besten brachten bei der Auktion oft mehr als zweihundert Pfund. Ein einfacher, landloser Ritter hätte sie sich niemals leisten können, denn der Preis entsprach seinem Sold für etwa zehn Jahre. Es waren Rösser für Könige, Adlige und die reichen, belehntenRitter. Die wertvollen Hengste verfügten selbst über adlige Stammbäume, wurden mit größter Sorgfalt gezüchtet, drei Jahre lang gehegt, gepflegt und zur Perfektion geschult. Einen zu verlieren war ein herber Schlag. Drei, eine Katastrophe.
    John wusste, sein Cousin war ein wohlhabender Mann. Der Stallmeister wohnte in einem vornehmen Haus am westlichen Rand der Anlage; der Grund und Boden, auf dem sich Stallungen und Weiden befanden, war sein Eigentum. Das Gestüt glich einem kleinen Rittergut mitten im Herzen von Waringham, und hätte Conrad gewollt, hätte er sich auch den dazugehörigen Ritterschlag erkaufen können, so wie sein älterer Bruder Robin es getan hatte, der Soldat geworden war und seit Jahren eine Schar handverlesener Bogenschützen im Dienste des Königs befehligte. Aber die Pferde gehörten Conrad nur zur Hälfte – die andere war Eigentum des Earl of Waringham – und ganz abgesehen von seiner persönlichen Trauer um die so elend verendeten Tiere war der finanzielle Verlust für ihn sicher schwer zu verkraften.
    »Ich glaube nicht, dass mein Vater darauf besteht, dass du die Hälfte des neuen Futters jetzt gleich bezahlst …«, begann John unsicher.
    Conrad lächelte flüchtig. »Vielleicht nicht. Aber ich bestehe darauf.«
    »Conrad …«
    »Lass uns das Thema wechseln.«
    Der Junge senkte den Blick. »Entschuldige. Es geht mich nichts an, du hast Recht. Und ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Nein. Das hast du nicht.« Conrad klopfte ihm die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Junge. Wir schaffen das schon.« Jedenfalls hoffte er das. »Zum Füttern bist du zu spät, die Jungs haben heute früher angefangen. Aber du kannst mit zu den Jährlingen kommen und dir Calkas einmal anschauen, wenn du magst. Er gefällt mir nicht so recht.«
    Langsam gingen sie zum Jährlingshof hinüber, und auf dem Weg erklärte Conrad, dass sie die obdachlosen Zweijährigen vorerst draußen stehen ließen. Aber was passieren sollte, wennes Anfang Mai noch einmal kalt wurde, was ja so oft geschah, wisse er beim besten Willen nicht.
    Obwohl die verkohlten Ruinen der Futterscheune und des Stallgebäudes die Schrecken der Brandnacht wieder gegenwärtig machten, obwohl John erst jetzt wirklich klar wurde, dass Troilus nicht im nächsten Moment ans Gatter kommen würde, um ihn zu begrüßen, lebte der Junge auf. Conrad beobachtete mit Befriedigung, wie ein bisschen Farbe auf die fahlen Wangen zurückkehrte und Leben in die blauen Augen, während sie bei den Jährlingen von Tür zu Tür gingen und die Fortschritte ihrer Schützlinge erörterten.
    Eingehend untersuchte John den Grauschimmel Calkas, der klein und aufgrund seines noch ungleichmäßigen Wuchses hässlich war, auf den sie aber dennoch große Hoffnungen setzten. Er tastete die dürren Beine ab, sah in das weiche Maul, das prompt nach ihm schnappte, legte schließlich von unten den Arm um Calkas’ zu langen Hals und die Stirn an seine. So verharrte er ein paar Atemzüge lang mit geschlossenen Augen, völlig versunken, so schien es.
    Conrad beobachtete ihn gebannt. Er hatte es schon ungezählte Male gesehen, aber es hörte nie auf, ihn zu faszinieren.
    Schließlich ließ John den kleinen Hengst los und trat kopfschüttelnd zu seinem Cousin ins Freie. »Es ist nichts«, versicherte er, während er die untere

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