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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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willst du sagen, ich solle darüber nachdenken, ob er in meinem Fall nicht auch Recht haben könnte?«
    »Es wäre einen Versuch wert.«
    John schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Es würde nichts ändern. Manchmal hab ich das Gefühl, ich ersticke, Conrad.«
    Du weißt nicht zu schätzen, wie gut du es hast, lag dem Stallmeister auf der Zunge, aber er schluckte es hinunter. »John …«, begann er, aber weiter kam er nicht, weil seine Frau mit ihrem Sohn auf dem Arm in die Halle zurückkehrte. »Bleibt Ihr zum Essen, Sir John?«
    John wusste, die Einladung kam von Herzen, aber er lehnte ab. »Nein, danke, Lilian. Ich werde auch so schon allerhand zu hören kriegen, weil ich zu lange ausgeblieben bin. Vermutlich ist es klüger, ich mache mich auf den Heimweg.«
     
    Er hatte sich nicht getäuscht. Ausgerechnet Raymond, der nicht gerade dafür bekannt war, in seiner Jugend ein Ausbund an Folgsamkeit gewesen zu sein, empfing ihn mit den Worten: »Was fällt dir eigentlich ein, dich so lange rumzutreiben? Vater hat sich Sorgen gemacht.«
    »Wo ist er?«, fragte John und schloss die Tür.
    »Bei Jo und Ed. Er hatte irgendwas mit ihnen zu besprechen, wobei meine Anwesenheit offenbar unerwünscht war.«
    Er ist betrunken, erkannte John. Und düsterer Stimmung.
    Schweigend setzte der Jüngere sich an den Tisch. Ein Becher verdünnter Wein stand an seinem Platz, auf seinem Zinnteller lag ein Stück Brot. Er hatte das Essen versäumt, aber irgendwer hatte dafür gesorgt, dass er nicht hungrig schlafen gehen musste. Dankbar begann er zu kauen, und es störte ihn nicht, dass das Brot nicht mehr ganz frisch war.
    Raymond nahm einen tiefen Zug aus seinem Becher. Die Stille im Raum ging ihm auf die Nerven. »Wo hast du gesteckt?«
    »Gestüt.«
    »Und warst nicht in der Kirche, was?«
    John senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
    »Äußerst bedenklich«, befand Raymond und hob mahnend einen Zeigefinger. »Wenn du nicht aufpasst, wird kein Tugendboldwie Edward oder Mortimer aus dir, sondern ein Sünder wie ich.«
    »Vielleicht werde ich etwas ganz anderes als ihr alle«, fuhr John auf, obwohl er wusste, dass es unklug war.
    »Pass auf, wie du mit mir redest, Bruderherz«, drohte Raymond ohne viel Nachdruck.
    John sagte lieber nichts mehr. Aus dem Augenwinkel beobachtete er diesen viel gerühmten Ritter, von dessen Taten im Krieg gegen Waliser, Schotten und englische Aufrührer die unglaublichsten Geschichten erzählt wurden und der sein Bruder war. Für gewöhnlich ein gut aussehender Mann, die blauen Augen von einem Kranz aus Lachfältchen umgeben, die verrieten, was seine bevorzugte Gemütslage war. Aber heute Abend waren die Augen klein und gerötet, die großen Hände, die den Becher hielten, wirkten verkrampft.
    »Was sind denn deine hoch fliegenden Pläne für die Zukunft?«, fragte Raymond schließlich.
    Der Jüngere fürchtete eine Falle. Er kaute langsam, spülte den Bissen mit einem Schluck Wein hinunter und antwortete schulterzuckend: »Ich bin noch nicht sicher. Erst einmal will ich an den Hof des Königs, wie du weißt.«
    Raymond nickte. »Ich fürchte nur, daraus wird nichts.«
    John riss entsetzt die Augen auf. »Was soll das heißen?«
    Raymond ging auf, dass er es wieder einmal an Diskretion mangeln ließ. »Das erfährst du noch früh genug«, murmelte er ausweichend.
    John stand langsam von seinem Sessel auf und trat vor seinen Bruder. »Was hat Vater zu dir gesagt?«
    Raymond hob abwehrend die Linke. »Er meint es nur gut mit dir, glaub mir. Und vielleicht hat er Recht, vielleicht ist der Hof gar nicht das Richtige für dich. Du … bist eher von der empfindsamen Sorte, he?«
    John spürte Panik aufsteigen. »Raymond …«
    Der Ältere leerte seinen Becher in einem langen Zug und stellte ihn polternd auf dem Tisch ab. »Wer weiß. In der richtigen Umgebung … mit der entsprechenden Förderung könntewomöglich ein Dichter aus dir werden. So wie Mortimer. Ihr habt das eben von eurer Mutter. Du erinnerst mich oft an ihn, weißt du. Nur bist du nicht so ein Finsterling.« Sein zu lautes Lachen war das einzige Anzeichen seiner Trunkenheit. »Ich erwäge übrigens selbst, ein Buch zu schreiben«, vertraute er John im Verschwörerton an. »Über die Kunst der Verführung. Was hältst du davon, he? Ich könnte es mit einem schönen, gelehrten Titel versehen. De Arte Deflorationem , etwa. Klingt das nicht hübsch? Und ehrlich, John, das ist so ungefähr das Einzige, worauf ich mich wirklich verstehe.«
    John

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