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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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klüger, das niemandem zu verraten, sonst würde Vater David, der Johns Lehrer und seines Vaters Hauskaplan war, herkommen und ihn mit einem dicken, frommen Buch beglücken. Darauf konnte John gut verzichten. Lieber sah er seinen Freunden unten im Hof bei ihren Übungskämpfen in der warmen Frühlingssonne zu und beneidete sie ein bisschen.
    Damit hatte er vielleicht eine Viertelstunde verbracht, als die Tür sich öffnete. Er wandte den Kopf und seufzte. »Liz. Ich hoffe, du vergibst mir, wenn ich nicht sage, es sei eine Freude, dich zu sehen.«
    Sie lächelte, schalt ihn aber gleich darauf: »Ihr solltet noch nicht aufstehen, Sir John. Ihr habt immer noch Fieber.«
    Er ließ den linken Arm los, um mit der Rechten abzuwinken. Plötzlich mit seinem Eigengewicht belastet, sandte der gebrochene Knochen ein warnendes, schmerzhaftes Zucken bis in die Schulter hinauf. Unwillkürlich zog John scharf die Luft durch die Zähne ein, sagte aber: »Es ist unerträglich, hier herumzuliegen. Ich wette, im Gestüt ist furchtbar viel zu tun. Und sie …« Er wies aus dem Fenster. »Sie alle werden besser als ich, während ich hier auf der faulen Haut liege.«
    »Ja, ja«, entgegnete sie ungeduldig. »Ihr solltet trotzdem auf mich hören. Ihr nehmt es ein bisschen zu leicht, dass Ihr dem Tod so gerade noch mal von der Schippe gesprungen seid. Wollen wir?«
    Er ging zum Bett zurück und setzte sich auf die Kante. »Von Wollen kann kaum die Rede sein …«
    Jeden Morgen kam Liz zur Burg herauf, entfernte den Verband von seiner Brust und erneuerte die Salbe. Obwohl es jetzt von Tag zu Tag erkennbar besser wurde, war es immer noch eine Tortur, ganz gleich, wie behutsam sie die Leinenbinde von dem kaum verheilten Fleisch löste, wie sacht sie die Salbe auftrug. Beim ersten Mal hatte ihr davor gegraut, aber sie hatte ihr Versprechen gehalten und war allein zu ihm gegangen. Und John hatte sie überrascht. Er hielt vollkommen still und gab keinen Laut von sich. Wenn es wirklich schlimm wurde, kniff er die Augen zu und legte den Kopf in den Nacken. Dann und wann stahl sich dennoch eine Träne unter den Lidern hervor. Aber das war alles.
    »So. Schon fertig.«
    Er nickte. »Besser als gestern«, bemerkte er erleichtert.
    »Bis Ostern seid Ihr so gut wie neu«, prophezeite sie.
    »Was ich allein dir zu verdanken habe, nicht wahr?«
    »Oh, ich konnte ja kaum etwas tun«, wehrte sie ab, mit einem Mal verlegen.
    »Das stimmt nicht. Und obendrein riecht deine Salbe viel besser als die von dem Bruder aus Canterbury.« Tatsächlich war es dieser angenehme, würzige und gleichzeitig blumige Duft, der ihm bei ihren täglichen Heimsuchungen immer half, stoisch zu bleiben. »Woraus ist sie gemacht?«
    »Kamille, Ringelblume, Johanniskraut, Schafgarbe und Kleehonig«, zählte sie getreulich auf.
    »Honig?«, wiederholte er ungläubig.
    Sie hob lächelnd die Schultern. »Schadet nie«, erklärte sie.
    Er erwiderte das Lächeln. »Man kann wohl sagen, der Erfolg gibt dir Recht.«
    »Also dann.«
    »Liz …«
    »Hm?«
    »Wenn … wenn ich mich irgendwann einmal erkenntlich zeigen kann, wirst du’s mir sagen?«
    Sie schaute ihn verwundert an. Wie anders dieser Junge ist als sein Bruder, ging ihr auf. »Ja. Es könnte wirklich sein, dass ich das irgendwann tue«, antwortete sie.
    Er wusste die Ehre zu schätzen und nickte zufrieden.
    Liz sammelte ihre Siebensachen ein. »Ich muss gehen. Eure Schwester erwartet mich. Auf morgen, Sir John.«
    Er verdrehte die Augen, lachte aber. »Auf morgen.«
     
    Nachdem Liz Joannas Verdacht bestätigt hatte, verfielen die werdenden Eltern in einen Freudentaumel, und auch wenn Robin ihre Euphorie für reichlich verfrüht hielt, kündigte er dennoch an, zu Ostern ein Festmahl zu geben, um die gute Neuigkeit gebührend zu feiern.
    »Ich bin froh für Ed und Jo«, bekundete Raymond, der am Nachmittag des Gründonnerstag mit seinem Vater zusammensaß. Sie waren die Frühjahrsabrechnungen durchgegangen und hatten überlegt, was der preiswerteste Weg war, um das verbrannte Pferdefutter zu ersetzen, und in welchem Teil der weitläufigenWälder von Waringham sie das Holz zum Neubau von Futterscheune und Stallungen schlagen sollten. Jetzt hatten sie die Bücher jedoch zugeklappt.
    »Aber?«, hakte Robin nach.
    Raymond hob kurz die Schultern. »Kein Aber. Nur kann ich nicht zu Ostern bleiben. Der König fragt sich bestimmt schon, wo ich stecke.«
    Sein Vater nickte. »Dann lass dich nicht aufhalten. Reite nach Windsor. Sicher braucht

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