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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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»Ich nehme im Gegensatz zu dir Rücksicht auf die Wünsche meines Königs.«
    »Du bist ja auch sein Vasall.«
    »Du bist sein Ritter!«
    »Das war ich. Und ich habe nicht die Absicht, mich vor dir zu rechtfertigen. Es geht dich nichts an.«
    In tiefster Entrüstung wollte Raymond seine Gegenargumente vorbringen, als Daniel mit einem großen Zinnkrug hereinkam. Er stellte ihn auf den Tisch, verneigte sich vor seinem Vater und machte kehrt.
    »Danke, mein Junge«, sagte John.
    Sein Knappe ging mit einem Nicken hinaus.
    »Er hat sich gut gemacht«, murmelte Raymond abwesend.
    »Warum sagst du ihm das dann nicht? Warum hast du nicht ein einziges Wort des Grußes für ihn, nachdem ihr euch monatelang nicht gesehen habt?«
    Raymond winkte ab. »Besser, man schenkt seinen Bastarden nicht zu viel Beachtung, glaub mir. Das steigt ihnen nur zu Kopf. Frag deinen Schwiegervater«, fügte er gehässig hinzu. »Ich bin sicher, er wird mir Recht geben.«
    John brachte so viel Distanz wie möglich zwischen sie und ließ sich auf dem Fenstersitz nieder.
    Sein Schweigen machte Raymond nervös. »Entschuldige«, knurrte er unwirsch. »Das ging wohl unter die Gürtellinie.«
    Wo du dich bekanntlich am besten auskennst, dachte John, aber anders als sein Bruder sprach er nicht immer alles aus, was ihm in den Sinn kam.
    Er versuchte, diese gefährliche Unterhaltung in ruhigere Gewässer zu lenken. »Wann habt ihr geheiratet?«
    »Am zweiten Juni, wie Harry und Katherine. Schon am vierten hab ich Troyes mit dem König und Burgund und ein paar Männern verlassen, um die Belagerung von Sens und Montereau zu planen, aber die zwei Nächte mit meiner Braut waren ein Albtraum, John.« So kläglich war der Blick, den er seinem Bruder zuwarf, dass der es nicht fertig brachte, Raymond wegen seiner mangelnden Diskretion zu rügen.
    »Lass ihr ein bisschen Zeit«, riet John stattdessen.
    Raymond schnaubte und schenkte sich den größten Becher voll, der auf dem Wandbord stand. »Du auch?«
    John nickte.
    »Ich habe mir immer geschmeichelt, dass es keine Frau gibt, die ich nicht in Wallung bringen kann«, bekannte Raymond, während er John einen zweiten Becher reichte. »Ich weiß, was du sagen wirst. Aber die Erfahrung gab mir Recht.« Er hob mit entwaffnender Arglosigkeit die Schultern. »Es war einfach so. Aber sie … liegt einfach nur da. Mit geschlossenen Augen und Märtyrermiene. Reglos. Im Ernst, dass sie nicht gestorben ist, merke ich nur daran, dass sie in einem fort heult.«
    John seufzte. Schuldbewusst gestand er sich seine Erleichterung, dass Eugénie de Blamont nicht seine Frau geworden war. »Ah. Jetzt dämmert mir, warum du in Wahrheit so voller Entrüstung bist. Dir wäre es viel lieber, ich hätte die heulende Eugénie am Hals, nicht wahr?«
    »Du kannst wenigstens Französisch«, entgegnete Raymond, offenbar nicht im Mindesten beschämt, dass er ertappt worden war. »Der König hatte dich deswegen ausgewählt, und weil sie dich schon kannte. Dann verlierst du plötzlich den Verstand und heiratest diesen wandelnden Affront … einen wirklich niedlichen Affront, muss ich allerdings gestehen. Und da kommt Harry auf einmal der Gedanke, wie wunderbar es wäre, wenn ein englischer Earl eine französische Gräfin zur Frau nimmt. Harry ist im Versöhnungsfieber, verstehst du.« Er breitete die Arme aus. »Was sollte ich tun? Ich hab ihm gesagt, ich sei noch nicht bereit zu heiraten, aber …«
    »Er hat erwidert, dass das für einen Mann von zweiundvierzig kein sehr überzeugendes Argument sei.«
    »So ist es«, bekannte Raymond. Offenbar fand er diesen Einwand völlig unbegreiflich.
    »Ich verstehe trotzdem nicht, warum du es getan hast, wenn du nicht wolltest. Harry ist kein Despot. Er hätte dich doch nicht gezwungen. Und selbst wenn er ein Weilchen verstimmt gewesen wäre, hätte er dich niemals so einfach … verstoßen wie mich. Auf mich kann er verzichten. Aber nicht auf dich.«
    »Und das macht dir überhaupt nichts aus, oder?«, konterte Raymond verständnislos. »Mein einziger Trost in den letztenWochen war die Vorstellung, dass du in Waringham sitzt und vor Kummer krepierst. Und was finde ich bei meiner Heimkehr vor? Du strahlst vor Glück. Ehrlich, John, das ist nicht gerecht. Das hast du nicht verdient!«
    John hatte bittere Tränen vergossen, als er vergeblich auf die Aufforderung wartete, zu den Hochzeitsfeierlichkeiten nach Troyes zu kommen. Er fühlte sich zu Unrecht zurückgewiesen und viel zu hart bestraft. Aber eher

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