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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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aber er war schlüpfrig wie ein Aal und ist mir so lange ausgewichen, bis mein geliebter Stiefvater hinzukam und mir, wie zu erwarten war, in den Rücken fiel.
    Aber nun ist das endlose Feiern ja glücklicherweise vorüber, und in wenigen Tagen ziehen wir aus, um dem Dauphin die Burgen südöstlich von Paris abzuknöpfen. Du wirst also bald kommen müssen, um dein neues Kommando zu übernehmen. Der König war übrigens ausgesprochen brummig, als mein bischöflicher Onkel ihm in aller Unschuld eröffnete, welch hervorragenden Kommandanten er für seine Truppen gefunden habe. Tudor und ich haben uns famos amüsiert.
    Gott schütze dich und gewähre dir eine sichere Überfahrt.
    Dein Freund John Beaufort, Earl of Somerset, dem es einegroße Freude ist, nun dein angeheirateter Cousin zu sein, auch wenn es vermutlich schon ein Skandal ist, das zu schreiben.
     
    Raymond brachte nicht nur diesen Brief, sondern auch seine Braut mit nach Waringham, hatte Harry ihn doch nur für ein paar Tage beurlaubt, damit er die junge Comtesse in ihr neues Heim einführen konnte.
    Eugénie de Blamont mochte an Katherines Seite immer nur wie ein blasser Schatten gewirkt haben, war für sich betrachtet jedoch eine durchaus hübsche, dunkelhaarige Frau. Sie zählte in etwa zwanzig Jahre und hatte rundliche Formen und sanfte, braune Augen, die jetzt allerdings rot geweint waren.
    John gab vor, das nicht zu bemerken, als er sie am Eingang der Halle begrüßte. »Ich freue mich sehr, Euch wiederzusehen, Comtesse«, sagte er förmlich auf Französisch. Er hörte selbst, dass es zu kühl klang, und gab sich mehr Mühe: »Willkommen in Waringham.«
    »Danke.« Es war kaum mehr als ein Flüstern, und es klang so hoffnungslos, als habe John sie im Vorhof der Hölle willkommen geheißen.
    Juliana neigte höflich das Haupt vor der neuen Herrin der Halle, sah dann wieder auf und lächelte ihr zu, halb schüchtern, halb aufmunternd. Es war ein unwiderstehliches Lächeln. »Willkommen, Mylady«, sagte sie auf Englisch, fuhr dann aber in fließendem Französisch fort: »Mein Name ist Juliana of Wolvesey, Madame. Ich lebe auch erst seit einem halben Jahr in Waringham. Ihr werdet gewiss wie ich feststellen, dass Ihr mit großer Herzlichkeit hier aufgenommen werdet.« Sie traf exakt den richtigen Ton – respektvoll und doch warmherzig.
    Raymond lehnte kreidebleich im Türrahmen. Die lange Überfahrt hatte ihm fürchterlich zugesetzt, ihm war immer noch sterbenselend. Und beim Anblick seiner jungen Schwägerin überkam ihn eine solche Bitterkeit, dass er ohne alle Mühe wieder Galle hätte spucken können. Aber er rang sich ein Lächeln ab und verneigte sich knapp. »Raymond of Waringham, Madam. Euer ergebener Schwager.«
    Juliana knickste graziös. »Willkommen daheim, Mylord.« Dieser Mann war eine Legende und obendrein beinah so alt wie ihr Vater – er schüchterte sie ein. Und sie hatte etwas in seinen Augen aufleuchten sehen, das sie für Häme hielt.
    John, der seinen Bruder besser kannte, wusste, dass es nicht Häme, sondern Lüsternheit war, die Raymond für einen kurzen Augenblick preisgegeben hatte, und schlagartig überkam ihn rasende Eifersucht.
    »Würdest du Lady Eugénie ihr Gemach zeigen und sie ein wenig herumführen, Juliana?«, bat er.
    »Natürlich.«
    »Dann lass uns nach oben gehen, Raymond. Wir haben viel zu bereden.«
    »Das kannst du laut sagen«, knurrte der Ältere und befahl Daniel, der in der Nähe stand, barsch: »Bring mir Wein.«
    Gekränkt über die wenig freundliche väterliche Begrüßung nickte der Junge und verließ wortlos die Halle.
    John bedachte seinen Bruder mit einem finsteren Blick, gab aber keinen Kommentar ab, sondern führte ihn die Treppe hinauf in das sonnendurchflutete Wohngemach. Kaum hatte die Tür sich geschlossen, packte Raymond den Jüngeren am Arm und schleuderte ihn dagegen. »Das hast du fein hingekriegt, du verfluchter Hurensohn! Weißt du eigentlich, wie schwer du den König enttäuscht hast? Du undankbarer, schamloser …«
    »Beruhige dich, Raymond. Und lass mich los.«
    »Du …« Drohend hob der Ältere die Faust.
    John schloss die seine darum, stieß Raymonds Hand weg und befreite seinen Ärmel mit einem Ruck. »Nimm dich zusammen! Du hast weiß Gott kein Recht, mir Vorwürfe zu machen. Und du bist doch in Wahrheit nur wütend, dass ich im Gegensatz zu dir gewagt habe, die Frau zu heiraten, die ich wollte.«
    Raymond wandte sich angewidert ab und ließ sich in einen der Sessel am Tisch fallen.

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