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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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waren es Szenen. »Da Raymond seine Frau offenbar nicht dazu anhält, sich zusammenzunehmen, wirst du es tun müssen, John.«
    Liz hatte begonnen, eine Salbe auf die verwundete Flanke zu streichen. Erwartungsgemäß wandte die Stute den Kopf und schnappte nach ihr. »Könnte einer von euch sie vielleicht mal halten?«, fragte sie unwirsch.
    Conrad und John tauschten einen verwunderten Blick, und Conrad ergriff das Halfter. »Warum so kratzbürstig, Mistress Smith?«
    »Ihr könntet ein wenig mehr Mitgefühl für die arme französische Lady zeigen. Sie ist allein unter Fremden, und ihr Gemahl kümmert sich überhaupt nicht um sie, sondern ist seit Tagen …« Sie unterbrach sich und winkte seufzend ab. »Ihr wisst ja selbst, wo er steckt.«
    »Aber wenn er sich um sie kümmert, ist sie auch nicht glücklich, Liz«, wandte John ein.
    »Völlig unbegreiflich …«, knurrte die junge Hebamme und wich geschickt zurück, als die Stute ausschlug.
    Die beiden Männer schauten sich wieder ratlos an, und schließlich mutmaßte Conrad: »Es wird sicher leichter für sie, wenn Raymond weg ist.«
    »Für sie wie für jede andere Frau in Waringham«, versetzte Liz. »Und darüber hinaus. Er erweitert sein Revier, falls euch das noch nicht aufgefallen ist.«
    »Liz …« John war verlegen. Er fand es peinlich, dass sie dieses heikle Thema so unverblümt zur Sprache brachte. Auch wenn sie zu Raymonds Opfern zählte, war und blieb dieser der Earl of Waringham, und darum stand es ihr nicht an, sich missfällig über ihn zu äußern. Jedenfalls nicht vor John.
    »Wisst Ihr eigentlich, dass es Väter in Waringham gibt, die ihren Töchtern verbieten, das Haus zu verlassen, wenn Euer Bruder daheim ist? Habt Ihr überhaupt eine Ahnung, wie schlimm es geworden ist? Dass die freien Bauern davon reden, fortzugehen?«
    »Johns Einfluss auf Raymond ist sehr begrenzt, Liz«, sagte Conrad. »Er kann nichts tun. Und du bringst ihn in Verlegenheit.«
    »Oh, wie unverzeihlich von mir …«, murmelte sie bitter, verschloss ihren Salbentopf und wollte sich abwenden. »Ich denke, wir sind hier fertig.«
    »Warte, Liz«, bat John. Und als sie ihn mit verschlossener Miene anschaute, hob er die Hände. »Ich … es tut mir Leid. Ich billige nicht, was er tut. Aber ich kann ihn nicht kontrollieren, wie mein Vater es konnte. Was erwartest du, das ich tue?«
    Liz steckte den kleinen Salbentiegel in ihren Beutel am Gürtel und seufzte. »Ihr tut ja genug, Sir John. Vor allem für meinen Daniel. Glaubt nicht, ich wüsste das nicht zu schätzen. Aber manchmal macht es mich so wütend, wie … ausgeliefert die Mädchen ihm sind. Wenn Ihr Maud gesehen hättet letztes Jahr zur Erntezeit, als Raymond sie mit einem Beutel Pennys abgespeist und aus seinem Bett geworfen hat …«
    John schnaubte. »Aber inzwischen tröstet sie sich in den Armen unserer Stallburschen, wie ich höre.«
    »Es war sicher nicht das, was sie sich einmal für ihr Leben erträumt hat«, gab sie hitzig zurück.
    John nickte, obgleich er fand, dass nicht Raymond dafür verantwortlich war, wenn Maud sich an jeden Kerl in Waringham verkaufte. Aber er wollte Liz nicht weiter verstimmen. »Würdest du mir einen Gefallen tun?«, fragte er sie stattdessen.
    »Natürlich.«
    Es war schon wieder ein peinliches Thema. Wie ein verlegener Bengel senkte John den Kopf, schaute aber gleich wieder auf. »Könntest du dir meine Frau einmal ansehen und mit ihr reden? Sie ist ein bisschen beunruhigt. Wir sind jetzt schon über ein halbes Jahr verheiratet und …«
    »Oh, verstehe. Natürlich, Sir John. Wenn Ihr wünscht, komme ich gleich heute Nachmittag.«
    Er lächelte ihr dankbar zu. »Großartig.«
    Die beiden Männer schauten ihr nach, als sie den Stutenhof überquerte und schließlich hinter einem der langgezogenen Stallgebäude verschwand.
    »Ich fürchte, Juliana wird sich ziemlich verlassen vorkommen, wenn ich fort bin«, gestand John seinem Cousin. »Wenn sie schwanger wäre, hätte sie etwas, das ihre Gedanken beschäftigt.«
    »Nach allem, was ich höre und sehe, ist sie mehr als genug mit eurem Haushalt beschäftigt, den Eugénie ihr ja wohl nicht abnehmen wird, nicht wahr? Und mach dir keine Sorgen, John. Es wird schon noch klappen. Ein halbes Jahr ist nicht wirklich eine lange Zeit. Menschen sind eben anders als Gäule.«
    »Hm.« Es klang nicht sehr überzeugt.
    »Darüber hinaus denke ich, dass deine Juliana die Zeit ohne dich gut übersteht. Es ist wahr, sie ist noch furchtbar jung, aber nicht

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