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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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hätte er sich in sein Schwert gestürzt, als Raymond das wissen zu lassen. »Du hast mir nicht geantwortet. Warum hast du’s getan?«
    »Wegen der Mitgift«, bekannte Raymond unwillig. »Sie hat Burgund für dreitausend Pfund ihre Ansprüche auf Blamont verkauft, und die hat sie mir eingebracht.«
    »Oh, das ist gut«, entfuhr es John. »Vor der Auktion im Frühjahr haben deine Gläubiger praktisch hier an der Zugbrücke kampiert.«
    »Aber von dem Geld kriegst du keinen Penny zu sehen«, eröffnete Raymond ihm brüsk. »Ich behalte es für meinen Unterhalt und den meiner Truppen, bis der Krieg aus ist. Dann muss ich nicht jedes Mal auf den Knien zu Conrad rutschen, wenn ich neue Wintermäntel für meine Bogenschützen brauche.«
    »Nun, auch das wird mein Leben als dein Steward erleichtern. Falls ich das noch bin.«
    Raymond nickte mit einem flüchtigen Grinsen. »Oh ja. Ich bin ja nicht verrückt und schmeiß dich raus, nur weil ich wütend auf dich bin. Tristan Fitzalan hat mir geschrieben, welche Wunder du hier vollbringst.«
    Er streckte die langen Beine vor sich aus und sah sich kurz um, sog den Rosenduft ein, der durchs Fenster strömte. Der Wein hatte die Nachwirkungen der Seekrankheit vertrieben, und man konnte zusehen, wie Raymond auflebte. »Tut gut, wieder hier zu sein«, bemerkte er schließlich.
    John nickte.
    »Sag mal, ist deine kleine Frau eigentlich noch nicht schwanger?«
    »Nein.« Das war ein Umstand, der John allmählich zu sorgen begann.
    »Brauchst du vielleicht Hilfe?«
    Wie gestochen fuhr John von der Bank hoch. »Wenn du ihr zu nahe kommst, Raymond, dann schwöre ich dir …«
    »Schon gut, schon gut!« Der Ältere hob lachend beide Hände, stand auf und streckte sich. »War nur ein Scherz. Ich halte mich an meine süße Judith, um mich über meine spröde Braut hinwegzutrösten.«
    Natürlich, dachte John verdrossen. Die Schäferstochter aus Hetfield. » Sie ist übrigens schwanger, wie man hört«, knurrte er.
    »Allmächtiger. Bastard Nummer zwölf, und das allein in Waringham.« Raymond sagte dies mit unverhohlenem Stolz.
    Das waren sieben mehr, als John bislang gezählt hatte. »Und du nennst mich schamlos …«, murmelte er angewidert.
    Raymond zwinkerte ihm zu und warf ihm einen versiegelten Brief in den Schoß. »Da. Von deinem Busenfreund Somerset. Ich reite nach Hetfield, John. Sei so gut und kümmere dich ein wenig um meine Frau.«
     
    Das war gar nicht so einfach. Eugénie machte sich mit ihrer anhaltenden Trauermiene nicht gerade Freunde auf der Burg und im Dorf. Es kränkte die Leute, dass die Ausländerin England und Waringham offensichtlich so unerträglich fand, dass sie alles beweinen musste, was ihr unter die Augen kam, und es dauerte nicht lange, bis die Mägde anfingen, hinter ihrem Rücken zu kichern und sie Lady Tropfauge zu nennen.
    »Die größte Last trägt Juliana«, berichtete John Conrad und Liz, während sie gemeinsam die hässliche Bisswunde anschauten, die eine rossige Stute einer anderen zugefügt hatte. »Sie ist eine der wenigen, die Französisch spricht, und als Eugénies Schwägerin fühlt sie sich natürlich verpflichtet, ihr den Einstand zu erleichtern. Aber Juliana ist noch keine fünfzehn Jahre alt. Sie ist …« Er brach ratlos ab.
    »Überfordert?«, schlug Conrad vor.
    John nickte, obwohl das Wort nicht wirklich den Kern derSache traf. Juliana war eigentlich vollauf damit beschäftigt, sich in ihre eigene neue Rolle zu finden. Vermutlich hatte sie gehofft, dass Eugénie ihr nicht nur die Verantwortung für den großen Haushalt abnehmen, sondern ihr auch eine ältere, erfahrenere Freundin sein würde. John wusste, es gab Tage, da Juliana ihre Mutter schmerzlich vermisste. Doch beide Hoffnungen hatten sich nicht erfüllt. Eugénie machte Julianas Leben weder einfacher noch reicher, sondern war im Gegenteil nur eine zusätzliche Bürde. »Gestern … gestern hat Juliana zum wiederholten Male versucht, ihr die Schlüssel zu übergeben. Sie stehen ihr zu – eigentlich wäre es Eugénies Pflicht, sie zu nehmen. Aber was hat sie getan?«
    »Geheult«, rieten Conrad und Liz wie aus einem Munde.
    John schüttelte den Kopf. »Sie hat Juliana gefragt, ob einer der Schlüssel auf die Tür ihrer Schlafkammer passe, damit sie Raymond aussperren könne, und als Juliana daraufhin errötete und nichts zu sagen wusste, hat sie ihr den Ring vor die Füße geschmettert.«
    »Du meine Güte«, brummte Conrad missbilligend. Wenn er eins auf der Welt verabscheute,

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