Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
auf. Nein, ehrlich, das macht keinen Spaß mehr.«
    Owen Tudor wiegte den Kopf hin und her. »Nun, einen Unterschied gibt es dieses Mal. Ich jedenfalls habe noch nie eine Belagerung mit einer Königin erlebt.« Er schaute zu dem Haus hinüber, das Harry für seine Gemahlin hier vor den Toren Meluns hatte errichten lassen – weit genug entfernt, dass der Kanonendonner sie nicht belästigte, nah genug, dass der König sie bei Einbruch der Dunkelheit schnell erreichen konnte. Und in der Dämmerung spielten jeden Abend mindestens acht Trompeter und andere Musiker vor ihrer Tür …
    »Zwei Königinnen«, verbesserte Somerset. »Vergiss die liebreizende Isabeau nicht.«
    Tudor gab flegelhafte Würgelaute von sich, und Somerset lachte. Dann schlug der Waliser dem jungen Earl plötzlich scheppernd mit dem Stulpenhandschuh vor den Brustpanzer. »Sieh nur, wer da kommt.«
    Somerset schaute in die Richtung, die er ihm wies. »John!«
    Sie ritten ihm entgegen, doch ehe sie einander begrüßen konnten, mussten sie sich vor einem Pfeilhagel ducken, der plötzlich über die Mauer kam.
    »Willkommen in Melun, Waringham«, sagte Tudor ironisch. »Du siehst, alles ist, wie es immer war.«
    John zog einen Pfeil aus dem kleinen Spalt zwischen Kinn- und Halsschutz seines Helms und warf ihn achtlos beiseite. »Die Garnison scheint noch ganz munter.«
    »Leider«, stimmte Somerset zu. »Stell dir vor, der junge Burgund hat Montereau schon genommen. Und wir kommen hier nicht vorwärts. Das ist vielleicht peinlich.«
    John sah blinzelnd zu der gewaltigen Mauer auf, die in der hellen Junisonne gleißend hell wirkte. »Bislang sind sie noch alle gefallen«, sagte er zuversichtlich. »Ich bringe zweihundert ausgeruhte, hervorragend ausgebildete Männer.«
    »Das ist gut. Hier zeigen sich langsam Verschleißerscheinungen.«
    »Und?«, fragte Tudor, während sie nebeneinander zum Kommandantenzelt hinüberritten. »Hat es dir das Herz gebrochen, deine Frau verlassen zu müssen? Oder bist du schon erleichtert, ihr entronnen zu sein?«
    »Das trifft wohl eher auf meinen Bruder zu«, entgegnete John grinsend und wich der Frage damit aus.
    Tatsächlich fühlte es sich höchst seltsam an, wieder in Frankreich zu sein. Er war fast ein Jahr in Waringham gewesen, und es war achtzehn Monate her, seit er zuletzt an Kampfhandlungen teilgenommen hatte.
    Juliana zu verlassen war ihm nicht leicht gefallen. Doch Tudor hatte nicht völlig Unrecht mit seinem Verdacht; in gewisser Weise war John erleichtert. Die letzten Tage vor seiner Abreise waren von einer merkwürdigen Anspannung überschattet gewesen. Sie hatte auch sein Verhältnis zu Juliana getrübt. Auf einmal schwiegen sie sich an, wenn sie beisammen saßen, statt wie früher über Gott und die Welt zu reden. Es lag nicht nur daran, dass Juliana sich plötzlich wie aus heiterem Himmel entschlossen hatte, Eugénie gegen alle abfälligenBlicke und gehässigen Bemerkungen in Schutz zu nehmen. Es hatte auch etwas damit zu tun, dass John dieses Mal voller Blutdurst in den Krieg zog. Natürlich hatte er seiner Frau das nicht verraten. Aber irgendwie war Juliana ihm wohl dennoch auf die Schliche gekommen, und das hatte sie still und kleinlaut gemacht.
     
    Er brauchte nicht lange auf seine erste Begegnung mit den Dauphinisten zu warten. Kaum hatte er den Brüdern des Königs seine Rückkehr gemeldet und seine Männer in Stellung gebracht, als die Garnison von Melun einen Ausfall unternahm. Gut dreihundert schwer bewaffnete Männer strömten plötzlich aus einer Seitenpforte in einem Winkel der Mauer und fielen über die englischen Soldaten her, die die Fundamente untertunneln sollten und so mit ihren Bauarbeiten beschäftigt waren, dass sie die Gefahr nicht kommen sahen. Eilig zog John den Angreifern mit Beauforts Männern entgegen, und als sein Schwert zum ersten Mal knirschend durch einen altmodischen Kettenpanzer in den Leib eines Franzosen fuhr, verspürte er einen kleinen Rausch der Genugtuung. Doch er verlor nicht den Kopf. Er brachte sein aufgespießtes Opfer zu Fall, befreite seine Klinge mit einem Ruck, und noch während er achtlos über den Schreienden hinwegstieg, erteilte er ein paar Befehle, hieß seine Männer, sich in zwei Gruppen aufzuteilen und die Franzosen in die Zange zu nehmen.
    Es dauerte gar nicht lange, bis sie sie aufgerieben hatten. John ließ keinen am Leben, der sich ihm in den Weg stellte. Mit sparsamen, fließenden Bewegungen führte er seine Streiche, hatte die Augen überall,

Weitere Kostenlose Bücher