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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er das will. Und natürlich bin ich euch nicht gram, vorausgesetzt, ihr lasst irgendwas Anständiges für mich mitgehen.« Mit einer angewiderten Grimasse wies er auf das steinharte Brot.
    »Das lässt sich einrichten«, versprach Tudor, und sie gingen hinaus.
     
    Vier Monate dauerte die Belagerung von Melun, und für John war es eine bittere Zeit. Der König ignorierte ihn nicht direkt, doch er behandelte ihn mit der gleichen kühlen Distanz wie diejenigen burgundischen Adligen, die keinen Hehl daraus machten, dass sie ihrem jungen Herzog nur widerwillig in das Bündnis mit England gefolgt waren. Des Königs Brüder, Clarence und Gloucester, zeigten John ebenso die kalte Schulter – Clarence wohl hauptsächlich, um seinen Stiefsohn Somerset zu treffen, Gloucester, weil er ein Opportunist war. Und ausgerechnet Harrys Onkel Exeter, der in seiner einmal gefassten Meinung über einen Mann nicht so leicht zu erschüttern war und von Harrys Zorn gegen John vermutlich unbeeindruckt geblieben wäre, war als Kommandant in Rouen zurückgeblieben.
    Doch mehr noch als die geballte Missbilligung der königlichen Familie machte John die Belagerung selbst zu schaffen. Der Widerstand der Dauphinisten in Melun war entschlossen. In häufigen Ausfällen, vor allem jedoch mit erbitterten Kämpfen in den finsteren Tunneln unter der Mauer setzten sie sich gegen die englischen und burgundischen Truppen zur Wehr, und es war vornehmlich dort, wo John unermüdlich im Einsatz war. Eine Fackel in der Linken, Schwert oder Lanze in der rechten Faust steckte er manches Mal von Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Dunkelheit in diesem inzwischen verzweigten Minensystem und tötete die Dauphinisten in mühevoller Kleinarbeit, einen nach dem anderen, denn in der Enge dort war kein Platz für irgendetwas anderes als Zweikämpfe. Es war gefährlich. Da sowohl Belagerer als auch Belagerte unermüdlich von beiden Seiten gruben und Barrikaden errichteten,veränderten die Tunnel sich ständig. Man lief immer Gefahr, in eine tödliche Sackgasse zu geraten. Gelegentlich erwies das Gewicht der Mauer sich auch als zu groß, und ganze Tunnelabschnitte stürzten ein. Zweimal wurde John verschüttet, zweimal gruben seine Männer ihn aus, kurz bevor er erstickte. Die ewige Dunkelheit in den Tunneln setzte ihm zu, und doch war sie es, die er suchte. Er wollte wieder allein mit der Dunkelheit und dem Feind sein, denn es war der beste Weg, um sich seine Gefangenschaft gegenwärtig zu machen, alles an guten Dingen auszusperren, was ihm seither gewährt worden war, und seine Rache zu nehmen. Bei jedem Franzosen, der plötzlich aus der Finsternis vor ihm auftauchte, betete er, es möge Victor de Chinon sein. Doch Gott war weit weg von diesem lichtlosen Ort, und Chinon kam niemals. Darum wurde Johns Rachedurst nicht gestillt, und das stumpfsinnige Töten wurde ihm allmählich zum Albtraum. Aber am nächsten Tag kehrte er zurück und begann das blutige Tagewerk von vorn, weil er nicht anders konnte.
    Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, erschien Anfang September Arthur Scrope.
    John kam zusammen mit Owen Tudor im Mondschein von einer der Koppeln am Rande des Zeltlagers zurück, wo sie nach ihren Pferden und denen des Königs geschaut hatten. Schweigend lauschten sie dem Klang der hellen Trompeten, der vom Haus der Königin herübergeweht wurde, und schließlich sagte Tudor: »Wenn Melun fällt, wird König Harry nach Paris ziehen. Das hat er Somerset und seinen Brüdern gestern eröffnet. Dort wird er die Stände einberufen und auf sich einschwören. Und er wird mit Katherine im Louvre residieren – nicht Charles und Isabeau.«
    John konnte ein triumphierendes Lächeln nicht unterdrücken. »Gut so.«
    »Aber er will nicht lange dort bleiben, sondern seine Königin schnellstmöglich nach England bringen.«
    »Das kann man ihm kaum verdenken. Er war über dreieinhalb Jahre nicht zu Hause.«
    »Hm. Und wenn wir in England sind, nimmt sie mich in ihren Haushalt.«
    John blieb stehen. »Katherine?«
    »Ja.«
    »Nun … dann wird der Krieg für dich vorüber sein.«
    »Vermutlich, ja.« Tudor ließ nicht erkennen, was er bei dem Gedanken wirklich empfand.
    »Owen, ich weiß, es geht mich nichts an, aber … hältst du das wirklich für klug? Du solltest lieber rennen. So viel Abstand zwischen sie und dich bringen, wie du nur kannst. Denn wenn es mehr als eine Laune ist …«
    »Es ist keine Laune.«
    »Dann wirst du entweder

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