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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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wehrte tückische Seitenangriffe ab, das gewaltige Schwert in der Rechten, den Dolch in der Linken. Er war einfach zu schnell für die französischen Angreifer, mähte einen nach dem anderen nieder, während er sich allmählich vorwärts bewegte wie ein Schnitter auf einem Kornfeld. Bald färbte die trockene, kreidige Erde um ihn herum sich rot, und die französischen Soldaten begannen, furchtsam vor ihm zurückzuweichen. Zwei streckte er noch nieder, ehe der kläglicheRest kehrtmachte und floh. John klappte das Visier seines Helmes hoch und verengte die Augen, um besser zielen zu können. Dann schleuderte er seinen Dolch und traf einen ungerüsteten, braungelockten Bauernjungen von hinten ins Herz. Und danach war es auf einmal still am Fuß der Stadtmauer.
    Schließlich steckte einer von Beauforts Rittern das Schwert in die Scheide, stemmte die Hände in die Seiten und nickte. »Alle Achtung, Captain.«
    Er war ein graubärtiger Veteran, der dem Haus Lancaster schon bei der walisischen Revolte gedient und allerhand erlebt hatte. Als er gesehen hatte, welch einen jungen Captain der Bischof ihm vor die Nase setzte, war er alles andere als glücklich gewesen. Doch jetzt hatte er seine Meinung geändert. »Alle Achtung.«
    Johns Kiefermuskeln schienen sich verkrampft zu haben, und ihm war, als sei sein Gesicht ganz kalt. Der Hass brodelte in seinem Innern, war noch lange nicht gestillt. Fast in Panik schaute John sich um, aber es war weit und breit kein Feind mehr zu entdecken. Mühsam und nur allmählich gelang es ihm, sich zusammenzunehmen. Schließlich antwortete er scheinbar gelassen: »Ihr wart selbst nicht übel, Sir William.«
    Der winkte einen der einfachen Soldaten herbei. »Hol Sir Johns Dolch zurück, Bübchen«, befahl er ihm. »Ich glaube, er braucht ihn noch.«
     
    »Junge, Junge. So hab ich dich seit Agincourt nicht mehr erlebt«, bemerkte Tudor, als John kurz vor Einbruch der Dämmerung das Zelt mit dem Somerset-Wappen betrat.
    John nahm sein Schwert ab und hielt es Daniel hin. »Damit wirst du ein bisschen Arbeit haben.«
    »Das macht nichts, Sir.« Der Knappe strahlte vor Stolz über seinen Herrn. Genau wie viele andere hatte er gesehen, wie John den Ausfall zurückgeschlagen hatte. Das ganze Lager sprach davon. Daniel legte das Schwert behutsam auf die Erde, damit er die Hände frei hatte, um John aus der Rüstung zu helfen. Brustpanzer, Handschuhe und Armschienen legte er zudem Schwert, denn sie waren ebenso mit französischem Blut beschmiert. Ehe er sich jedoch an die Reinigung der Rüstung begab, brachte er seinem Herrn eine Schüssel mit Wasser, Leinentuch und Rasiermesser. John sah, dass der Knappe ihm auch schon an gewohnter Stelle eine Schlafstatt hergerichtet und ihr leichtes Gepäck ordentlich verstaut hatte.
    »Gut gemacht, Daniel«, murmelte er. »Wenn du uns noch einen Bissen Brot und einen Krug Wein besorgen könntest …«
    »Nur für einen, Daniel«, sagte Somerset vom Eingang. »Der König und die Königin bitten Tudor und mich zum Nachtmahl.« Er trat ein und legte John im Vorbeigehen kurz die Hand auf die Schulter. »Das tut er absichtlich. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Normalerweise ist er nicht so nachtragend. Aber offenbar ist er noch nicht fertig damit, dich zu kränken.«
    Tudor hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute mit einem seligen Lächeln in das durchhängende Zeltdach. »Ich werde sie sehen. Es gibt doch einen gütigen Gott …«
    Somerset schüttelte seufzend den Kopf. »Hör gar nicht hin, John. Er kann an nichts anderes mehr denken als an die Königin. Völlig besessen. Er bemüht sich gar, in ihren Haushalt versetzt zu werden.«
    »Stimmt«, bekannte Tudor ohne alle Verlegenheit. »Lieber trage ich der schönen Katherine ein seidenes Taschentuch nach, als für Harry Franzosen zu schlachten, bis es mich erwischt. Mir reicht’s, ehrlich.«
    John sagte zu alldem nichts. Er hob eine Beinschiene vom Boden auf, lehnte sie gegen einen Kerzenhalter und benutzte sie als Spiegel, während er sich rasierte. Nichts war zu hören als das Schaben der Klinge. Der Kanonendonner war für heute verstummt – die Welt war mit der Abenddämmerung still und trügerisch friedlich geworden.
    Als Daniel mit einem halben Laib Brot und einem Krug Wein zurückkam, waren Tudor und Somerset im Begriff aufzubrechen.
    »Sei uns nicht gram, John«, bat Letzterer ein wenig unbeholfen. »Lass nicht zu, dass er einen Keil zwischen uns treibt.«
    John rang sich ein Lächeln ab und

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