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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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nun mal, oder? Sie haben ihremKönig den Gehorsam verweigert. Wohin soll das führen, wenn man so etwas durchgehen lässt?«
    Die anderen beiden folgten ihm.
    »Er hätte sie aber nicht gleich aufhängen lassen müssen«, widersprach Somerset untypisch heftig. »Im Übrigen hätte er die Entscheidung dem schottischen König überlassen sollen, der dagegen war.«
    »Was regst du dich so auf, es waren doch nur Schotten«, warf Tudor ein. Es sollte ironisch klingen, aber seine Freunde wussten, es erfüllte ihn jedes Mal mit Bitterkeit, wenn sich wieder einmal zeigte, dass es den Engländern an Respekt vor ihren britischen Nachbarn mangelte. Er hob den Krug auf dem Tisch an, fand ihn aber leer.
    »Schade, dass Harry den alten Charles nicht bewogen hat, den französischen Soldaten der Garnison ebenfalls zu befehlen, sich zu ergeben«, sagte John. »Dann könnten wir die jetzt auch alle aufknüpfen. Das wäre sinnvoll gewesen, denn sobald wir sie laufen lassen, kriechen sie zu ihrem Dauphin zurück und stellen sich uns bei nächster Gelegenheit wieder entgegen.«
    Somerset war seiner Meinung. »Harry hat es versucht. Aber der gute, alte Charles war … nicht in der Verfassung. Er wusste nicht einmal, wen er vor sich hatte.«
    John schnalzte ungeduldig. »Es wird nicht gerade besser mit ihm.«
    »Nein«, bemerkte Tudor. »Katherine sagt, seine Verwirrung nimmt immer dann zu, wenn er nicht in Paris in seiner gewohnten Umgebung ist.«
    Unwillkürlich tauschten John und Somerset einen Blick. Es machte sie nervös, dass Tudor die junge Königin so vertraulich beim Vornamen nannte und sie ihm offenbar persönliche Dinge anvertraute. Wie so viele walisische Edelleute sprach auch Owen Tudor fließend französisch. Damit war er einer der wenigen, mit denen Katherine sich überhaupt verständigen konnte.
    »Wie … ist sie?«, fragte John neugierig.
    »Du kennst sie doch«, antwortete Tudor achselzuckend.
    »Nur als Prinzessin, nicht als Harrys Königin. Führt sie sich so unmöglich auf wie meine Schwägerin? Oder hat sie ihre Meinung geändert?«
    »Sie hat ihre Meinung schon geändert, als sie Harry zum ersten Mal gesehen hat«, antwortete Tudor und konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. »Vermutlich schon vorher. Sie behauptet, du habest Honig in ihr Ohr geträufelt.«
    John zog eine Grimasse. »Zu dumm, dass sie dem König offenbar nichts davon gesagt hat.«
    Somerset schlang den feuchten Mantel fester um sich und setzte sich auf einen der Schemel am Tisch. »Sie ist Harry sehr zugetan, das ist nicht zu übersehen. Das Gleiche gilt umgekehrt. Und sie ist sehr würdevoll. England wird seine neue Königin lieben, da bin ich sicher.«
    »Ob Frankreich hingegen so schöne Gefühle für seinen neuen König entwickeln wird, wage ich zu bezweifeln«, sagte Tudor.
    Die beiden anderen lachten.
    »Das macht ja nichts«, fand Somerset. »Katherine hat ihren Liebreiz, Harry seine Armee. Mit beiden kann man ein Land erobern. Da fällt mir ein, mein innigst geliebter Stiefvater sagte heute früh, dass wir übermorgen abrücken, und ich frage mich …«
    Er unterbrach sich, weil plötzlich und unangemeldet ein graubärtiger Ritter ihr Zelt erstürmte. »Ich bitte um Verzeihung für die Störung, Gentlemen«, sagte er außer Atem und verbeugte sich hastig. Dann fuhr er an John gewandt fort: »Captain, ich glaube, es wäre besser, Ihr kommt mit mir.«
    »Sir William! Was gibt es denn?«
    »Schnell, Sir.« Der sonst so unerschütterliche Veteran war offenbar äußerst beunruhigt. John stand auf und folgte ihm ins Freie. Somerset und Tudor schlossen sich ungebeten an. Sir William warf ihnen einen kurzen Blick zu, sagte aber nichts.
    In größter Eile führte er sie zum Zelt der Kommandanten. Die Wache ließ sie passieren, und als sie durch den Eingang traten, hörten sie den Duke of Gloucester sagen: »Schafft einenPriester herbei, der ihm die Beichte abnimmt, und dann hängt ihn auf.«
    John spürte, wie seine Kopfhaut sich vor Entsetzen zusammenzog und seine Nackenhaare sich aufstellten. Daniel lag vor Gloucester auf den Knien. Und man hatte ihn in Ketten gelegt.
    Gleich hinter ihm standen zwei Ritter, so als sei der Junge ein gefährlicher Verbrecher, den es zu bewachen galt, und als John erkannte, dass einer der Wächter Arthur Scrope war, verkrampften sich seine Eingeweide. Was immer hier vorgehen mochte, ein Missverständnis war es nicht, erkannte er.
    Er trat einen Schritt vor. »Darf ich fragen, wieso Ihr meinen Knappen hängen lassen

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