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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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als Raymond die Decke zurückschlug, und sie fing auch nicht an zu heulen, als er ihr Hemd hochschob. Ihre Haut schimmerte silbrig im schwachen Mondlicht, und er strich sacht mit der Rechten über ihren Bauch. Er war weich und wunderbar gerundet, die Brüste vielleicht eine Spur zu voll, um der Mode zu entsprechen. Aber Raymond war es recht so; er hatte gern etwas in der Hand, wie er gelegentlich zu sagen pflegte.
    Zum ersten Mal zog er sich aus, ehe er sich zu ihr legte. Eugénie schloss die Augen, um ihn nicht anschauen zu müssen. Raymond kam der Gedanke, dass es vielleicht gar nicht so sehr an ihm lag. Womöglich war sie ihrem französischen Grafen eine ebenso fade Bettgenossin gewesen, gehörte einfach zu den bedauernswerten Frauen, die keine Freude an der Liebe finden konnten. Aber es reichte ihm schon, dass sie ihn ohne Tränen erduldete – er war bescheiden geworden. Er musste sich auch nicht anstrengen, um seine Mission zu erfüllen. Er schloss einfach die Augen und dachte an Liz, deren Brüste sich ganz ähnlich angefühlt hatten.
    Er verspürte beinah so etwas wie Trost, als er zum Ende gekommen war und sich neben sie legte, um höflichkeitshalber noch ein paar Minuten zu bleiben. Das bleischwere Gefühl des herannahenden Unheils war nicht gewichen, aber er hatte getan, was er konnte. Behutsam platzierte er die Hand auf dem Bauch seiner Frau. Zu seiner grenzenlosen Verwunderung wandte Eugénie sich ihm zu, legte den Kopf auf seine Schulter und schlief ein.

Waringham, Dezember 1421
    I sabella of Waringham, Schwester der Abtei St. Catherine zu Havering, an John of Waringham, ohne Gruß. Ich kann nicht fassen, was du getan hast. Wie kannst du dich nur selbst ertragen, nachdem du solche Schande über dich und dein Haus gebracht hast? Mir ist bewusst, dass die Schuld teilweise bei unserem Vater liegt, der es versäumt hat, dich christlichen Anstand und Moral zu lehren. Aber die Entscheidung war die deine, und du bist ein erwachsener Mann. Mit Schaudern wende ich mich von dir ab. Ich werde für deine Seele und die des lasterhaften, in unaussprechlicher Sünde gezeugten Kindes, das du zur Frau genommen hast, beten, weil das meine Pflicht ist, aber ich weiß nicht, wie ich Gott aufrichtig um Vergebung für dich bitten soll, da ich dir selbst nicht vergeben kann. Somit bringst du mich obendrein auch noch in einen Gewissenskonflikt. Wenn ich meinen Zorn überwunden habe, werde ich um dich trauern, denn für mich bist du gestorben. Schreibe mir nie wieder …
    »Juliana? Was liest du da?«
    Sie schaute auf, drehte den Bogen dann wortlos um und hielt ihn John zur Begutachtung hin.
    Er erkannte ihn auf einen Blick. »Wie kommst du dazu, meine Briefe zu lesen?«, fragte er.
    Sie ging nicht darauf ein. »Wann hast du den bekommen?«
    Er hob die Schultern und nahm ihr das Schreiben ab. »Anfang August. Und ich hätte jetzt gern eine Antwort. Was fällt dir ein, in meinen Sachen zu schnüffeln?«
    Bei dem hässlichen Wort fuhr sie leicht zusammen. »Was erwartest du? Schließlich bin ich ›lasterhaft und in unaussprechlicher Sünde gezeugt‹. Darüber hinaus hatte der Wind einen ganzen Stapel Briefe vom Tisch geweht, und ich wollte sie nur aufheben. Dabei fiel mein Blick zufällig auf die seltsame, grußlose Anrede.«
    John seufzte und nahm reumütig ihre Hand. »Entschuldige. Ich war nur erschrocken, dass du ihn gesehen hast. Ich hätte ihn verbrennen sollen.«
    »Du hättest es mir sagen sollen«, gab sie zurück. »Wie viele solcher Briefe hast du noch bekommen?«
    »Drei oder vier.« Einer der schneidendsten war von Richard Beauchamp, dem Earl of Warwick, gewesen, der ein Bruder von Julianas Mutter war und diese Affäre deswegen als persönlichen Affront betrachtete. »Aber sie haben nichts zu bedeuten, Juliana. Harry hat uns verziehen, und welcher Mann in England könnte es sich leisten oder könnte auch nur ein Interesse daran haben, den König gegen sich aufzubringen? Darüber hinaus war die Mehrzahl der Briefe eher so wie dieser hier.« Er suchte eine Weile in den unordentlichen Stapeln aus Abrechnungen, Inventaren und Briefen auf dem Tisch in ihrer Kammer. »Herrje, ich müsste hier wirklich dringend mal aufräumen … Ah, da ist er.«
    Er reichte Juliana den Brief, der in einer schwungvollen Handschrift auf einen etwas fleckigen Papierbogen geschrieben war: Joanna of Waringham, Countess of Burton, an ihren innigst geliebten Bruder John, Grüße. Ed brachte die Nachricht von der hässlichen Kampagne gegen dich

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