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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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er hatte es oft genug erlebt, dass Männer von bösen Vorahnungen geplagt wurden und ihreAngelegenheiten mit besonderer Sorgfalt regelten, ehe sie auf den Feldzug gingen, von dem sie dann tatsächlich nicht zurückkehrten.
    Seit Raymond die Nachrichten von der Niederlage bei Baugé gehört hatte, war sein Herz schwer. Das Gefühl, dass in Frankreich eine Katastrophe auf ihn lauerte, wurde mit jedem Tag drängender. Wie eine warnende Stimme, die immer lauter wurde. Aber wie in aller Welt hätte er seinem Bruder sagen sollen, dass er überzeugt war, Waringham nie wiederzusehen?
    Beim Abendessen, das er mit seinen Rittern und deren Familien in der Halle einnahm, tat er unbeschwert. Vor allem die jüngeren Männer seines Gefolges brannten darauf, ihn nach Frankreich zu begleiten, und er erzählte ihnen von Harrys großen Taten und von den wildesten Gerüchten, die über den Dauphin kursierten, um sie zum Lachen zu bringen und von den ernsten Mienen der Älteren und Erfahreneren an der Tafel abzulenken.
    Und als es dunkel wurde, ging er zu seiner Frau.
    »Ich bedaure, dass ich Euch noch einmal behelligen muss, Eugénie«, sagte er, während er die Tür schloss.
    Ein wenig Mondlicht fiel durchs offene Fenster, genug, um sie zu erkennen.
    Eugénie lag stockstill in seinem Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, und starrte ihm mit weit aufgerissenen Augen entgegen. Offenbar hatte sie ihn erwartet. Und das war verwunderlich, wenn man bedachte, dass er seit jener Nacht vor einem Jahr, als sie ein Messer gegen ihn erhoben hatte, kein Wort mit ihr geredet, geschweige denn sich ihr in irgendeiner Weise genähert hatte.
    Er nahm den Schwertgürtel ab und legte ihn zusammen mit seinem Dolch auf die Truhe neben dem Fenster – außerhalb ihrer Reichweite. Dann trat er ans Bett und schaute auf sie hinab. »Ihr lebt nun schon so viele Monate in England, darum nehme ich an, dass Ihr mich besser versteht, als Ihr vorgebt.« Er sprach langsam und deutlich, um ihr sein Entgegenkommen zu beweisen.
    Sie zeigte keinerlei Reaktion, sah ihn nur unverwandt an, ihre Züge starr.
    »Die Sache ist die«, setzte er wieder an. »Morgen muss ich fort, und Gott allein weiß, wie lange es dieses Mal dauert. Ich …« Er brach ab. Auf einmal war er sich gar nicht mehr sicher, ob er überhaupt wollte, dass sie ihn verstand. Es war etwas sehr Persönliches, das er ihr zu sagen versuchte. Er wollte einen Sohn. Obwohl er wusste, dass John ein viel besserer Earl wäre als er es je gewesen war und es deswegen verdient hätte, den Titel zu erben, verspürte Raymond mit einem Mal den Wunsch, etwas zu hinterlassen, das Bestand hatte. Nicht einfach so spurlos zu verlöschen. Seine Bastarde waren nicht genug. Er hatte ein Vermächtnis weiterzugeben, und er wollte diese letzte Chance nutzen.
    Er räusperte sich. »Es wird Zeit, dass wir einen Waringham zeugen, versteht Ihr.«
    Er war wild entschlossen, es zu tun. Nur war er keineswegs sicher, ob er auch konnte. Nichts, aber auch gar nichts regte sich bei ihm angesichts ihrer offenkundigen Ablehnung. In den ersten Tagen ihrer Ehe, als sie einfach nur teilnahmslos erduldet hatte, was er tat, hatte er sich noch einreden können, sie werde früher oder später schon Geschmack daran finden. Aber er wusste einfach nicht, was er machen sollte, wenn sie sich wehrte.
    »Bitte, Eugénie«, drängte er leise und setzte sich auf die Bettkante. Er ergriff eine ihrer eiskalten Hände, die die Decke umklammerten, und führte sie an die Lippen. Dann mobilisierte er seinen gesamten französischen Wortschatz: »S’il vouz plaît?«
    Plötzlich zuckte ihr Mund, und sie wandte hastig den Kopf ab. Aber es gelang ihr nicht, ihr Kichern zu unterdrücken. Seine Aussprache war einfach zu komisch.
    Raymond grinste, unendlich erleichtert. Es war die erste menschliche Regung – abgesehen von ihrem Mordanschlag –, die sie ihm je gezeigt hatte. »War das falsch?«, fragte er.
    Sie sah ihn wieder an und schüttelte den Kopf. »Ganz richtig.«
    »Eugénie!« Er lachte leise. »Noch eine neue Errungenschaft. Du hast mit mir gesprochen.«
    » Comment ?«, fragte sie stirnrunzelnd.
    Er schüttelte den Kopf. »Es spielt keine Rolle.« Verwegener geworden, legte er die Linke auf ihre Wange und betastete mit den Fingerspitzen ihr geflochtenes Haar. Im ersten Moment schien es, als wolle sie den Kopf aus alter Gewohnheit wegbiegen, aber sie besann sich und ließ ihn gewähren.
    Es war nicht wirklich ein Durchbruch. Aber sie erhob keine Einwände,

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