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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Schneeschmelze Anfang März brachte Eugénie einen gesunden Jungen zur Welt, als habe sie beschlossen, auch in dieser Hinsicht dem Beispiel ihrer geliebten Königin zu folgen.
    John sorgte dafür, dass Raymonds Wünsche genauestens befolgt wurden: Am Tag nach der Geburt bat er Vater Egmund auf die Burg, der den neuen Erben des Hauses Waringham nach dessen Großvater auf den Namen Robert taufte. John selbst stand Pate. Stolz hielt er den brüllenden Täufling mit ausgestreckten Armen hoch, damit der in der Kapelle versammelte Haushalt ihn auch gebührend bewundern konnte, und beim anschließenden Festmahl in der Halle betrank er sich. Es war ein bisschen viel, was mit einem Mal auf ihn einstürzte. Seine Enttäuschung über die Ankunft dieses Neffen, der all seine Hoffnungen auf den Titel zunichte machte, lag im Widerstreit mit der eigentümlich starken Zuneigung, die er vom ersten Moment an für den kleinen Robert empfunden hatte. Gleichzeitig verspürte er einen dumpfen Groll auf Raymond und Eugénie, weil deren Sohn seinen Kummer über seine und Julianas Kinderlosigkeit mehrte.
    Und er sah genau, dass es Juliana ebenso erging. Sie lachte und tat unbeschwert, trug gar eines von Mortimers Gedichten vor, welches er kurz nach der Geburt seiner ersten Tochter geschrieben hatte und das die Winzigkeit eines Neugeborenen, die Unschuld seiner Seele und die Freuden der Vaterschaft pries. Der Haushalt applaudierte gerührt. Doch John merkte, welche Mühe all dies Juliana kostete. Und voller Verwunderung stellte er fest, dass er zum ersten Mal erlebte, wie seine Frau sich beherrschte. Statt wie sonst ihren Launen und Gefühlen freien Lauf zu lassen, unterwarf sie sie an diesem Abend einem eisernen Willen. Und das machte ihm Angst.
    Doch er sprach mit niemandem über seine Besorgnis, schon gar nicht mit Juliana, da es ja keinen Unterschied machte, was irgendwer sagte. Wenn Gott beschlossen hatte, sie mit Unfruchtbarkeit zu strafen, dann gab es nichts, was sie dagegen tun konnten.
     
    In seiner Ratlosigkeit stürzte John sich in seine Arbeit. Das Frühjahr und der Sommer waren im Gestüt immer die betriebsamste Zeit. Dennoch machte er sich zwei Wochen vor Ostern für einige Tage frei, um Eugénie, den kleinen Robert und dessen Amme persönlich nach Windsor zu begleiten, wo die Königin sich immer noch aufhielt. Er bewunderte den kleinen Prinzen Henry in seiner mit französischen Lilien und englischen Löwen bemalten Wiege, und bei dem Gedanken, dass auf diesem winzigen Haupt dereinst zwei Kronen lasten sollten, wurde sein Herz schwer.
    Er verbrachte einen unbeschwerten Abend in Gesellschaft der Königin, ihrer Ritter und Damen, doch am nächsten Morgen verabschiedete er sich, weil er in Waringham unabkömmlich war.
    Die Königin erwies ihm die Ehre, ihn bis ans Tor der altehrwürdigen Burg zu begleiten. »Es war schön, Euch zu sehen, Jean. Aber wagt Euch nicht noch einmal her, ohne Eure Gemahlin mitzubringen.«
    Er verstand sehr wohl, was sie ihm damit sagen wollte, auch wenn sie beide wussten, dass es zu diesem Zeitpunkt ausgesprochen unklug gewesen wäre, Juliana an den Hof zu bringen.
    John verneigte sich mit einem dankbaren Lächeln. »Sie kann es kaum erwarten, Euch kennen zu lernen, Madame.«
    »Wie ich höre, ist sie ein gutes Mittel gegen Langeweile.«
    »Und von wem hört Ihr so etwas?«, fragte er verblüfft.
    »Von meinem bischöflichen Onkel Henri Beaufort, mit dem ich mich nach der Taufe des Prinzen lange unterhalten habe.«
    »Verstehe. Nun, Madame, wie üblich hat Euer bischöflicher Onkel Recht. Man kann meiner Frau allerhand nachsagen – wie Ihr zweifellos wisst, gibt es Lords, die sich in dieser Disziplinunermüdlich üben –, aber seit wir verheiratet sind, habe ich mich noch keinen Tag gelangweilt.«
    Katherine lächelte schelmisch. »Welch ein Glückspilz Ihr seid, Jean …«
     
    John hatte befürchtet, dass Lords und Ritter dieses Jahr der Pferdeauktion von Waringham fernbleiben könnten, um ihm ihre Geringschätzung zu zeigen. Doch er hatte den Ruf ihres Gestüts unterschätzt. Wie jedes Jahr strömten die Pferdenarren und Kaufwilligen auch an diesem Sonnabend nach Ostern von nah und fern zusammen, um die edlen Rösser zu bewundern, wortreich zu kommentieren und zu erwerben. Beim anschließenden Bankett, das für die glücklichen Käufer in der Halle gegeben wurde und eine ebenso lange Tradition hatte wie die Auktion selbst, ließen sich vier oder fünf der Geladenen unter fadenscheinigen Vorwänden

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