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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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und seine langen Episteln vermittelten John jedes Mal das Gefühl, als höre er den lang entbehrten Freund reden. Was aber nicht hieß, dass er dessen regelmäßigen Beteuerungen, es gehe ihm fabelhaft und es mangele ihm an nichts, je Glauben schenkte.
    Lange hatten der Kardinal und Edmund Beaufort mit der Gräfin von Eu und ihrem Sohn verhandelt, und nun schienen ihre Bemühungen endlich Früchte zu tragen.
    »Wir müssen den Kronrat überreden, den Grafen von Eu nach Calais zu verlegen«, sagte Edmund eindringlich. »Die Gräfin wartet auf ein Signal. Wenn sie sieht, dass wir es ernst meinen, wird sie einem Austausch zustimmen, ich bin sicher.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«, fragte plötzlich eine schneidende Stimme hinter seiner linken Schulter. »Harrys Testament verbietet die Freilassung französischer Gefangener, ehe sein Sohn mündig wird.«
    Edmund wandte den Kopf. »Wir erörtern hier eine Familienangelegenheit, Richard. Mach dich rar.«
    Derartige Schroffheit lag eigentlich nicht in seiner Natur, aber Richard of York förderte nie Edmunds schönere Charakterzüge zu Tage.
    »Eine Familienangelegenheit, ja?«, fragte York und zog die blonden Brauen in die Höhe. »Oder vielleicht doch eher ein Komplott gegen die Interessen des Königs?«
    Wie gestochen schoss Edmund von der Bank hoch. »Und was genau möchtest du damit sagen?«
    »Schluss!«, befahl ihre Tante Joan energisch, die sie beide großgezogen hatte. »Richard ist dein Cousin, obendrein mit deiner Cousine Cecily verheiratet und somit ebenfalls ein Mitglied dieser Familie, Edmund. Und du wirst es gefälligst unterlassen, uns verräterische Absichten zu unterstellen, Richard, was fällt dir nur ein? Jetzt setzt euch hin und benehmt euch wie Gentlemen!«
    Die beiden Gescholtenen kamen der Aufforderung schweigend nach, nicht ohne noch einen feindseligen Blick zu wechseln.
    Richard of York war erst achtzehn Jahre alt, doch wie so viele Plantagenet war er früh erwachsen geworden. Joan Beaufort hatte sich jede erdenkliche Mühe gegeben, ihm ein warmes Nest zu bieten, aber niemand, dessen Vater als Verräter hingerichtet worden war, hatte eine leichte Kindheit. Seine Mutter war schon gestorben, ehe der kleine Richard das Laufen gelernt hatte, und ihr Bruder, der unglückliche Earl of March, dem John vor so langer Zeit einmal für eine kleine Weile alsKnappe gedient hatte, war vor vier Jahren einem Lungenleiden erlegen. Da March ohne Nachkommen gestorben war, hatte Richard of York seinen gefährlichen Anspruch auf Englands Krone geerbt, und vielleicht war es das, was Edmund Beaufort seinem Vetter so verübelte. Denn eigentlich, dachte John oft, war Richard of York kein schlechter Kerl. Er trug nichts von der Gemeinheit und dem Hang zur Gewalttätigkeit in sich, die seinen Vater, den Earl of Cambridge, zu einem so unangenehmen Zeitgenossen gemacht hatten. Im Gegensatz zu den Beaufort-Brüdern sprühte Richard vielleicht nicht gerade vor Esprit, war eher ernst und still, aber das allein, fand John, war keine Sünde.
    Er argwöhnte, dass Kardinal Beaufort Edmunds Antipathie gegen den jungen York teilte, sie lediglich besser zu verbergen wusste, denn sein Schwiegervater neigte sich Richard jetzt scheinbar verbindlich zu und sagte beschwichtigend: »Unter Umständen sollte der Kronrat beschließen, im Falle des Grafen von Eu eine Ausnahme zu machen. Nicht nur in Somersets Interesse, sondern um Englands willen.«
    York winkte ab. »In spätestens zwei Monaten fällt Orléans. Dann ist der Dauphin endgültig erledigt, und ihr könnt Somerset auch ohne einen Austausch zurückholen.«
    Beaufort deutete ein Kopfschütteln an. »Orléans wird nicht fallen.«
    »Was?«, fragten die jungen Männer am Tisch wie aus einem Munde.
    Seit März hatte der Duke of Bedford die mächtige Stadt an der Loire belagert. Er hatte Großes geleistet in den Jahren seit Harrys Tod, hatte den Krieg unermüdlich und beharrlich weitergeführt, wie sein Bruder es nicht besser gekonnt hätte. Und nun war endlich, endlich der entscheidende Wendepunkt erreicht. Nicht nur Richard of York wusste, dass es die Dauphinisten in die Knie zwingen würde, wenn sie Orléans – ihre größte Hochburg – verlören.
    Der Kardinal seufzte verstohlen. »Ich bringe sonderbare und leider sehr schlechte Neuigkeiten: Die Dauphinisten habensich hinter einem neuen Anführer gesammelt und den Belagerungsring um Orléans durchbrochen. Bedford musste sich Hals über Kopf zurückziehen. Unter hohen Verlusten,

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